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Sieg der Leidenschaft

Titel: Sieg der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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dann war sie Jesse begegnet, der ihre Herkunft sehr interessant fand. Er faszinierte und betörte sie. Aber er war der Feind, der sie verriet. Wenig später hatte er sie geheiratet - und nichts von ihr verlangt. Weder Rassenfragen noch Meinungsverschiedenheiten standen zwischen ihnen - nur der Krieg des Nordens gegen den Süden.
    »O Sydney, du albernes, fast weißes Ding!«, schimpfte Sissy. »Dieses bisschen Indianerblut macht ja gerade deinen besonderen Reiz aus. Und doch ...«
    »Ja?«
    »In den Augen mancher Weißer bleibt ein Schwarzer stets ein Schwarzer, ganz egal, wie hell seine Haut ist. In den Adern zahlreicher Farbiger fließt das Blut ihrer weißen Herrschaften. Genauso werden dich einige Leute wegen deiner Seminolengroßmutter immer für eine Farbige halten. Davon spreche ich nur, um dir klar zu machen, wie hart und grausam die Welt sein kann.«
    »Das weiß ich.«
    »Zum Glück kümmert sich Jesse nicht um irgendwelche Vorurteile. Er liebt dich.«
    »Deshalb zieht er das Schlachtfeld seinem Zuhause vor«, seufzte Sydney.
    »Einmal war ich in einen Weißen verliebt«, gestand Sissy leise.
    Obwohl Sydney ahnte, dass sie irgendwie umgarnt werden sollte, fragte sie: »Und was geschah?«
    »Er behauptete, ich sei sein Eigentum, vergewaltigte mich, und wir bekamen ein Kind.«
    »Das wusste ich nicht!«, erwiderte Sydney bestürzt.
    »Noch vor der Geburt meines kerngesunden Sohnes
    verlor mein weißer >Besitzer< das Interesse an mir. Und dann verkaufte er das Baby.«
    »O Gott, Sissy, es tut mir so Leid.«
    »So geht's nun mal zu auf unserer Welt. Dieser Mann begehrte eine Farbige, aber er hätte sie natürlich niemals geheiratet. Zusätzlich verkaufte er auch noch sein eigenes Fleisch und Blut.«
    »Unglaublich ...«
    »Aber Jesse liebt dich. Hätte er die Szene am Kontrollpunkt beobachtet, wäre er sehr stolz auf dich.«
    »Hör mal, Sissy - kein Wort zu Jesse, verstanden? Du weißt nicht, was ich ihm geschworen habe. Bitte, erzähl ihm nichts! Versprich's mir!«
    »Also gut«, stimmte Sissy widerstrebend zu.
    Sydney atmete erleichtert auf und trieb die Maultiere zu einem schnelleren Tempo an. Bald würde sie zu Hause eintreffen ...
    Nein, ihre Heimat lag weit entfernt. Dort war es angenehm warm und der Frost des Winters kroch niemals in die Knochen.
    Aber plötzlich sehnte sie sich nach ihrem zweiten Heim in Washington.
    Sie würde sich im Dunkel verkriechen und überlegen, wofür sie eigentlich kämpfte.

6
    Endlich daheim. Tia öffnete die Augen und wusste nicht genau, was sie geweckt hatte. Welch ein Luxus, in ihrem weichen Federbett zu schlafen, unter einer warmen Steppdecke - statt auf dem schmalen Feldbett im Lazarett ihres Bruders, das unablässig den Standort wechselte ...
    Sie wussten, dass die Scharmützel, die sie mit ansahen, sich nicht mit den grauenhaften Schlachten in an-deren Gebieten der Südstaaten vergleichen ließen. In Maryland und Pennsylvania wurden manchmal an einem einzigen Tag fünfzigtausend Soldaten getötet, verwundet oder vermisst. Trotzdem hatte Tia genug Menschen sterben sehen und jeder einzelne Todesfall ging ihr nahe. Aber um der Überlebenden willen lohnte es sich, das unbequeme Feldbett zu ertragen, das kaum genießbare Essen, die Moskitos im Sommer, die feuchte Kälte im Winter. Außerdem liebte sie ihren Bruder Julian, einen hervorragenden Militärarzt, heiß und innig. Seit dem Ausbruch des Krieges half sie ihm bei der Arbeit. Das hatten die Eltern ihr nicht vorgeschlagen, aber auch nicht dagegen protestiert, so wie die Familien zahlreicher anderer junger Damen. Tias Verwandte hatten sie nur ein bisschen gehänselt und behauptet, sie würde bald ihr Luxusleben schmerzlich vermissen.
    Nun umarmte sie lächelnd ihr Daunenkissen. Allen hatte sie's gezeigt. Wenn sie auch wie ein >zierliches kleines Ding< aussah - im Lazarett hatte sie ihre innere Stärke entdeckt.
    Ohne Zögern vertauschte sie ihre weiche Matratze mit einer Strohmatte, badete in kalten Bächen oder Flüssen (manchmal mit unerwünschten Nebenwirkungen, wie sie sich eingestehen musste). Tapfer verkraftete sie das Geschrei der Verletzten, nähte Wundränder zusammen, assistierte Julian bei schwierigen Operationen und reinigte infizierte, übel riechende Wunden. Am Anfang hatte sie sich mühsam zusammenreißen müssen und war nahe daran gewesen, nach Hause zu fliehen. Doch das hatte sie sich nicht anmerken lassen.
    Jetzt genoss sie den Urlaub auf Cimarron in vollen Zügen. Die Plantage lag am Fluss,

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