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Siebenpfahl (German Edition)

Siebenpfahl (German Edition)

Titel: Siebenpfahl (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael R. Schröder
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nach ihnen!«
     
    *
     
    C onrad rannte zu seiner Unterkunft, stieß die Tür auf und eilte an
das Nachtlager seines Sohnes. Caspar hatte die Augen weit geöffnet und
fantasierte. Er sprach von einem großen Vogel, der ihn hatte fallen lassen. Als
Conrad sich zu ihm niederkniete und ihm die Hand auf die Stirn legte, konnte er
deutlich das hohe Fieber fühlen. »Wie steht es um ihn?«, fragte er, ohne sich
zum Doktor umzudrehen.
    Der Doktor machte ein hilfloses Gesicht. »Ich bin mit meinem
Latein am Ende. Ich habe ihn zur Ader gelassen und ihm ein Mittel zusammengebraut,
doch nichts scheint zu helfen. Ich weiß keinen Rat mehr! Vielleicht hat er
einen Schädelbruch vom Sturz und es liegt jetzt allein in Gottes Hand, ihn zu
heilen.«
    Margret hielt Irmel die ganze Zeit auf ihrem Schoß. Als Conrad zu
ihr herumblickte, durchfuhr ihn ein tiefer Schmerz. Die Familie war für Margret
das größte Gut. Sie hatte sich nie beklagt, dass sie in ärmlichen Verhältnissen
lebten, sondern Gott stets dafür gedankt, dass er ihnen ein Dach über dem Kopf,
Arbeit und gesunde Kinder beschert hatte. Ihre Worte, dass kein Reichtum dieser
Erde einen Menschen ersetzen könnte, gingen ihm durch den Kopf. Sollten sie
Caspar verlieren, so wäre ihre schöne heile Welt in sich zusammengebrochen …
und es würde nie mehr werden, wie es war.
    Der Kaplan betrat die Unterkunft. Betroffen schaute er in die Runde,
bevor er den Blick auf Caspar richtete, der schwer und stoßweise atmete. Ab und
an flüsterte Caspar wirres Zeug und sein Gesicht glänzte vom Schweiß.
    »Seid gegrüßt, Kaplan Balthasar!«, sagte der Doktor und schaute
mit betrübter Miene auf Caspar nieder. »Es steht sehr ernst um ihn und wir
brauchen nun den Beistand Gottes.«
    Mühsam und mit schmerzverzogener Miene kniete sich der Kaplan vor
Caspars Lager nieder und legte ihm die Hand aufs Haupt. Er hielt inne und
sprach ein leises Gebet. Dann bekreuzigte er sich und betrachtete den Jungen
mit traurigem Blick. Dass es schlecht um ihn stand, hatte er sofort erkannt.
    »Das Schlimme ist das hohe Fieber!«, bemerkte der Doktor. »Könnten
wir es senken, so sähe es besser für ihn aus.«
    Irmel fing wieder zu weinen an, sodass Margret sie fester an sich
drückte.
    »Ich habe ein Mittel in meinem Rucksack«, stieß André plötzlich
hervor. »Meine Mutter hat es mir reingetan, als ich ins Zeltlager ging. Sie sagte,
falls mal jemand hohes Fieber bekommen sollte, würde es bestimmt helfen.«
    Überrascht blickte der Doktor zu André herum, »Was für ein Mittel
hat deine Mutter zusammengemischt?«, fragte er lauernd.
    Sie alle konnten erahnen, welche Gedanken der Doktor hegte.
Bestimmt würde er sich jetzt fragen, ob an dem Vorwurf der Hexerei etwas Wahres
dran war. Die Jungen hatten ein Mittel, das von einer Frau zusammengemixt wurde
und gegen hohes Fieber helfen sollte!
    »Sein Vater war der Doktor in dem Ort, von dem die Jungen kommen«,
mischte sich der Kaplan ein. »Geht und holt am besten etwas, das hilft!«
    Der Doktor bedachte den Kaplan mit einem ärgerlichen Blick. »Ihr wollt
doch nicht etwa andeuten, dass ich ein falsches Mittel zusammengebraut habe?«
    »Nein, aber manchmal helfen bei Leuten Mittel, die wiederum bei
anderen überhaupt keine Wirkung zeigen. Wir sollten mehrere probieren.«
    Der Burgdoktor warf einen letzten Blick auf André, dann verließ er
den Raum und eilte davon.
    »Fast hättest du uns verraten!«, schimpfte Marcel.
    »Ach!«, gab André verächtlich zurück. »War mir jetzt aber nicht
bewusst. Schön, dass du es gemerkt hast.«
    »Hört bitte wegen solcher Dinge auf zu streiten und tut etwas für
Caspar!«, mahnte Margret kopfschüttelnd.
    Der Kaplan sah es genauso. »Gib Caspar das Mittel, welches dir deine
Mutter mitgegeben hat.«
    André griff in den Rucksack, holte die Packung heraus und las den
Beipackzettel. Dann hob er den Kopf. »Hier steht geschrieben, wie man es
verabreichen muss und wogegen es hilft! Es ist ein fiebersenkendes Mittel. Alle
drei Stunden soll jeweils eine Pille mit etwas Wasser eingenommen werden.«
    Der Kaplan schüttelte heftig den Kopf. »Gebt ihm Bier, kein
Wasser! Das Wasser könnte verschmutzt sein und es würde Caspar danach nur noch
schlechter gehen.«
    Nach etwa einer Stunde hatte sich Caspars Zustand merklich gebessert.
Sein Atem ging jetzt ruhig und gleichmäßig, nach einiger Zeit schlief er ein.
    Der Kaplan legte ihm die Hand auf die Stirn und nickte zufrieden. »Das
Fieber ist zurückgegangen, seine Stirn

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