Sieg der Leidenschaft
mein Land nicht verraten. Aber - ich hoffte, die Unionsregierung würde mich für tot halten.«
»Die Depeschen mussten gefunden werden. Das konnten Sie sich doch denken.«
»Oder - vielleicht wünschte ich mir nur, man würde mich nicht aufspüren ...« Bedrückt schaute er Jennifer an, dann wandte er sich wieder zu Taylor. »Einerseits will ich mich nicht wie ein Deserteur verhalten - andererseits möchte ich nicht mehr gegen den Süden kämpfen. Dazu wäre ich auch gar nicht mehr im Stande. Mein gebrochener Fußknöchel wurde nicht schnell genug eingerichtet.«
»Bitte, Taylor!«, flehte Jennifer. »Kannst du denn gar nichts tun?«
»Du hörst es doch - er will nicht mehr kämpfen«, betonte Teela.
Nachdenklich musterte Taylor den Lieutenant. Jennifer hatte sich offensichtlich in den Yankee verliebt. Und Michael Langley war zweifellos ein anständiger, ehrenwerter Mann. Des Kriegs müde, wollte er sich nicht gegen die Menschen stellen, die schließlich sein Leben gerettet hatten.
James schien Taylors schwierige Situation zu verstehen. »Glauben Sie, Sir, mein Neffe könnte zum Unionsmilitär zurückkehren - und lügen?«
»Hier wird kein Blut fließen«, beteuerte Michael Langley. »Ich werde den Colonel begleiten.«
Jennifer begann zu schluchzen.
»Natürlich darf ich die Wahrheit nicht verschweigen.« Taylor stand auf und ging zu ihr. »Wenn ich die Depeschen ins Fort Key West bringe ... Mal sehen, was ich tun kann.«
Durch einen Tränenschleier schaute sie zu ihm auf. »Nimmst du Michael nicht mit?«
»Nein.«
»O Gott, was riskierst du, Taylor?«
»Wenn ich ihn festnehme, riskiere ich noch viel mehr
- dein Vater würde mich vielleicht niederschießen.«
»Unsinn!«
»Außerdem möchte ich einen guten, anständigen Mann nicht ins Unglück stürzen - oder eine Kusine, die in diesem Krieg schon genug gelitten hat.«
»O Taylor ...« Impulsiv sprang sie auf und umarmte ihn. »Tut mir Leid, dass ich an dir gezweifelt habe ... In meinem eigenen Kummer hatte ich Abby vergessen. Dieser schreckliche Krieg hat uns meinen Mann Lawrence und deine Frau gekostet.«
Behutsam befreite er sich aus ihren Armen. »Morgen reite ich zurück, dann werde ich sehen, was ich für den Lieutenant tun kann. Übrigens, ich habe wieder geheiratet.«
»Oh, wie wundervoll!«, rief Teela. »Wer ist sie denn? Eine Yankee, nehme ich an? Bleibst du nach dem Krieg im Norden, Taylor? Wird dieser elende Krieg jemals aufhören?«
»Lass ihn doch eine Frage nach der anderen beantworten, meine Liebe«, mahnte James.
»Ihr kennt meine Frau«, erklärte Taylor. »Sogar sehr gut. Sie ist eure Nichte - Tia McKenzie.«
Ungläubig starrte Jennifer ihn an. »Tia hat dich geheiratet? Einen Yankee ?«
»Nun ja - niemand ist vollkommen ...«
»Ich glaube, jetzt brauche ich noch einen Drink«, murmelte Teela.
Immer noch verwirrt, schüttelte Jennifer den Kopf.
»Ich wusste gar nicht, dass ihr euch kennt, Taylor ... Natürlich, Ian ist dein Freund. Und in deiner Kindheit hast du uns hier besucht und mit all den Jungs gespielt ... Aber Tia war nicht dabei.«
»Wir haben uns erst vor kurzem kennen gelernt.«
»Auf Cimarron?«
»Nein - woanders.«
»Nun, vielleicht sollten wir alle aufhören, Taylor anzustarren«, schlug Teela vor. »Sicher hast du Hunger, mein Lieber. Ich werde mich ums Dinner kümmern. Michael, jetzt sollten Sie wieder ins Bett gehen. Jennifer, gib mir Mary und hilf ihm. James, Taylor ... sobald das Essen fertig ist, gebe ich euch Bescheid.«
Michael Langley stand auf und hinkte zu Taylor. »Danke, Sir.«
»Noch habe ich nichts für Sie getan und ich kann Ihnen nichts versprechen.«
»Jedenfalls danke ich Ihnen für die Mühe, die Sie auf sich nehmen wollen.«
Als James mit Taylor allein war, musterte er ihn aufmerksam. »Manchmal gewinne ich den Eindruck, ich hätte mitgeholfen, dich großzuziehen.«
»Das stimmt ja auch, Onkel James. Deshalb habe ich mich heute allein hierher gewagt.«
»Taylor, ich kenne dich sehr gut. Obwohl du dich in diesem verdammten Krieg auf die falsche Seite geschlagen hast, bin ich stolz auf den Mann, der aus dir geworden ist.«
»Danke.«
»Und warum hast du meine Nichte geheiratet, diese wilde Rebellin? In welche Schwierigkeiten hat sie sich gebracht?«
»In keine ...«, antwortete Taylor, von diesen plötzlichen Fragen überrumpelt. »Das heißt - falls sie mich für ein Problem hält ...«
»Genauso wird sie's sehen.« James stand auf und schenkte sich noch einen Whiskey ein.
Weitere Kostenlose Bücher