Sieg der Leidenschaft
einem Paar Schuhe zurück. »Das musst du ohne deine Unterwäsche tragen. Leider ist Godivas Kostüm nass«, fügte er hinzu und zeigte auf das Korsett und die Unterhose, die vor seiner Truhe lagen.
Diesen Kommentar würdigte sie keiner Antwort. Als sie sich anzog, bebten ihre Hände. Wenn er sie doch bloß allein ließe ...
Aber er stand da, die Arme vor seiner Brust verschränkt, und behielt sie unentwegt im Auge. Erbost wandte sie sich ab, und als sie mit den Häkchen am Rücken der Bluse kämpfte, half er ihr.
Gleich darauf hörte sie Ians Stimme. »Tia! Taylor!«
»Komm herein, Ian!«, rief Taylor.
Eine Weinflasche und drei langstielige Gläser in den Händen, betrat er das Zelt. »Die gehören Colonel Bryer«, erklärte er, stellte alles auf den Schreibtisch und bearbeitete den Flaschenverschluss mit seinem Taschenmesser. »Für einen Militärarzt an der Front ist er erstaunlich gut ausgerüstet.«
»Offensichtlich«, meinte Taylor und nahm ein Glas Wein entgegen.
»Er hatte keine Ahnung, dass deine Frau hier ist -oder dass du meine Schwester geheiratet hast.«
»Weil ich's niemandem erzählt habe. Nur Sergeant Henson, Private Allen und Father Raphael wussten Bescheid. Der Priester hat uns getraut. Ehrlich gesagt, ich wollte die Heirat geheim halten, um deinem Vater weitere Probleme mit der Konföderation zu ersparen.
Wenn die Rebellen erfahren, seine Tochter habe einen Yankee geheiratet, werden sie nicht gerade in Jubel ausbrechen.«
»Da hast du Recht. Nun, Tia ...«, Ian reichte auch seiner Schwester ein Weinglas, »sicher wäre es schicklicher gewesen, du hättest Vater um seinen Segen gebeten und dich erst einmal verlobt.«
»Ausgerechnet du redest von Schicklichkeit! Wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, bist du auf einer Party mit einer Ehefrau aufgetaucht, die keiner von uns kannte. Und einem Gerücht zufolge hattest du sie an einer Quelle auf unserem Anwesen verführt!«
»Was Söhne dürfen, können sich Töchter noch lange nicht erlauben. Aber irgendwie verstehe ich deine Entrüstung ... Jedenfalls freue ich mich für euch beide. Auf eure Gesundheit, viel Glück und ein langes Leben!«
»Danke.« Taylor hob sein Glas, nahm einen Schluck und Tia folgte seinem Beispiel.
»Colonel Taylor, Colonel McKenzie - Madam!«, rief Henson vor dem Zelt. »Das Dinner ist fertig!«
»Dann servieren Sie's«, befahl Taylor.
Hochrot im Gesicht, schleppte Henson ein kurioses Sortiment herein, das auf Colonel Bryers exquisite Tischkultur schließen ließ - ein schneeweißes Tuch, Porzellangeschirr, Silberbesteck. Bald verwandelte sich der Klapptisch in eine elegante Dinnertafel in sanftem Kerzenschein.
»Meine Liebe!«, flüsterte Taylor spöttisch in Tias Ohr, als er ihr einen Klappstuhl zurechtrückte.
Offenbar haben sich die Plünderer von der Union an unseren Florida-Rindern vergriffen, dachte Tia während der Mahlzeit. Doch sie empfand eher Resignation als Zorn. Wenigstens hatten die Yankees das Beste aus ihrer Beute gemacht. So ein gutes Steak mit Kartoffeln und Okraschoten hatte sie schon lange nicht mehr gegessen. Zunächst hatte Tia geglaubt, sie würde keinen Bissen hinunterbringen. Aber sie war halb verhungert und sehr durstig. Viel zu schnell leerte sie ihr Glas. Doch trotz der entspannenden Wirkung des Rotweins fiel ihr die Konversation schwer. Sie musste Ian erklären, Julian sei zu einem verletzten Adjutanten von General Finegan gerufen worden und wisse nicht, dass sie den Rebellentrupp verlassen hatte, um ihren Ehemann zu besuchen.
»Das war sehr leichtsinnig, Tia. Wenn ich mir vorstelle, wen du unterwegs hättest treffen können ...«
»Niemanden - ich ritt geradewegs zu Taylor.« Zu ihrer eigenen Verblüffung gelang es ihr zu lächeln. Dann allerdings fürchtete sie, das Lächeln könnte sich zu wildem Gelächter steigern und in Schluchzen übergehen ...
Taylor starrte sie forschend an. Dann wandte er sich zu Ian. »O ja, sie kam direkt zu mir.«
Nach der Mahlzeit fühlte sie sich schwindlig und erschöpft von dem anstrengenden Theater, das sie ihrem Bruder Vorspielen musste. Endlich wechselte Ian das Thema und erkundigte sich nach Julians kleinem Sohn und sie seufzte erleichtert, bevor sie Conar beschrieb. »Ein typischer McKenzie mit schönen blauen Augen und dichtem dunklem Haar.«
»Geht es den stolzen Eltern gut?«
»Sehr gut. Natürlich war Rhiannon nicht besonders glücklich, weil sie auf Cimarron bleiben musste, als Julian abreiste.« Plötzlich erschauerte sie. Viele
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