Sieg der Leidenschaft
voran, weil er fürchtete, zwischen den Sandbänken und Untiefen entlang der Küste einem Blockadebrecher mit schwerer Artillerie zu begegnen.
Während Taylor allein in die Lagune ruderte, wurde er wieder beobachtet. Noch in derselben Nacht wollte er an Bord des Schiffs zurückkehren.
Im feuchten Sand des Strands stieg er aus dem Beiboot und zog es höher hinauf. Halb und halb rechnete er mit einem neuerlichen Hinterhalt. Aber es war Jennifer, die auf ihn zurannte und sich in seine Arme warf. »Taylor! Was ist geschehen? Sag es mir, schnell! Hat man dir geglaubt?«
James McKenzie war ihr gefolgt, gemeinsam mit seiner Frau, die Jennifer ermahnte: »Lass ihn erst einmal ins Haus gehen! Die Nacht ist kühl.«
Aber Taylor las die Qual in Jennifers Augen und sein Herz krampfte sich zusammen. Sie liebte den Yankee, den sie aus dem Meer geborgen hatte. Niemals hätte er geglaubt, sie würde nach dem Verlust ihres ersten Mannes, der bei Manassas gefallen war, eine neue Liebe erleben. Doch er hatte sich getäuscht. »Ja, Jennifer, man hat meine Erklärung akzeptiert, der Lieutenant sei viel zu krank, um eine Reise anzutreten.«
»O Taylor!« Dankbar küsste sie seine Wange.
»Freu dich nicht zu früh, Jen«, warnte James seine Tochter. »Irgendwann muss er zurückkehren ...«
»Nein, Onkel James«, fiel Taylor ihm ins Wort. Deshalb hat es ja so lange gedauert. Ich überbringe Lieutenant Langley eine ehrenvolle Entlassung. Die konnte ich erwirken, nachdem ich seinen Vorgesetzten versichert hatte, er sei nicht mehr im Stande, der Union zu dienen. Natürlich musste ich schwören, er würde niemals seine Waffen gegen die Yankees erheben.«
»Oh, mein Gott, das will ich Michael sofort erzählen! Vielen Dank, Taylor!« Sie küsste ihn noch einmal. Dann rannte sie zum Haus hinauf.
Im schwachen Mondlicht blieben Teela und James am Strand stehen. Leise rauschten die Palmen in der nächtlichen Brise. »Auch ich danke dir von ganzem Herzen, Taylor - um meiner Tochter willen«, fügte James hinzu.
Taylor grinste. »Eine Zeit lang überlegte ich, ob ich den Vorgesetzten des Lieutenants seinen Tod melden sollte. Aber das erschien mir dann doch zu makaber.«
»Gehen wir ins Haus.« Teela nahm seinen Arm »Jetzt musst du was Warmes essen und dich ausruhen ...«
»Selbstverständlich teile ich sehr gern eine Mahlzeit mit dir und James«, fiel er ihr ins Wort. »Aber danach muss ich aufs Schiff zurückkehren. Ich wurde nach Virginia beordert. Bevor ich abreise, möchte ein paar Tage in St. Augustine verbringen.«
Plötzlich schien Teela zu erblassen. »Eh - essen wir erst einmal.« Hastig ließ sie seinen Arm los und eilte zum Haus.
»Was geht hier vor, Onkel James?«, fragte Taylor verwirrt.
»Vor kurzem haben wir einen Brief von Risa erhalten. Tia ist bereist nach Virginia aufgebrochen, um Brent im Hospital außerhalb von Richmond zu helfen.«
»Was?«
»Vielleicht dachte sie, du würdest länger wegbleiben. Und als sie von einem Schiff auf dem Fluss hörte ...«
»Ein Rebellenschiff?«, fragte Taylor mit gepresster Stimme.
»Ja«, gab James zu. »Nicht Jeromes Blockadebrecher. Unter diesen Umständen hätte er sich vermutlich geweigert, Tia mitzunehmen.«
Angst und Zorn drehten Taylors Magen um. Verdammt! Und er hatte ihr vertraut ... Er zog einige Papiere aus der Innentasche seines Jacketts, Korrespondenz und Michael Langleys ehrenvolle Entlassung - und überreichte sie seinem Onkel. »Verzeih mir, aber ich muss auf das Dinner verzichten.«
»Was hast du vor?«
»Ich folge meiner Frau.«
»Aber sie wird sich im Rebellengebiet aufhalten.«
»Inzwischen habe ich mich daran gewöhnt, Tia aus feindlichem Terrain zurückzuholen.«
»Bitte, nimm dich in Acht, Taylor.«
»Aye, Onkel James.« Taylor schob das kleine Boot ins Wasser, sprang hinein und ergriff das Ruder.
Um Himmels willen, welch ein verrücktes Spiel mochte sie jetzt schon wieder treiben? Führte sie andere Truppen in die Irre? Lockte sie nichts ahnende Yankees in einen Hinterhalt? So raffiniert sie auch war -irgendwann würde man sie fangen.
Verzweifelt starrte er in die samtige Schwärze der Nacht und lauschte dem Plätschern der Wellen, die gegen das Boot schlugen. Nein, er wollte sie nicht verlieren ... Ein Gefängnis. Ein Kriegsgefangenenlager der Yankees. Das war wohl die einzige Lösung des Problems.
19
Da der Krieg nach dem Willen der Yankees zu einem Inferno ausartete, war die Reise nach Virginia umso gefährlicher. Im ganzen Süden wurde die
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