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Siebenpfahl (German Edition)

Siebenpfahl (German Edition)

Titel: Siebenpfahl (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael R. Schröder
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Unterkunft
erblickte, zog er die Augenbrauen nach oben und verschränkte die Arme vor der
Brust: »So viele Gäste kann ich gar nicht aufnehmen«, zeigte er sich amüsiert und
war sogleich verwundert, dass für seine Bemerkung niemand ein Lächeln aufbringen
konnte. Schnell wurde ihm bewusst, dass die Menschen, die vor seiner Unterkunft
versammelt waren, ein ernsthaftes Begehren hatten und auf fröhliche Floskeln
keinen Wert legten. Im Laufe der vielen Jahrzehnte hatte er ein Gespür dafür entwickelt,
wann bestimmte Dinge ernst zu nehmen waren und wann nicht. Im Augenblick sagte
ihm sein Gefühl, dass es den Leuten sehr ernst war. »Was kann ich für euch tun?«,
fragte er und ließ seinen Blick über die Gesichter der Menschen gleiten, die
stumm vor ihm standen.
    »Die Leute sagen, dass die Jungen mit dem Teufel im Bunde
stehen!«, meinte der Juwelier, worauf sofort Gemurmel laut wurde.
    Der Kaplan wirkte nicht sonderlich überrascht. Er bedachte Conrad
und die beiden Jungen mit einem flüchtigen Blick. Sie standen am Ende der
Gruppe und lauschten gespannt dem Wortwechsel. »Ich habe davon gehört und bereits
Erkundigungen eingeholt«, erklärte er. »Es handelt sich um ein Gerücht ohne Beweise
und ich sage euch, dass es ein großer Fehler wäre, dem Gerede von zwei
ertappten Dieben Glauben zu schenken!«
    Wieder entstand Gemurmel, doch diesmal leiser als zuvor.
    Der Wagner bedachte den Juwelier mit einem fragenden Blick, doch
als dieser nur die Schultern zuckte, wandte er sich an den Kaplan. »Wir werden
Eurem Vorschlag zustimmen und nichts weiter unternehmen. Sollte jedoch
herauskommen, dass wir Recht haben, so solltet Ihr die notwendigen Schritte
einleiten und die übliche Strafe für solche Gottesschändungen verhängen!«
    »Wir werden sehen«, gab der Kaplan zurück und winkte Conrad und
die Jungen zu sich, die sich nun durch die Menge drängeln mussten, um zu ihm zu
gelangen.
    Der Kaplan lächelte besänftigend. »Ich danke euch allen und
wünsche euch noch einen schönen Nachmittag«, rief er den Umherstehenden zu,
dann verschwand er mit Conrad und den Jungen in seiner Unterkunft.
    Conrad, Marcel und Leon blickten den Kaplan abwartend an. Sie
hatten am Tisch Platz genommen und bisher kein einziges Wort gesprochen. Zu
sehr waren sie geschockt über die Feindseligkeit, die ihnen einige der
Versammelten entgegengebracht hatten.
    »Wisst ihr, welche Strafe euch erwarten würde, solltet ihr der
Ketzerei schuldig gesprochen werden?«, fragte der Kaplan.
    Marcel und Leon schüttelten den Kopf, während Conrad sich erhob
und begann, im Zimmer hin- und herzulaufen. Er war blass geworden und die
Nervosität stand ihm ins Gesicht geschrieben. Auch der Kaplan blickte sorgenvoll,
als er mit leiser Stimme sagte: »Man würde euch steinigen oder gar verbrennen!«
    Marcel fasste sich als erster. »Das ist wie ein böser Traum und
ich glaube sowieso schon die ganze Zeit, dass ich mich in einem befinde.« Er
war mehr als verwundert, dass man für einen Schabernack mit ein paar
Taschenlampen zum Tode verurteilt werden konnte.
    »Träume enden immer mit einem Erwachen und ich hoffe, dass es für
euch ein gutes Erwachen geben wird!«, entgegnete der Kaplan, als es an der Tür
klopfte.
    Einen Moment lang herrschte Stille, dann erhob sich der alte Kaplan,
mühsam und geschwächt. Er machte heute einen noch schlechteren Eindruck als
gestern und man konnte ihm die großen Schmerzen ansehen, die ihn in letzter
Zeit immer häufiger heimsuchten. Als er die Tür geöffnet hatte, war Johanns
Stimme zu hören. »Wenn das so weitergeht, so muss ich mir noch ein paar Stühle
besorgen«, meinte der Kaplan scherzhaft und bat Johann herein.
    Conrad schmunzelte, dann wandte er sich Johann zu. »Was gibt es an
Neuigkeiten?«
    Johanns Blick wurde wieder ernst: »Du warst noch nicht bei deiner
Familie, seitdem du von Lützelbach zurück bist?«, fragte er, worauf Conrad ihn
erschrocken ansah. Conrad ahnte bereits, dass Johanns Worte nichts Gutes zu
bedeuten hatten. »Was ist passiert?« fragte er und erhob sich, während er
Johann abwartend anblickte.
    »Caspar geht es nicht gut! Er hat hohes Fieber und befindet sich
in einem ständigen Wachtraum!«
    »Er war doch heute Morgen noch kerngesund! Wie kann er da so
schnell hohes Fieber bekommen?«, fragte Conrad ungläubig.
    »Er ist in der Werkstatt von der Empore gefallen, direkt auf den Kopf!«,
erklärte Johann. »Sein Zustand ist kritisch und Margret hat den Doktor kommen
lassen. Geh und sieh

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