Sieg der Leidenschaft
Hand und er ließ die Menschen nur glauben, sie könnten es ändern.
Tia starrte blicklos vor sich hin, sichtlich erschöpft, das Gesicht leichenblass. Als sie sich zu Mary Chestnut wandte, um eine Frage zu beantworten, steckte Brent den Brief unauffällig in die Tasche seines Jacketts. Wenigstens würde er der Familie noch größeres Leid ersparen.
Taylor erreichte Washington auf der Majesty, eines mit zehn Kanonen bestückten Dampfers. In St. Augustine war er an Bord gegangen. Als er den Kai betreten hatte, erfuhr er vom harten Schicksalsschlag, der den Präsidenten der Konföderation getroffen hatte - der kleine Joseph Emory Davis war tot. Er holte Friar aus dem Laderaum, dann kaufte er eine Zeitung. Angespannt überflog er die Schilderung der Tragödie. Brent und Tia wurden nicht erwähnt.
In St. Augustine hatte er einen Abend im Haus der McKenzies verbracht und von Rhiannon erfahren, warum Tia nach Richmond gereist war. Da hatte sein Zorn etwas nachgelassen. Aber er grollte ihr immer noch. Irgendwie musste er sie in Sicherheit bringen, solange der Krieg in diesem Land wütete. Deshalb würde er sich ins Rebellengebiet wagen.
Als er sich in Magees Büro meldete, hörte er, der General sei an die Front zurückgekehrt. Doch man leitete die Information über Taylors Ankunft in Washington sofort an höhere Stellen weiter und er wurde ins Weiße Haus beordert, wo ihn Präsident Lincoln empfing.
Obwohl es dem Präsidenten der Union sogar schwer fallen musste, die Aktivitäten seiner Generäle zu verfolgen, wusste er, dass Colonel Taylor Douglas nach Florida geschickt worden war, um den vermissten
Lieutenant Langley zu suchen, der wichtige Depeschen bezüglich der Navy-Strategie bei sich getragen hatte. »Zum Glück konnte ich die Depeschen zurückerstatten, Sir, und der Lieutenant wurde ehrenvoll entlassen«, berichtete Taylor. »Aus gesundheitlichen Gründen kann er nicht mehr am Krieg teilnehmen.«
»Haben wir ihn an die andere Seite verloren?«
»Nein - nur an das Leid dieses Kriegs. Er ist müde und verzweifelt.«
»So wie wir alle.« In der Tat - seit dem Kriegsbeginn war Lincoln merklich gealtert, so als würde der Verlust jedes einzelnen Menschenlebens bleischwer auf seiner Seele lasten.
»Sir, es erstaunt mich, dass Sie angesichts der gewaltigen Ereignisse auch relativ unbedeutende Zwischenfälle wie Langleys Verschwinden im Auge behalten.«
Seufzend zuckte Lincoln die Achseln. »Letzten Endes sind es die kleinen Dinge, die einen Krieg entscheiden. Mit ihrer Weigerung, die Konföderation anzuerkennen, haben uns die Europäer einen Vorteil verschafft, den wir mit einem Dutzend siegreicher Schlachten nicht erreichen konnten. Und was Olustee betrifft, nun, ich hatte gehofft, Florida würde in die Union zurückkehren.«
»So leicht wird sich dieser Staat nicht umstimmen lassen.«
»Aber in Florida leben viele Unionisten.«
»Gewiss. Meine Heimat ist und bleibt gespalten. Wie unsere besten militärischen Köpfe mittlerweile entschieden haben, lohnt sich die Mühe nicht, Florida zurückzugewinnen, stattdessen soll Richmond eingenommen und der tiefe Süden zweigeteilt werden.«
»Bedauerlicherweise kämpfen unsere besten militärische Köpfe für den Feind«, murmelte Lincoln.
»Meinen Sie General Lee, Sir?«
»Und andere. Aber ich glaube, nun wird ein fähiger Mann unsere Ziele anstreben.«
»General Grant?«
»Kennen Sie ihn, Colonel Douglas?«
»Nein, Sir. Früher kämpfte er im Westen und ich beteiligte mich an den Ostfeldzügen, ehe ich beauftragt wurde, vor unserer Florida-Kampagne die Kampfkraft der Konföderation einzuschätzen.«
»Bald werden Sie ihn kennen lernen. Aber wenn wir Lee hätten ... Soviel ich weiß, war er Ihr guter Freund.«
»Und mein ausgezeichneter Lehrer in West Point.«
»Angeblich wanderte er die ganze Nacht in seinem Büro umher, nachdem ich ihm das Kommando der Unionsstreitkräfte angeboten hatte. Er besaß ein so schönes Haus - jetzt begraben wir unsere Toten auf seinem Rasen. Welch ein bitterer Krieg, der niemanden verschont! Und der alte Jeff Davis muss zusätzlich eine private Tragödie verkraften. Gott weiß, ich bemitleide den armen Mann und schließe ihn in meine Gebete ein. Was er jetzt erleidet, verstehe ich nur zu gut. Auch ich habe ein Kind verloren.
Offenbar ist es leicht, unsere Feinde zu lieben und ihren Schmerz zu fühlen - und viel schwerer zu akzeptieren, dass sie geschlagen werden müssen. Aber wenn wir den Krieg mit Gottes Hilfe beenden,
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