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Sieg der Herzen

Sieg der Herzen

Titel: Sieg der Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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ihr, wie es für ihn und Will in der Armee gewesen war, und gab zu, dass er oft mit seinem Bruder gestritten hatte, weil er ihm nicht hatte eingestehen wollen, dass er Heimweh und Angst gehabt und bei Gott gewünscht hatte, dass das Töten und Sterben und die Todesschreie aufhören würden. Ein für alle Mal einfach aufhören. Anstatt das zuzugeben, hatte er sich übertrieben selbstsicher und großmäulig verhalten und damit geprahlt, dass er sich eine Medaille für ihre Mama verdienen werde, um sie stolz zu machen, und dass er nach dem Krieg als Goldgräber nach Kalifornien gehen würde. Will war einen Monat tot gewesen, als Wes erkannt hatte, dass sein Bruder all seine Redereien für bare Münze genommen hatte, und das hatte ihn seelisch noch mehr fertig gemacht, weil all diese kostbare Zeit, die letzte, die sie jemals hatten teilen können, eine Zeit in Lüge gewesen war, jedenfalls seinerseits. Will hatte von all dieser Großsprecherei nicht getäuscht werden können; er hatte die ganze Zeit über offen die Wahrheit gesagt, und das hatte viel mehr Mut erfordert als das soldatische Gehabe, das er, Wes, gezeigt hatte.
    Er sprach über die Überfälle, die er nach dem Krieg bei der Sabotage der Besatzungstruppen begangen hatte, und schilderte seine Zeit im Gefängnis der Yankees, jedoch nicht ganz so, wie er es getan hätte, wenn er mit seinem Vater gesprochen hätte. Es war nicht nötig, dass June von dem Hunger und dem Dreck erfuhr, von der bitteren Kälte des Winters und der erstickenden Hitze des Sommers, von den Ratten, die durch das faulige, stinkende Stroh am Boden huschten.
    »Eines Tages habe ich Mr Abraham Lincoln gesehen«, sagte er und wünschte, er hätte stattdessen Robert E. Lee oder den guten Jeff Davis getroffen. Der große und einfache Mann aus Illinois war an einem Sonntagnachmittag ins Gefängnis gekommen und hatte jeden Zoll inspiziert, die großen Hände hinter dem Rücken verschränkt. Seinen dunklen, ernst blickenden Augen war wenig entgangen. Mit einem halben Dutzend Blauröcken als Wache hatte der Präsident die Zustände im Gefängnis betrachtet und freundlich mit Gefangenen gesprochen, an denen er vorbeigekommen war. Als er gegangen war, hatte er einem dürren, kleinen Adjutanten, der Mühe gehabt hatte, mit ihm Schritt zu halten, etwas zugeflüstert, das der Adjutant eifrig notiert hatte. Eine Weile danach waren die Dinge im Gefängnis besser geworden, doch der Union - obwohl der Notstand hier nicht so schlimm war wie in der Konföderation - waren Proviant, Medikamente und Waffen für ihre eigenen Truppen ausgegangen, und da waren wenig Almosen für die gefangenen Rebellen übrig geblieben.
    Er erzählte von den Jahren nach der Rückkehr, in denen er sich hatte treiben lassen, und über seine gescheiterten Versuche heimzureiten. Er hatte Rinder auf Ranches getrieben, Schienenbolzen für den Eisenbahnbau transportiert, Zeit in Mexiko verbracht und in Denver das Schmiedehandwerk erlernt. Schließlich, vor ungefähr einem halben Jahr, war er nach Norden ins Territorium Montana geritten und hatte zufällig von Springwater und dem Mann und der Frau gehört, die dort die Postkutschen-Station betrieben.
    June brachte ihm noch mehr Kaffee und ein weiteres Stück Apfelkuchen, und er erzählte immer weiter. Er hatte sich nicht vorgestellt, dass es solch eine Erleichterung sein würde, all dies einzugestehen, aber es war, als hätte er einen gebrochenen Knochen gerichtet, bei dem jetzt die Heilung beginnen konnte.
    Der Himmel war mit rosafarbener und goldener Morgenröte überzogen, und Toby war auf, zusammen mit Ben, als Wesley zu Ende erzählt hatte. Toby und Ben kümmerten sich um ihre Angelegenheiten und stellten keine Fragen. Ben brach zur Mine auf wie jeden Tag, und Toby zog einen dicken Mantel an und machte sich auf die Suche nach Jacob.
    »Dein Daddy und ich«, sagte June, als sie schließlich an der Reihe war, »sind so lange wie möglich in Tennessee geblieben. Dann kam Tommy Collins heim - du erinnerst dich bestimmt an den kleinen Kerl mit den schlechten Zähnen - und berichtete, er hätte dich und Will bei Chattanooga fallen gesehen. Wir warteten trotzdem noch länger auf euch und hofften, es könnte ein Irrtum sein. Eine
    Schlacht ist eine sehr verworrene Sache mit all dem Kampflärm und Rauch und dergleichen. Dann zogen einige Deserteure bei uns durch und brannten unser Farmhaus nieder. So sammelten dein Vater und ich auf, was uns geblieben war, und zogen in den Westen. Einige Zeit

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