Sieg der Leidenschaft
natürlich verheimlicht hat.«
»Weil du nicht auf seiner Seite stehst, Tia.«
»Auch dein Vater ist sein Feind.«
»Vor ein paar Tagen erhielt ich Risas Brief, in dem sie mir deine Ankunft mitteilte«, erklärte Brent lächelnd. »Fast zur gleichen Zeit traf eine lange, lange Epistel von meiner Mutter ein. Nach einem Gewitter wurde ein verletzter Yankee an den Strand meiner Eltern gespült. Dieser Mann trug vertrauliche Papiere bei sich und Taylor sollte ihn zum Unionsheer zurückbringen.«
»Hat er's getan?«
»Nein. Meine ältere Schwester verliebte sich in den Verwundeten. Also übergab Taylor den Vorgesetzten des Yankees die Depeschen. Dabei behauptete er, der Mann sei wegen seiner Verletzung untauglich und verhalf ihm zur ehrenvollen Entlassung.«
»Wie wundervoll«, murmelte Tia.
»Offensichtlich. Inzwischen hat Jen den jungen Mann geheiratet.«
»Jen? Einen Unionssoldaten?«
»Jetzt ist er nicht mehr beim Militär.«
Verwirrt senkte sie den Kopf. Niemand hatte die Unionsregierung leidenschaftlicher gehasst als Jennifer. Und nun war ein Yankee ihr zweiter Ehemann. »In letzter Zeit scheint alle Welt zu heiraten.«
Brent räusperte sich. »Das wollte ich dir gerade erzählen - ich habe auch geheiratet.«
»Was? Davon wussten wir ja gar nichts.«
»Hast du mich etwa gefragt, ob du Taylor heiraten
sollst? Wie ich höre, wurde sogar dein Vater vor voll endete Tatsachen gestellt.«
»Im Krieg ändern sich manche Sitten und Gebräuche. Wie heißt sie? Und wo hast du sie kennen gelernt?«
»In der Spezialklinik, wo ich früher gearbeitet habe. Sie heißt Mary.«
»O Brent, ich weiß, was für eine Klinik das war. Hast du etwa eine - eine ...«
Lachend umfasste er ihr Kinn. »Willst du fragen, ob ich eine Prostituierte geheiratet habe? Nein. Aber selbst wenn's so wäre - ihre Vergangenheit würde mich nicht interessieren, weil sie einfach wundervoll ist. Ihr Vater war mein Patient. Leider ist er gestorben. Diesem Mann verdanke ich meine Ehe ... Ist das nicht eine grausame Ironie? Ich flicke Tag für Tag arme Jungs zusammen und bin so glücklich wie noch nie in meinem Leben.«
»Das freut mich.«
»Nun, du musst ja wissen, wie es ist.«
Was? Geliebt zu werden wie Mary von ihrem Brent? Nein, das konnte Tia sich nicht vorstellen.
»Ausgerechnet du und Taylor! Ehrlich gesagt, das verstehe ich nicht, Tia. Du legst doch so großen Wert auf deine Unabhängigkeit. Und Abby war ein süßes, sanftmütiges Mädchen, das bewundernd an seinen Lippen hing.«
»Kanntest du sie?«
»Natürlich. Immerhin ist er mein Seminolenvetter -zweiten oder dritten Grades, so genau weiß ich's gar nicht.«
»Also war Abby - süß?«, fragte sie - unfähig, ihre morbide Neugier zu bezähmen. Die Tote verfolgte sie wie ein Geist - die perfekte Ehefrau, während sie selbst die berüchtigte, verworfene Rebellenspionin war.
»Sehr charmant, aber manchmal auch eigensinnig. Für Taylor muss es schrecklich gewesen sein, mit anzu-sehen, wie sie starb ... Verzeih mir, darüber sollte ich nicht reden. Das alles gehört der Vergangenheit an. Jetzt bist du seine Frau - und mitten im Rebellengebiet. Weiß er das?«
»Keine Ahnung ... Ich kam Rhiannons wegen hierher - weil ich glaubte, ich hätte keine Wahl.«
»Das wird Taylor sicher verstehen. Er kennt Rhiannons besonderes Talent. Schade, dass er dir nicht beistehen kann ... Mir ist noch kein Mann begegnet, der schärfere Augen oder ein besseres Gehör besitzt. Als wir Kinder waren, hörte er in den Everglades sogar das Flattern von Schmetterlingsflügeln. Er ist ein hervorragender Scout. Sogar die Pinkerton-Agentur wollte ihn einstellen. Aber er blieb bei der Kavallerie, trotz seines Maschinenbaustudiums.«
»Maschinenbau?«
Erstaunt hob Brent die Brauen. »Bevor er auf die Militärakademie West Point ging, studierte er eine Zeit lang in Oxford. Seine eigentliche Liebe gilt der Architektur. Hat er's dir nicht erzählt?«
»Eh - nein. Bisher hatten wir nicht viel Zeit füreinander.«
»Ich habe ihn schon lange nicht mehr gesehen. Seit dem Kriegsausbruch finde ich kaum noch eine Gelegenheit, meine engsten Angehörigen zu treffen. Zum Glück ist meine Mutter eine eifrige Briefschreiberin und so bleibe ich auf dem Laufenden. Übrigens, neulich hat Risa mir geschrieben, Rhiannon habe einen Brief an Varina Davis geschickt, sei aber der Meinung, jemand müsse persönlich mit der First Lady sprechen.«
»Hat Risa den Traum erwähnt?«
»Ja, dabei geht's um einen Balkon und ein Kind.
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