Sieg der Leidenschaft
Pass auf dich auf- und bring dich nicht in Gefahr. Übrigens
- das ist eine Drohung, meine Liebe. Taylor.
Sie wollte nicht weinen - das wäre zu albern. Die ganze Zeit hatte er sie gezwungen, bei ihm zu bleiben. Und nun war er verschwunden. Sein Brief enthielt eine Drohung. Interessierte es ihn überhaupt, was sie tat?
Was immer sie auch empfand, er blieb ihr Feind - ein erbitterter, unversöhnlicher Feind. Nun würde sie also nach Hause zurückkehren. Auf Cimarron würde sie die Kraft finden, ein neues Leben zu beginnen. Plötzlich brach sie in Tränen aus und gestand sich endlich ein, warum ihr das Herz so wehtat. Weil sie Taylor liebte.
Mitten in der Nacht flog die Haustür auf. Erschrocken fuhr Sydney aus dem Schlaf hoch. Was war geschehen? Stürmten die Rebellen die Stadt? Nein, sie hatte keinen einzigen Schuss gehört. Sie sprang aus dem Bett und rannte in den Salon. Vor dem Kamin, in dem ein schwaches Feuer brannte, stand Jesse in voller Uniform, den gefiederten Hut auf dem Kopf. Ihr Atem stockte. So lange hatte sie ihn nicht gesehen ...
Wusste er, dass sie seinen Befehl missachtet, ihren Bewacher überlistet und Washington verlassen hatte? War er wütend oder ...
Hatte er Taylor gesehen? »Jesse?«, flüsterte sie.
»Verdammt, Sydney!«, stieß er hervor und ging zu ihr. Im schwachen Feuerschein sah sie seine gerunzelte Stirn und wich zurück. »Sydney ...« Zu ihrer Verblüffung nahm er sie ganz sanft in die Arme, als bestünde sie aus zerbrechlichem Porzellan. Zögernd strich sie durch sein braunes gewelltes Haar und er küsste sie zärtlich. »Sydney - du bist eine Yankee.«
»Nein!«
»Doch.« Jetzt schenkte er ihr das wunderbare Lächeln, in das sie sich damals verliebt hatte. »Du überquerst die Linien nur, um Sklaven nach Norden zu schmuggeln.«
»Hast du Taylor gesehen?«
»Ja.«
»Hat er dir erzählt, wie ...«
»Meinst du, ob er Einzelheiten erwähnt hat? Nein. Schau nicht so erleichtert drein! Du wirst mir alles sagen. Danach werde ich dich natürlich erwürgen, du kleine Närrin. Was du treibst, ist viel zu gefährlich und ...«
»Jesse?«
»Was?«
»Ich liebe dich.«
»O Gott!« Als er sie hochhob und ins Schlafzimmer trug, presste sie das Gesicht an seinen Hals. »Sydney, ich liebe dich, ich liebe dich, ich liebe dich ...«
Viele Stunden später versicherte er erneut, er würde sie erwürgen. Das interessierte sie allerdings inzwischen kein bisschen mehr.
24
Tias Vater freute sich über ihre Ehe. Natürlich, sagte sie sich, weil er im Grunde seines Herzens ein Yankee ist ... Doch sie wusste, dass noch mehr dahinter steckte. Er mochte und respektierte Taylor. Obwohl ihre Mutter bedauerte, dass sie keine grandiose Hochzeit gefeiert hatten, dachte sie pragmatisch. In Kriegszeiten musste man froh sein, wenn man am Leben blieb. Das fand sie am allerwichtigsten.
Weder der Vater noch die Mutter staunten über die Heirat. »Von Anfang an bist du Taylor anders begegnet als all deinen übrigen Verehrern«, meinte Tara. »Zwischen euch war etwas ganz Besonderes - du musstest es nur entdecken. Glücklicherweise ist es dir gelungen.
Übrigens, Ray Weir scheint nichts von deiner Ehe zu wissen. Letzte Woche besuchte er uns und erkundigte sich nach dir. Hättest du ihn bloß nicht so lange an der Nase herumgeführt, Liebes ...«
»Das tat ich ja gar nicht. Hast du ihm von meiner Heirat erzählt?«
»Dazu fand ich keine Gelegenheit.«
»Nun, er wird's bald herausfinden.« Als Tia das Unbehagen ihrer Mutter bemerkte, fragte sie besorgt: »Stimmt was nicht?«
»Ray und dein Vater haben gestritten.«
»O Gott, ich wünschte, Vater würde sein Temperament zügeln und seine Ansichten für sich behalten! Immerhin leben wir in einem Konföderationsstaat!«
»Ausnahmsweise traf ihn keine Schuld. Ray wollte wissen, wo du warst, und dein Vater erwiderte, du seist bei Ian in Virginia. Da geriet Ray in Wut und schrie, dein Vater hätte sich nicht das Recht nehmen dürfen, dich zu den Yankees zu schicken.«
»Aber er hat mich nirgendwohin geschickt. Ray benimmt sich einfach unmöglich! Oft genug habe ich versucht, ihm zu erklären, ich würde meine eigenen Entscheidungen treffen - obwohl mir mein Vater, zwei ältere Brüder, autoritäre Vettern und jetzt auch noch ein Ehemann Vorschriften machen und ...«
»Reg dich nicht auf, Tia. Er kam und ging. Irgendwann wird er von deiner Heirat erfahren und die Dinge auf sich beruhen lassen.«
Später saßen Tia und Jarrett am Fluss. »Habe ich wirklich
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