Sieg der Leidenschaft
und ging zur Treppe. In diesem Augenblick flog die Haustür auf und Thackery stürmte herein. »Sir, die Männer werden unruhig ...«
»Schon gut«, erwiderte der Colonel resignierend, »ich komme sofort.«
Tias Gedanken überschlugen sich. Wenn sie ihn jetzt gehen ließ, war alles verloren. Sie stand an der Wand neben der Treppe. Nur er konnte sie sehen. Kurz entschlossen zog sie die Nadeln aus ihrem langen dunklen Haar und ließ es über die Schultern fallen. Dann begann sie die zahlreichen winzigen Knöpfe am Oberteil ihres Kleides zu öffnen. Wie oft habe ich das schon getan, dachte sie fast hysterisch. Ich bin viel zu geübt ...
Und so zwang sie sich, ihre Finger langsamer zu bewegen. Ray starrte sie an, warf unschlüssig einen Blick auf den Soldaten und wandte sich wieder zu ihr. Beinahe hatte sie ihn für sich gewonnen.
»Sir!«, drängte Thackery.
Zum Glück musste sie ihre Unterwäsche in diesen schweren Zeiten der Entbehrung auf ein Minimum beschränken. Sie streifte das Kleid von ihren Schultern, entblößte ihre Brüste und wartete atemlos.
»Noch dreißig Minuten, Private Thackery«, stieß Ray hervor. »Sagen Sie den Männern, sie sollen inzwischen die Pferde satteln.«
Dreißig Minuten! Würde das reichen? Wenn Ian zu spät auf Cimarron eintraf...
Thackery ging hinaus und Ray eilte zu Tia. Als sie die Treppe hinaufstieg, schlug ihr Herz wie rasend. Ein Messer ... Hätte sie bloß ein Messer eingesteckt. Dann könnte sie ihn hinrichten, so wie er ihren Vater hinrichten wollte ... Nein, niemals würde sie einen Menschen kaltblütig töten.
»Nach rechts.« Ray folgte ihr auf den Fersen. Am Treppenabsatz schlug sie die genannte Richtung ein. Plötzlich glaubte sie, ein Geräusch zu vernehmen. Eine Bewegung im Haus. Vielleicht rüttelte der Wind an morschen Fensterläden. Oder sie verlor den Verstand -die Strafe des Allmächtigen für ihre Sünde ... »Diese Tür.«
Offenbar hatte Ray nichts gehört und sie litt tatsächlich an Halluzinationen. Sie betrat ein Zimmer. Zwischen aufgezogenen Vorhängen strömte das Mondlicht herein, immer noch mit jenem geisterhaften rötlichen Glanz. Früher hatte der Hausherr diesen Raum mit dem schön gemeißelten Kaminsims an der linken Wand bewohnt. Tia begann am ganzen Körper zu zittern. Von allem, was sie je getan hatte, war dies das Schlimmste.
»Mein Schatz ...« Raymond stand hinter ihr, strich über ihre nackten Arme und presste seine Lippen auf ihren Nacken. Von wildem Hass erfüllt, biss sie die Zähne zusammen, als sie seine Hände an den Häkchen ihres Rocks spürte, der wenig später zu Boden fiel. Mit flinken Fingern löste er die Bänder der Unterhose und sie glitt ebenfalls hinab. Blutrote Mondstrahlen beleuchteten ihr nacktes Fleisch. Nicht so schnell ... Sie brauchte mehr Zeit ... »Komm, Liebste.«
Wie sollte sie seine Berührung ertragen, wenn sie sich nach einem anderen sehnte? »Schau doch, der Mond!«, wisperte sie und lief zum Fenster. »So blutig wie der Krieg ...«
»Für Gespräche fehlt uns die Zeit«, unterbrach er sie, warf seinen Schwertgurt beiseite, schlüpfe aus dem Kavalleriejackett und dem Hemd.
»Ray - ich brauche noch einen Drink. Für mich ist das alles neu ...«
»Darf ich dich daran erinnern, dass es dein Vorschlag war?« Viel zu lange hatte sie ihn abgewiesen. Jetzt verlor er die Geduld. »Soll ich gehen?«
»Nein!«
Da hob er sie hoch, legte sie aufs Bett und setzte sich zu ihr. Sie würde schreien, mit beiden Fäusten gegen seine Brust trommeln. »Meine Liebste«, flüsterte er wieder und küsste ihre Fingerspitzen.
»Mein - Liebster«, würgte sie hervor und kämpfte mit den Tränen. Nein, dazu war sie nicht fähig.
»Großer Gott!« Aus rötlichen Nachtschatten drang die Stimme eines anderen Mannes, tief und heiser. Nicht die Stimme irgendeines Mannes. Seine Stimme. Unmöglich, dachte Tia. Und doch ...
Auf leisen Sohlen musste er ihnen durch das dunkle Haus gefolgt sein. Sie sah nur die Umrisse seiner Gestalt. Aber die vertraute Stimme war unverwechselbar - eine Stimme, in der so oft Gelächter mitschwang -oder heiße Wut, wie in diesem Moment. Ihr Blut drohte zu gefrieren und sie spürte, wie Raymond erstarrte.
»Jetzt ist Schluss mit diesem Unsinn!«, fauchte Taylor, trat aus den Schatten, und Tia spürte seine zornige Nähe. Verzweifelt wich sie seinem Blick aus.
»Was zum Teufel ...« Raymond drehte sich um. »Sie, Taylor?«
Im gespenstischen Mondlicht sah sie Stahl funkeln, eine Klinge an Rays
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