Sieg der Leidenschaft
Männern gegessen.«
Dazu gab sie keinen Kommentar ab. Sie war hungrig und die Brühe schmeckte fabelhaft - trotz der gestohlenen Hühner.
Nachdem Taylor seine Frau eine Zeit lang beobachtet hatte, ging er wieder hinaus und kam mit zwei Tassen Kaffee zurück. Inzwischen hatte Tia den Topf leer getrunken. Er nahm ihn aus ihren Händen und gab ihr
eine Tasse.
Langsam schluckte sie den heißen Kaffee und spürte, wie sich ihr Körper allmählich erwärmte. Die Decke an sich gepresst, stand sie auf und stellte die leere Tasse beiseite. Sie hörte, wie Taylor aus seinen Stiefeln, der nassen Hose und dem Hemd schlüpfte. Dann pustete er die Lampe aus. Das Feldbett knarrte. »Leg dich zu mir, Tia.«
»Ich bin nicht müde.«
»Dann lass dich wärmen.«
»Jetzt ist mir nicht mehr kalt.«
»Verdammt, komm ins Bett! Viel Zeit bleibt mir nicht mehr. Und die will ich nicht allein verbringen.«
Zögernd ging sie zum Feldbett. Mit seinen Luchsaugen sah er sie klar und deutlich, während sie im Dunkel fast nichts erkannte. Er zog sie neben sich hinab und hielt sie mitsamt der Decke im Arm. Wieder einmal genoss sie seine Nähe, wollte neben ihm schlafen, an seiner Seite erwachen. Aber er würde sie bald verlassen.
Zu ihrer Verblüffung flüsterte er: »Glaubst du, ich will wegreiten, Tia?«
Da wandte sie sich zu ihm, presste das Gesicht an seine Brust, atmete die Erinnerung an das sinnliche Entzücken ein, das er ihr geschenkt hatte. Er strich über ihr Haar und bald hörte sie, wie sich seine Herzschläge beschleunigten, spürte sein wachsendes Verlangen. Triumphierend erkannte sie, dass sie ihn verführt hatte.
Diesmal liebte er sie langsam und zärtlich und sie merkte kaum, wie raffiniert sie verführt wurde - bis sein Kuss ihren gutturalen Schrei erstickte.
Danach kehrte die Realität der Nacht zurück. Die Finsternis, das Camp außerhalb des Yankee-Zelts. »Tia, ich will wirklich nicht wegreiten«, beteuerte er.
»Dann bleib hier.«
»Ich muss meinen Befehl ausführen. Und ich glaube an das, was ich tue.«
»Genauso wie ich!«, wisperte sie leidenschaftlich. Sofort bereute sie ihre Worte, die ihn an ihre gefährlichen Aktivitäten erinnerten. »Taylor, und wenn ich dir schwöre ...«
»Leider hast du mich viel zu oft belogen. Du wirst mich in St. Augustine erwarten.«
»Guten Morgen.«
Verwirrt öffnete Tia die Augen. Diese Stimme hatte sie nicht erwartet. Zu ihrer Verwunderung sah sie Risa, die Frau ihres Vetters Jerome, auf Taylors Klappstuhl hinter dem Schreibtisch sitzen - bildschön, elegant und völlig fehl am Platz. Das kastanienrote Haar war zu einem adretten Knoten geschlungen, die waldgrünen Augen funkelten voller Belustigung. Vor dem Krieg hätte Risa, die Tochter des Unionsgenerals Magee, beinahe Ian geheiratet. Doch der Krieg hatte sonderbare Bettgefährten zusammengeführt, denn jetzt war Ian der Ehemann Alainas, die alle Südstaatentugenden in sich vereinte. Und Risa, eine überzeugte Unionistin, hatte dem Blockadebrecher Jerome McKenzie von der konföderierten Navy das Jawort gegeben.
»Risa!«
»Tia McKenzie - verzeih mir, Tia Douglas! Welche
Überraschungen wird uns dieser Krieg wohl noch bereiten?«
Am liebsten hätte Tia ihre angeheiratete Kusine umarmt. Aber sie wollte nicht nackt aus dem Bett sprin-
gen.
Lächelnd zeigte Risa auf das Buch, in dem sie gelesen hatte. »Eigentlich müsste ich >Die Untiefen und Sandbänke vor der Florida-Küste< studieren. Aber dein Ehemann besitzt wunderbare Ausgaben von Shakespeare, Bacon und Defoe. Findet er jemals Zeit für diese grandiose Literatur? Aber wie ich höre, flüchten sich viele Offiziere in so eine Lektüre, um ihren klaren Verstand zu bewahren.«
»Risa, ich freue mich so, dich wiederzusehen. Und wie ...« Tia richtete sich auf, die Decke an ihre Brust gepresst. »Ach, ich glaube zu wissen, was dich hierher führt. Mein Mann hat dich ins Camp beordert. Oder mein Bruder. Damit du mich im Auge behältst.«
»So was Ähnliches. Gestern traf eine Eskorte in St. Augustine ein, um mich abzuholen. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, weil ich einen nicht eingearbeiteten Arzt im Stich lassen musste und ständig so viele neue Verwundete in die Stadt gebracht werden. Wenigstens stehen ihm genug Sanitäter zur Verfügung.«
»Wer hat nach dir geschickt? Taylor oder Ian?«
»Nun ja - Taylor ...«, erwiderte Risa zögernd. »Ian wusste davon. Allerdings scheint er sich nicht übermäßig um dich zu sorgen. Er hält dich immer noch für seine
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