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Sieg der Herzen

Sieg der Herzen

Titel: Sieg der Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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angezündet, als ihr Blick auf die Wanduhr fiel und sie sah, dass es fast 15 Uhr war. Jeden Augenblick würde Jamie aus der Schule kommen.
    Aufregung und Vorfreude erfassten sie. Eilig löschte sie die Lampen, zog ihren Mantel an und stürzte aus dem Haus. Die Kälte drang sogar durch die Handschuhe und die robusten Schuhe bis zu ihren Fingern und Zehen vor, doch sie nahm es kaum wahr.
    Vor nur einer Woche war sie eine einsame Frau ohne Lebensinhalt gewesen. Jetzt fühlte sie sich wie neu geboren. Plötzlich war ihr Leben voller Aktivität und Sinn. Die Leute von Springwater hielten sie für vertrauenswürdig, um ihr die Organisation ihres ersten Krippenspiels zu übertragen. Sie hatte Jamie, für die sie sorgen konnte, und Mr McLaughlin - Jack - mit dem sie des Abends reden konnte. Sie und ihr Pensionsgast teilten Interessen wie Musik und Literatur. Vielleicht würde sie ihn sogar bitten, ihr Schach beizubringen.
    Es war fast, als hätte sie eine eigene Familie ...
    Die Verwegenheit dieses Gedankens veranlasste sie, abrupt stehen zu bleiben.
    Sei vorsichtig!, mahnte eine vertraute Stimme, die stets irgendwo in ihrem Herzen inmitten der Schatten lauerte.
    Ihre Freude verschwand so schnell, wie sie gekommen war. Mr McLaughlin hatte nie vorgehabt, in Springwater zu bleiben - das hatte er offen gesagt und höchstwahrscheinlich würde man ihr Jamie fortnehmen, oder das Mädchen würde davonlaufen. Es war besser, sich keine Illusionen zu machen und sie nicht zu sehr ins Herz zu schließen.
    Aber war es nicht bereits zu spät, sich zu Distanz zu ermahnen? Verzweiflung stieg in ihr auf, doch sie kämpfte energisch dagegen an. Sie war sehr gut darin.
    Als sie das Tor des Schulgeländes erreichte, flogen die Türen der Schule auf, und ausgelassen lärmende Kinder rannten heraus, spielten Nachlaufen, machten Schneebälle und warfen sie in alle Richtungen.
    Olivia konnte gerade noch einem solchen Geschoss ausweichen, und sie entschied sich anzunehmen, dass es zufällig in ihre Richtung geworfen worden war.
    Jamie eilte auf sie zu und schwenkte eine Schiefertafel. »Ich bin bis zum H gekommen!«, rief sie stolz und lächelte von einem Ohr zum anderen. Sie ignorierte die Schneebälle und die fröhlichen Rufe der anderen Kinder und hielt Olivia die Schiefertafel hin. Sehr sorgfältig hatte Jamie die ersten acht Buchstaben des Alphabets geschrieben.
    Olivia war wirklich beeindruckt. »Du musst sehr intelligent sein«, sagte sie und öffnete das Tor. Sie hatte eines der Flanellnachthemden bis auf den Saum fertig genäht und war begierig darauf, es Jamie zu präsentieren.
    »Was ist > Intellekt     Olivia wiederholte das Wort richtig. »Es bedeutet, dass du klug bist«, erklärte sie.
    Jamie strahlte. »Oh. Nun, das habe ich dir ja von Anfang an gesagt.« Sie blickte über ihre magere Schulter zurück.
    »Dieser rothaarige Junge dort - er heißt Johnny. Er hat gesagt, jeder, der mit neun Jahren das Alphabet nicht schreiben kann, muss blöde sein.«
    »Hm«, erwiderte Olivia. »Hör nicht auf ihn. Es zählt das, was wir lernen und wie viel, nicht wann wir es lernen.«
    Als sie beim Haus eintrafen und an der Hintertür Schnee von den Füßen stampften, stellten sie fest, dass auch Mr McLaughlin zurückgekehrt war. Er war überraschend sauber, wenn man bedachte, dass er während des Tages in den Stollen einer Silbermine herumgekrochen war; er hatte Kaffee gekocht und sich ein übrig gebliebenes Stück Apfelkuchen genommen.
    »Ich kann jeden Buchstaben bis zum H schreiben«, erzählte Jamie stolz, während Olivia dem Kind noch aus einer ihrer eigenen Wolljacken half, die dazu bestimmt war, mit Rock und Bluse getragen zu werden, im Augenblick jedoch als Mantel diente.
    Mr McLaughlin blickte Jamie hinreichend beeindruckt an. »Das ist ein wahrer Fortschritt«, sagte er.
    Olivia fühlte sich seltsam nervös; froh über seine Anwesenheit und zugleich durcheinander. Welch eine sonderbare Wirkung er auf mich hat, dachte sie, ärgerlich und dennoch von einer merkwürdigen, argwöhnischen Freude erfüllt.
    »Ich fange mit dem Abendessen an, da wir alle hier sind«, sagte sie und eilte zum Tisch, um ihn nach ihrer nachmittäglichen Näharbeit abzuräumen.
    Jamie hatte das kleine Nachthemd erspäht, das über einem Stuhl hing. Ihre Augen wurden groß, und Olivia sah, wie sie schluckte. Die Kleine näherte sich dem Kleidungsstück, als sei es eine Reliquie, und

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