Sieg der Leidenschaft
ist schon eine Weile her, Sir«, erklärte der Mann grinsend. »Damals, bei Kriegsausbruch, war ich Private in Ihrer Kavalleriekompanie bei Manassas. Da be kam mein Bein eine Kugel ab und seither kann ich nicht mehr reiten.«
»Jetzt erinnere ich mich. Graham, nicht wahr?«
»Ja, Sir, Hal Graham.«
»Freut mich, Sie in einem Stück wiederzusehen, Sergeant.« Taylor leerte sein Glas.
»Danke, Sir. Verzeihen Sie die Störung. Sieht so aus, als wären Sie lieber allein mit Ihrer Whiskeyfla sche. Aber ich tue jetzt Dienst im Old Capital und ich habe gehört, Sie sind mit der Familie McKenzie verwandt.«
Erstaunt hob Taylor die Brauen. »Das stimmt. Gibt's Neuigkeiten über die McKenzies?«
»Zum Glück nichts Schlimmes. Ein paar Familienmitglieder waren bei mir zu Gast - der wilde Rebellen-Captain, der jetzt wieder den Atlantik unsicher macht. Auch Dr. Julian McKenzie. Und Miss Sydney ...«
»Vor einiger Zeit hat sie Jesse Halston geheiratet.«
»Das weiß ich. Aber Colonel Halston ist schon so lange weg. Und Miss Sydney - nun ja ...«
»Geht es ihr nicht gut?«
»Doch, Sir, aber anscheinend sitzt sie zu Hause fest. Sicher würde sie sich über Ihren Besuch freuen, Colonel - falls Sie Zeit haben ...«
»Wo finde ich sie?«, fragte Taylor.
Graham gab ihm die Adresse und Taylor bedankte sich. Von plötzlicher Unruhe erfasst, bezahlte er den Whiskey und verließ die Taverne.
Zwanzig Minuten später zügelte er Friar in der Straße, wo Sydney wohnte. Ein Soldat saß vor der Tür ihres Apartments. Auf seinem Stuhl zusammengesunken, den Hut in die Stirn gezogen, schnarchte er leise. Taylor stieg ab, band den Wallach am Pfosten fest und ging zu dem Soldaten, der sich nicht rührte.
Ungeduldig trat Taylor gegen ein Stuhlbein und der Mann zuckte verwirrt zusammen. »He, verdammt noch mal ...« Sobald er Taylors Rangabzeichen registrierte, sprang er auf und salutierte. »Colonel, Sir ...«
»Was zum Teufel geht hier vor, Private?«
»Ich bin nur ein bisschen eingenickt. Bis vor kurzem hatte ich Malaria und ich fühle mich immer noch etwas schwach. Deshalb wurde ich zu diesem Dienst eingeteilt.«
»Und was für ein Dienst ist das?«
»Die Dame, die hier wohnt, ist eine bekannte Rebellenspionin.«
»Wer sagt das?«
»Eh - ihr Mann, Sir.«
»Oh ...«
Unbehaglich schnitt der Soldat eine Grimasse. »Sie wurde auf frischer Tat ertappt, Sir.«
»Aha ... Nun können Sie weiterschlafen. Heute Nacht werde ich hier Wache halten.«
»O nein, Colonel - das geht nicht - ich meine ... Wer sind Sie?«
»Ein Vetter der Dame«, erklärte Taylor und verschränkte die Arme vor der Brust.
»Großer Gott - dann müssen Sie Colonel Douglas sein ...«, würgte der Soldat hervor und salutierte wieder. »Wir haben alle von Ihnen gehört. Verzeihen Sie, natürlich hätte ich Sie sofort erkennen müssen, weil...«
»Weil ich ein halber Indianer bin«, ergänzte Taylor, empfand aber keinen Groll gegen den sichtlich verlegenen jungen Soldaten. »Zum Teil sind meine Verwandten Rebellen. Aber ich dachte, Colonel Halston hätte für seine Frau gebürgt und sie wäre freigelassen
worden.«
»Ja, aber sie fuhr immer wieder heimlich nach Richmond.«
»Und was tat sie da?«
»Das weiß niemand so genau.«
»Ist sie jetzt daheim?«
»Ja, Sir.«
»Dann werde ich nach ihr sehen.« Taylor betrat das Haus und schloss die Tür hinter sich. Im Küchenherd brannten schwache Flammen und es roch nach frisch gebackenem Brot. »Sydney?« rief er.
Keine Antwort. Er schaute ins Schlafzimmer. Unter der Bettdecke, im Licht des Kaminfeuers, zeichneten sich die Umrisse einer Gestalt ab.
»Sydney?«, flüsterte er, eilte zum Bett und riss die Decke weg. Der Körper war aus Kissen geformt worden.
Mary war freundlich, liebenswert und sehr schön, mit silbergrauem und langem dunklem Haar. Obwohl Tia sich ernsthaft bemühte, die Frau ihres Vetters in der Familie willkommen zu heißen, wirkte ihr Lächeln gekünstelt. Brent schenkte ihr einen Sherry ein. Nachdem sie das Glas geleert hatte, brach Tia in Tränen aus.
An diesem Abend brachte sie keinen Bissen hinunter. Brent erklärte, der Tod des kleinen Joseph Emory Davis sei schrecklich gewesen. Aber deshalb dürfe sie sich nicht krank machen. Sie versuchte ihm zu erklären, wie nahe ihr der Tod des kleinen Mädchens in St. Augustine gegangen sei und sie finde es so ungerecht, dass man solche Schicksalsschläge ertragen müsse. Hilflos hörte ihr Vetter zu und bemerkte, wenn sie sich nicht beruhige,
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