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Sieg der Herzen

Sieg der Herzen

Titel: Sieg der Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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Militärdienstzeit eine Reihe von Dingen beim Spiel gewonnen - ein Taschenmesser, einen Priem Tabak, nach dessen Genuss er in die Büsche gelaufen war, um sich zu übergeben, eine verbeulte Feldflasche und ein Blatt Spielkarten, bei dem zwei Achten und ein König fehlten. Ja, Sir, Wes McCaffrey machte sich einen Namen in der Welt.
    Will schüttelte staunend den Kopf, lachte heiser auf und beteiligte sich widerwillig an dem Spiel. Als es vorüber war, hatte er nicht nur seinen Kamm und sein Paar Ersatzsocken zum letzten Mal gesehen, sondern sich auch verpflichtet, für einen anderen Soldaten zweimal auf nächtlichen Wachtdienst zu gehen.
    Vielleicht lag es an dem Mangel an Schlaf. Vielleicht war es Schicksal oder der Wille Gottes oder einfach Pech. Was auch immer der Grund war, die unerwartete Kugel kam am nächsten Morgen, pfiff so sicher und zielstrebig durch die Septemberluft, als sei sie an dem Tag abgefeuert worden, an dem sie beide geboren worden waren.
     
    Überall war Blut, sein eigenes, das seines Bruders, es rann zusammen und vermischte sich, und er wusste nicht, wessen Blut es war. Er wusste nur, dass sein Zwillingsbruder in seinen Armen lag, in sein Gesicht aufblickte, mit Augen, in denen sich ungläubiger Protest widerspiegelte.
    »Sag ... Mama ... ich habe ... versucht...«
    »Nein!«, schrie er flehend und wiegte seinen Bruder auf den Armen, als könnte er ihn so am Leben halten. »Verdammt, stirb nicht, lass mich nicht allein!«
    Es kam keine Antwort mehr. Nur ein gurgelnder Laut und weiteres Blut. Eine regelrechte Fontäne.
    Er stieß abermals einen Schrei aus - schrie seinen Protest, die Trauer, den Zorn himmelwärts.
    Captain Jack McLaughlin kroch durch Rauch und Gewehrfeuer heran.
    »Er ist tot, McCaffrey«, sagte der Offizier. »Sie müssen ihn jetzt liegen lassen.«
    »Nein. Nein!«
    »Doch, verdammt. Sie müssen hier weg, denn sonst wird Ihnen der Kopf abgeschossen. Und mir auch ... Kommen Sie schon!«
    Im nächsten Augenblick schien Captain McLaughlin von innen zu explodieren und in alle Richtungen zu fliegen. Vor einem Moment war er noch an einem Stück gewesen und hatte geatmet, und jetzt war er fort. Verstreut über die Erde wie blutige Saat.
    Schmerz. Da war Schmerz, schlagartig und grauenvoll und - äußerst willkommen. Dann Blut, so viel Blut, dass er nicht wusste, von wem es war. Geräusche verklangen wie Wasser, das in den Tiefen einer Höhle verebbt, und so verschwand ebenfalls der schreckliche Gestank des Todes. Alles verschwamm vor seinen Augen, und er spürte, dass er vornüber stürzte. Dass er auf die Leiche seines Bruders fiel, nahm er nicht mehr wahr.
    r schreckte aus dem Traum auf, ruckte im Bett hoch, in Schweiß gebadet und um Atem ringend. Wie oft hatte sich diese Qual wiederholt - Hunderte Male? Tausende Male?
    Er schlug die Bettdecke zurück, ging zum Fenster und blickte zum Himmel empor. Es war noch dunkel, und der Mond stand hoch. Er atmete langsam und tief durch, bis er sich ein wenig beruhigt hatte. Nicht weit entfernt konnte er den dunklen Umriss der Springwater Station erkennen. War das ein Licht, das er dort sah?
    Der Rest der Stadt lag in tiefem Schlaf; selbst der Brimstone Saloon hatte geschlossen.
    Jack blinzelte. Es war ein Licht, schwach, aber trotzdem da.
    Er zog seine Hose an, das Hemd, das er gestern Abend angehabt hatte, Socken und Stiefel und verließ sein Zimmer. Im Vorübergehen schnappte er sich den Mantel vom Haken in der Küche, und dann ging er aus dem Haus und über die Main Street, die Schultern gegen die Kälte hochgezogen. Gegen die Angst vor dem Kommenden.
    Der Jüngste Tag war für ihn da, und er würde nicht heimkehren. Nicht wieder.
    Als er sich der Station näherte, erkannte er, dass der Lampenschein aus dem vorderen Teil des Gebäudes kam. Vermutlich wurden Reisenden Mahlzeiten serviert. Es musste ein Uhr sein - war jemand erkrankt?
    Er rief sich in Erinnerung, was der Doc über Jacobs Herz gesagt hatte, und beschleunigte seine Schritte.
    Als er die Tür der Station erreichte, wusste er nicht mehr weiter. Er hob die Hand, um anzuklopfen, ließ sie jedoch wieder sinken. Gerade als er all seinen Mut sammeln wollte, um es noch einmal zu versuchen, ging die Tür knarrend auf, und Jacob McCaffrey tauchte in dem dunklen Türspalt auf. Er wirkte so groß und bedrohlich wie ein Grizzly.
    Kein Schimmer des Wiedererkennens war in den dunklen Augen und in dem von Wind und Wetter und vom Alter zerfurchten Gesicht zu sehen. Jacobs Stimme klang tiefer

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