Sieg der Herzen
Eloise eingebläut-, doch Cornucopia brachte die Sprache auf ein völlig anderes Thema.
»Wir alle freuen uns auf das Krippenspiel«, sagte sie. »Es ist für die meisten hier lange her, seit sie so etwas erlebt haben.«
Olivia entspannte sich wieder, trank langsam und in kleinen Schlucken von ihrem Kaffee, nicht weil er zu heiß war, sondern weil sie diesen Augenblick möglichst lange genießen wollte. Es war ihr gar nicht klar gewesen, wie einsam sie war, bis sie andere Leute in ihr Leben gelassen hatte - zuerst Mr McLaughlin, dann June McCaffrey und schließlich die kleine Jamie, die behauptete, keinen Nachnamen zu haben. Und jetzt war das Cornucopia, die anscheinend entschlossen war, ihre Freundin zu werden.
Cornucopias Augen nahmen einen verträumten, nachdenklichen Ausdruck an. »Damals in Virginia pflegten wir jedes Jahr ein Festspiel aufzuführen, sogar während des Krieges.« Sie lächelte, weich und vielleicht ein wenig traurig, und kehrte mit einem Blinzeln wieder in die Realität zurück. »Ich war einmal die Jungfrau Maria. Ein anderes Mal war ich ein Engel. Mama machte Flügel für mich, aus Draht und Seihtuch. Ich hatte sie jahrelang, diese Flügel, aber sie sind auf dem Weg zwischen dort und hier irgendwie verloren gegangen.«
Diese kurze Geschichte rührte Olivia, und sie erkannte, dass dies eine Möglichkeit war, der ganzen Gemeinde von Springwater ein besonderes Geschenk zu machen - Erinnerungen an Schauspielruhm für die teilnehmenden Kinder und die Freude über ein altes und geliebtes Familienritual für die Eltern und andere Erwachsene. Plötzlich wurden die Bedenken und Zweifel, die sie wegen der Sache gehabt hatte, von Entschlossenheit abgelöst. Das erste Krippenspiel von Springwater würde sie so eindrucksvoll gestalten, wie sie es nur konnte. Im Unterbewusstsein plante sie bereits die Musik. Sie würden all die alten Lieblingslieder singen, alle Versammelten zum Mitsingen einladen, und das Drehbuch würde natürlich auf dem Lukas-Evangelium basieren, obwohl sie vorhatte, es etwas abzuändern. Gewiss würde der liebe Gott nichts dagegen haben, wenn ein paar Zeilen für jeden der Schäfer und Heiligen Drei Könige geändert wurden, und vielleicht konnte eine Hand voll der Engel...
»Wenn Sie irgendwelche Hilfe beim Nähen benötigen, lassen Sie es mich nur wissen«, sagte Cornucopia.
Olivia lachte. Jedes Mitglied der Besetzung würde zumindest die Andeutung eines Kostüms brauchen, und sie würde mit der Regie von Musik und Text alle Hände voll zu tun haben. »In Ordnung. Ich brauche sicher Hilfe.«
»Gut«, sagte Cornucopia mit sichtlicher Zufriedenheit.
In diesem Moment wurde die Tür geöffnet, und Miranda Kildare trat ein, gefolgt von ihrem Ehemann Landry. Beide waren wegen der Kälte warm angezogen, und während Miranda beim Eintreten ein offenbar echtes Lächeln zur Begrüßung zeigte, vermied Landry es, Olivia anzusehen.
»Was kann ich heute für euch tun?«, fragte Cornucopia und stand auf. Die Kildares machen vielleicht einen Höflichkeitsbesuch, so wie sie begrüßt werden, dachte Olivia.
Miranda schlang fröstelnd die Arme um sich. Sie war jung und hübsch und hochschwanger, und Olivia empfand eine Spur von Neid, als sie sie betrachtete. Dennoch sagte sie sich, dass sie Miranda mochte; sie war einfach zu freundlich und gewinnend, um nicht sympathisch zu wirken. »Wir sind gekommen, um uns einige Weihnachtsgeschenke für die Jungs schicken zu lassen«, sagte sie. »Meinst du, es ist zu spät, welche zu bestellen?«
Cornucopia hatte inzwischen ihren Platz hinter der Ladentheke eingenommen. »Dafür ist noch reichlich Zeit«, sagte sie. » Ich hole den Katalog. Landry, bedien dich mit Kaffee. Du weißt, wo die Tassen stehen.«
Mr Kildare war immer noch befangen; zweifellos hatte er Olivias Besuch bei der Versammlung des Stadtrats noch in frischer Erinnerung. Sie erinnerte sich ebenfalls noch sehr gut daran, und sein Unbehagen bereitete ihr enormes Vergnügen.
»Miss Olivia«, sagte er mürrisch, nickte kurz und nahm Mirandas schweren Mantel und ihren Hut entgegen, bevor er seinen Hut und den gefütterten Ledermantel ablegte.
»Hallo, Mr Kildare«, erwiderte sie.
Er holte einen Becher aus dem Regal an der Wand, ging damit zum Ofen und füllte ihn aus der großen Kaffeekanne. Cornucopia und Miranda plauderten bereits fröhlich im Hintergrund über Kataloge und Schneestürme und das bevorstehende Krippenspiel.
Mr Kildare setzte sich auf den Stuhl, den Cornucopia soeben
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