Sieg der Leidenschaft
es nicht, noch länger zu warten. Er zückte seine Colts, feuerte den einen ab und traf den Mann, der gerade schießen wollte, mitten ins Herz. Er brauchte nur eine Sekunde, um sich zu vergewissern, dass er Sydney nicht gefährden würde. Dann jagte er ihrem Angreifer eine Kugel in die Stirn. Von kalter Todesangst erfasst, kreischten die Schwarzen im Stall immer lauter. Die fünf restlichen Soldaten zückten ihre Gewehre, fünf Schüsse aus den Colts streckten sie nieder, und alle starben, während sie die Position ihres Feindes zu erkunden suchten.
Erst jetzt schaute Sydney zum Heuboden hinauf. »Taylor?«, flüsterte sie ungläubig.
Blitzschnell stieg er die Leiter hinab und wandte sich zu Sissy, die neben dem Tor stand. »Bringen Sie Ihre Leute in den Wagen!«, befahl er. »Beeilen Sie sich. Und verschwinden Sie. Bleiben Sie auf den Nebenstraßen. Da sich die meisten Truppen auf die große Schlacht vorbereiten, werden sie sich nicht um einen Wagen mit zwei Ackergäulen kümmern.«
»Ja, Sir«, erwiderte Sissy. »Kommt, Leute, ihr habt gehört, was der Mann gesagt hat! Steigt in den Wagen und versteckt euch im Stroh.« Ihre Stimme klang sanft und melodisch. Mit großen braunen Augen erwiderte sie Taylors Blick und er erkannte, dass sie niemals richtige Angst empfunden hatte. Vielleicht wäre sie sogar bereitwillig in den Tod gegangen, hätte man sie gehängt.
»Taylor ...« Schwankend betrat Sydney den Stall und starrte die Leichen an.
»Verdammt, Sydney, was treibst du hier? Beinahe wärst du gestorben.«
»O Gott, Taylor, alle sind - tot.«
Seufzend verdrehte Sissy die Augen. »Hör mal, Sydney, die hätten uns fast ermordet!«
»Aber sie waren - Rebellen. Niemals wollte ich mein Volk verraten.«
»Mit deinem >Volk< hatten dieses elenden Bastarde nichts zu tun, Sydney.«
»O Taylor - du hast sie erschossen ...«, stammelte Sydney.
»So sehr ich es auch hasse, Menschen zu töten«, erwiderte er, »ich hatte keine Wahl.«
»Es war meine Schuld ...« Zitternd warf sie sich an seine Brust. »Wärst du nicht gekommen - sie hätten uns einfach aufgehängt, ohne Gerichtsverhandlung ...«
»Beruhige dich, Sydney«, bat Sissy. »Vielen Dank, Sir. Ich kenne Sie nicht, aber ich stehe tief in Ihrer Schuld. Ein Wunder, dass Sie rechtzeitig hierher kamen.«
»Kein Wunder. Als ich Sydney nicht zu Hause antraf, schöpfte ich Verdacht und ahnte, dass sie sich hinter den Linien in geheime Aktivitäten verstrickt hat.«
»Sie hat Menschenleben gerettet, Colonel.«
Da hob Sydney den Kopf und rückte ein wenig von Taylor ab. »Jesse würde mich erwürgen. Wenn Jerome und Brent Bescheid wüssten - oder mein Vater und Julian und Tia ...«
»Also arbeitest du schon die ganze Zeit im Untergrund?«, fragte er verblüfft.
»Nein, nicht wirklich ...«
»Doch!«, widersprach Sissy entschieden. »Und sie ist einfach großartig.«
»In das alles bin ich nur zufällig geraten«, beteuerte Sydney.
Zufällig? So wie Tia? Lächelnd schüttelte Taylor den Kopf. »Verdammt will ich sein, Sydney McKenzie.«
»Das verstehst du doch, Taylor? Du wirst nichts verraten ...«
»Hast du dich in eine Yankee verwandelt?«
»Nein, ich bin und bleibe eine Rebellin. Aber wenn es um diese armen Schwarzen geht ... Bitte, Taylor, du musst mein Geheimnis bewahren ...«
»Das kann ich nicht, Sydney. Jesse glaubt, du spionierst für die Konföderation. Was du in Wirklichkeit
tust ist aller Ehren wert. Aber er wird trotzdem in hel le Wut geraten, weil du dich in Gefahr bringst. Fahr nach Washington und finde dich mit deinem Hausar rest ab.«
»Du wirst Jesse doch nicht erzählen ...«
»Leider bin ich dazu verpflichtet.« Er neigte sich hinab und küsste ihre Wange. »Trotz seines Zorns wird er sehr stolz auf dich sein. Nachdem er dich erwürgt hat. In Zukunft wirst du diese Reisen in den Süden unterlassen. Jeder gute Soldat weiß, wann er die Waffen strecken muss.« Bedrückt nickte sie und er fügte hinzu: »Nun bringe ich euch zu einem Unionsaußenposten, etwa zehn Meilen von hier entfernt.«
Bewundernd lächelte Sissy ihn an. »Ich finde Sie wahnsinnig nett, Colonel - das heißt, für einen Weißen. Sind Sie verheiratet?«
»Nein, er ist verwitwet«, verkündete Sydney.
»Inzwischen habe ich wieder geheiratet«, erklärte er.
»Wirklich?«, rief Sydney erstaunt. »Oh, das freut mich. Ich weiß, wie verzweifelt du warst, als Abby ... Wer ist denn die Glückliche?«
»Tia.«
»Tia McKenzie?«, wisperte sie entgeistert.
»Dieselbe.
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