Sieg der Leidenschaft
Landschaft wie eh und je. In hellem Blaugrün gestrichen, verschmolz es mit den Farben des Himmels und des Meeres. Ringsum erstreckten sich gepflegte Rasenflächen, von Seetrauben und Kokospalmen überschattet. Im Garten züchtete Teela McKenzie Heilkräuter und herrliche blühende Pflanzen. Ein kleiner Badeteich lag hinter dem Haus, von Büschen und Bäumen geschützt, ein Paradies auf Erden. Vor dem Krieg waren weiße Freunde und Nachbarn in Booten zu Besuch gekommen und die Seminolen, James McKenzies Verwandte, auf alten Indianerpfaden hierher geritten. Taylor hatte sich dem Anwesen auf beiden Wegen genähert. Ebenso wie er selbst waren die McKenzies Weiße und zugleich Indianer, und manchmal fühlten sie sich von beiden Rassen ausgeschlossen.
In seiner Kindheit hatte er James, Teela und ihre Kinder sehr gemocht. Aber jetzt ...
Viele Männer würden leidenschaftlich für James McKenzie und seinen Grundbesitz kämpfen, wenn sie glaubten, ein Feind würde ihn bedrohen. Aber Taylor sah keinen Grund, um sein Leben zu bangen. Was immer James von diesem unseligen Krieg halten mochte - er würde niemals gestatten, dass ein Verwandter auf seinem Grund und Boden überfallen oder niedergeschossen wurde.
Während dieser Gedanke durch Taylors Sinn ging, hörte er plötzlich ein Geräusch. Gerade noch rechtzeitig schwenkte er seinen Wallach herum und wappnete sich gegen die Attacke eines Kriegers, der vom Ast einer Seetraube gesprungen war.
Taylor nutzte die Wucht des Zusammenpralls, um sich gemeinsam mit seinem Angreifer vom Pferderücken fallen zu lassen. Wie man bei einem solchen Sturz die Oberhand gewann, wusste er. Sekunden spä-ter saß er auf den Hüften des Mannes und drückte den Arm, der ein Messer mit langer Klinge geschwungen hatte, ins Gras. Der Vollblut-Seminole trug nur einen Lendenschurz nach der Sitte eines Volkes, das gelernt hatte, dass Kleidungsstücke eine normalerweise harmlose Wunde infizieren und eine tödliche Gefahr heraufbeschwören konnten.
Mit aller Kraft wehrte sich der wütende junge Krieger. Aber Taylor verdrehte ihm das Handgelenk, bis das Messer zu Boden fiel, griff danach und schleuderte es in einen nahen Krotonstrauch. Im selben Moment traf ihn ein kraftvoller Kinnhaken, wobei er hoffte, sein Kiefer wäre nicht gebrochen. Um sein Leben zu retten, hätte er vielleicht sogar seinen Colt ziehen müssen, denn der Seminole bäumte sich wie ein wildes Pferd unter ihm auf und schlug erneut zu. Aber Taylor begnügte sich mit einem gezielten Fausthieb gegen die Schläfe und der Krieger verlor die Besinnung.
»Verdammt, fall nicht noch einmal über mich her«, murmelte Taylor und stand auf. »Ich bin nicht hier, um irgendjemanden zu ermorden.«
»Und warum bist du hier?« Die Frage in englischer Sprache schien aus leerer Luft zu dringen.
Taylor wandte sich ruckartig zu einem großen, hageren Seminolen mit markanten Gesichtszügen. In diesem Mann erkannte er sofort einen seiner Verwandten wieder - Billy Bones, den Sohn eines Vetters seiner Großmutter. »Billy, ich bin Taylor.«
»Das sehe ich.« Billy richtete sein Gewehr nicht auf den Neuankömmling. Stattdessen hielt er es locker in seiner Hand. Aber im Notfall würde er blitzschnell feuern.
»Ich muss mit James reden. Keine Angst - ich bin allein und ich will nichts Böses.«
»Warum besuchst du in einer Unionsuniform einen Staat der Konföderation?«
»Weil ich kein Spion bin und mich nicht tarnen muss
Ich kam als der Mann hierher, der ich bin, und ich täu sche nichts anderes vor.«
»Aber du bist kein Freund.«
»Ganz egal, welche Uniform ich trage, Billy - wir sind miteinander verwandt.«
»Bist du wirklich allein?«
»Als ich keinen Vater mehr hatte, sorgte James McKenzie für mich. Niemals würde ich sein Land in Begleitung seiner Feinde betreten.«
Nach einer Weile nickte Billy und befahl dem Krieger, der inzwischen zu sich gekommen war, in der Muskogee-Sprache aufzustehen. Zögernd gehorchte der junge Mann und musterte den Fremden misstrauisch.
Billy führte Taylor hinter das Haus und Friar trottete ihnen nach. Nicht weit von der Rückfront des Gebäudes entfernt, schimmerte die Lagune. Die Docks erstreckten sich an der Nordostseite und Taylor bezweifelte nicht, dass sie streng bewacht wurden. Sicher würde Jeromes Blockadebrecher, die Lady Varina, oft hier anlegen.
Die Arme vor der Brust verschränkt, stand James McKenzie auf seiner hinteren Veranda. Ebenso wie Billy war er schon vor einiger Zeit über die Ankunft des
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