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Sieg der Herzen

Sieg der Herzen

Titel: Sieg der Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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berührte es zögernd und beinahe andächtig mit den Fingerspitzen.
    »Du brauchst etwas Eigenes, um darin zu schlafen«, sagte Olivia sehr weich.
    Jamie sah sie verwirrt an. »Gehört das mir?«, fragte sie so ungläubig, dass Olivia sie am liebsten in die Arme genommen hätte.
    Aus den Augenwinkeln sah Olivia, dass Mr McLaughlin die Szene interessiert beobachtete.
    »Klar gehört es dir«, sagte sie. »Ich habe auch Stoffe für Kleider bekommen«, fügte sie hinzu.
    »So etwas habe ich noch nie gehabt«, flüsterte Jamie. »Muss ich es hier lassen, wenn ich weggehe?«
    Olivia biss sich auf die Unterlippe. Sie war natürlich gerührt darüber, dass sich ein kleines Mädchen über ein gewöhnliches Flanellnachthemd so freute. Aber die Erwähnung, dass sie zwangsläufig weggehen würde, hatte Olivia betroffen gemacht. Sie suchte nach Worten, fand jedoch keine.
    Mr McLaughlin hatte unterdessen die Küche durchquert und legte seine große Hand auf Jamies blonden Kopf. »Ich nehme an, Miss Olivia meint, dass du das Nachthemd behältst«, sagte er ruhig. »Schließlich hat sie sich die Mühe gemacht, es passend zu nähen und alles.«
    Jamie biss sich auf die Unterlippe. »Ich bin zu Dank verpflichtet«, sagte sie, und die Worte klangen mehr wie die eines Erwachsenen als die eines Kindes.
    Olivia lächelte. »Nach dem Essen«, sagte sie in betont sachlichem Ton, um ihre Gefühle zu verbergen, »kannst du dich auf einen Stuhl stellen, und ich stecke den Saum ab.«
    »Wird es schon fertig sein, wenn ich ins Bett muss? Heute Nacht?«
    Olivia nickte. »Heute Nacht«, sagte sie und wandte sich ab, um nach dem gepökelten Schweinefleisch zu sehen, das auf dem Herd stand.
    Nach dem Abendessen - Jamie aß mit dem gleichen schier unersättlichen Appetit, den sie am Abend zuvor gezeigt hatte - bestand Mr McLaughlin darauf, den Abwasch zu machen. Olivia wusste das sehr zu schätzen, doch sie hoffte, dass er keine entsprechende Minderung der Miete erwartete. Sie begann mit der Arbeit am Saum von Jamies Nachthemd.
    Als diese Aufgabe erledigt war, bestand das Kind darauf, in seinem neuen Nachthemd sofort ins Bett zu gehen, obwohl es noch nicht einmal 17 Uhr war. Olivia ließ ihr den Willen, und als sie eine Stunde später nach Jamie schaute, war sie überrascht, sie tief und fest schlafen zu sehen.
    Olivia ging auf Zehenspitzen die hintere Treppe hinunter. Sie wollte mit dem Nähen eines Kleides beginnen und dazu den Baumwollstoff benutzen. Der blaue Stoff wird zu Jamies Augenfarbe passen, dachte sie, und er wird sie sicherlich warm halten.
    Aus irgendeinem Grunde rechnete sie nicht damit, Mr McLaughlin vor dem Morgen wieder zu begegnen, doch da war er, saß auf einem Stuhl, den er nahe an den Herd gestellt hatte, und las in einem Buch. Es war eine ziemlich trockene Abhandlung über das Römische Reich, die er ihrer kleinen Büchersammlung entnommen hatte. Wie die meisten der anderen Bände hatte dieses Buch Tante Eloise gehört und trug noch ihre steife Signatur auf der Titelseite. Es war sehr wichtig für Tante Eloise gewesen, ihren Besitz zu kennzeichnen.
    »Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, dass ich mir das Buch ausgeliehen habe«, sagte Mr McLaughlin und hielt das Buch hoch. Er hielt den Zeigefinger auf die zuletzt geleseile Zeile, wie sie es schon zuvor von ihm gesehen hatte.
    »Natürlich nicht«, erwiderte sie munter. »Der Himmel weiß, dass ich das nicht so bald lesen werde.«
    Er lächelte, und es hatte den Anschein, dass sein Lächeln an diesem verschneiten Abend in der gemütlichen, vom Lampenschein erhellten Küche aus ihm heraus leuchtete wie eine innere Flamme, statt nur kurz auf seinen Lippen zu liegen, bevor es sich verflüchtigte. »Es ist prima, was Sie für dieses kleine Mädchen getan haben«, sagte er.
    Olivia musste sich abwenden, damit er nicht zu viel in ihrem Gesicht ablas - damit er nicht sah, dass sie eine Närrin war, die albernen, sinnlosen Träumereien nachhing. Sie nahm den blauen Baumwollstoff, hielt ihn mit beiden Händen hoch und schätzte Größe und Verwendbarkeit ein. Während Jamie stillgestanden hatte - wenigstens relativ still -, hatte sie Maß genommen.
    »Danke«, erwiderte sie und hoffte, dass ihre Stimme nichts von ihren Gefühlen verriet.
    »Seien Sie vorsichtig, Olivia«, malmte er ruhig.
    Sie hielt in der Arbeit inne und wandte sich zu ihm um. »Wie meinen Sie das?«
    »Ich nehme an, das wissen Sie«, sagte er. »Dieses Kind ist halb wild, und ganz gleich, was die Kleine Ihnen erzählt

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