Sieg der Leidenschaft
Taylor stieg ab und legte eine Hand auf Friars Nüstern. »Wenn ich pfeife, kommst du sofort.« Geduckt schlich er durch den Obstgarten zur Rückfront des Stalls und suchte die Holzwand ab, bis er ein morsches Brett fand, das er mit einem Fausthieb mühelos einschlagen konnte. Er zwängte sich durch die Öffnung und sprang in eine Box, die mit modrigem, feuchtem Heu gefüllt war.
Aufmerksam sah er sich um. Der Stall war leer - bis auf den Wagen, der in der Mitte stand, mit zwei kräftigen Ackergäulen bespannt. Vorsichtig ging er zum Doppeltor an der Vorderseite, das nicht versperrt war. Er stieß einen Torflügel auf, blickte zum Haus hinüber und wartete.
Nach einer Weile kam ein schlankes schwarzes Mädchen aus der Tür und spähte in die Richtung des Stalls. Taylor schaute sich wieder um, entdeckte eine Leiter, die zum Heuboden führte, und kletterte hastig hinauf.
Durch das halb offene Tor beobachtete er, wie ein älterer Schwarzer das Haus verließ, begleitet von zwei jungen Burschen und einem großen, muskulösen Mann in den besten Jahren. Vermutlich ein Feldarbeiter, dachte Taylor.
Als der ältere Neger und die anderen Männer den Stall betraten, rannte eine hübsche junge Schwarze auf das Tor zu - dicht gefolgt von Sydney. Um Himmels willen, was macht sie hier? fragte sich Taylor. Im selben Augenblick hörte er Hufschläge.
»Eine Rebellenpatrouille!«, kreischte die Schwarze.
»Bleib hier drin«, befahl Sydney, »ich werde die Soldaten irgendwie abwimmeln.«
Hastig huschte die Negerin in den Stall, zog die Torflügel zusammen und presste sich daneben an die Wand. Sogar vom Heuboden aus sah Taylor den Puls in ihrem Hals pochen.
Die Hufschläge verstummten. »Hallo!«, grüßte Sydney fröhlich. »Halten Sie die Yankees in Schach, Gentlemen?«
Durch den schmalen Spalt zwischen den Torflügeln versuchte Taylor, die Rebellen zu zählen.
»Werden Sie hier in der Nähe kämpfen?«, fragte Sydney. »Großer Gott, Gentlemen, viel habe ich nicht, aber gutes frisches Wasser ...«
»Ma'am, angeblich versteckt sich hier eine Exsklavin namens Sissy McKendrick. Und Sie begehen Hochverrat, indem Sie ihr helfen.«
»Sir! Wie können Sie es wagen, mich zu beschuldigen ...«
»Durchsucht den Stall!«, befahl der Kommandant seinen Leuten. »Wenn ihr diese schwarze Teufelin und irgendwelche anderen Nigger findet, hängt sie sofort auf. Mir ist es egal, ob Jeff Davis glaubt, man müsste sie ihren Besitzern zurückgeben - ich finde, der Abschaum ist viel zu gefährlich.«
»Moment mal!«, protestierte Sydney. »Sie können diese Menschen nicht einfach umbringen!«
»Vielleicht würde ich eine weiße Frau nicht auf-knüpfen, Miss. Jedenfalls nicht sofort. Möglicherweise gebe ich Ihnen eine Gelegenheit, die Jungs und mich zu überzeugen, dass Sie nicht hängen sollten. Obwohl Sie eine Verräterin sind - eine Südstaatlerin, die für Abe Lincoln stiehlt und spioniert!«
»Kein ehrenwerter Soldat unter Sir Robert E. Lee würde jemals so mit einer Frau reden.«
»Was Bobby Lee davon halten würde, kümmert mich nicht, Ma'am. Und im Augenblick ist er nicht da, oder?«
Als die Torflügel aufflogen, konnte Taylor die Männer zählen. Sieben, der Kommandant eingeschlossen, der im Sattel sitzen blieb und Sydney anstarrte. Seine sechs Soldaten stürmten in den Stall.
Inzwischen hatten sich die Schwarzen im feuchten Heu verkrochen. Aber einer der Rebellen ergriff eine Mistgabel und stocherte in einem Strohhaufen herum, der ihm zu groß erschien. Empört begann Sissy zu schreien und der Mann zerrte sie auf die Beine. »Da haben wir sie, Sir!«, rief er seinem Kommandanten zu. »Ein verdammt hübsches schwarzes Biest!«
»Hängt sie sofort! Schnell! Dann stöbert ihre Spießgesellen auf. Wenn sie alle sterben, werden sich's die anderen Sklaven zwei Mal überlegen, bevor sie davonlaufen.«
»Nein!«, zischte Sydney. »Rufen Sie Ihre Soldaten sofort zurück! Ich werde Sie anzeigen!«
»Niemanden werden Sie anzeigen, Miss. Sie sind hier die allerschlimmste Verräterin. Und wenn wir mit Ihnen fertig sind, süße keine Belle, werden Sie nicht mehr so hübsch aussehen. Wahrscheinlich haben Sie dann zu wenig Lippen und Zähne, um viel zu reden.«
Ehe Sydney wusste, wie ihr geschah, sprang er aus dem Sattel und packte sie. Verbissen wehrte sie sich und schlug ihm eine Faust aufs Auge.
Die Schwarzen im Stall begannen gellend zu schreien, und einer der Soldaten zog seine Waffe. Obwohl
Taylor nicht genau zielen konnte, wagte er
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