Sieg der Liebe
Dr. Hamilton?“ fragte sie ungläubig, während sie Abigail vorwärts zwischen die beiden Männer trieb.
Hamilton wandte sich ihr zu. Er war sichtlich verärgert, daß sie sich einmischte. „Jawohl, Mistress, das tue ich.“
„Dann sollten Sie sich Ihre Worte genau überlegen, ehe Sie sprechen, Dr. Hamilton“, sagte sie schroff. „Mein eigener Vater fuhr auf einem Kaperschiff gegen Frankreich und schickte viele Menschen in die Karibik, wo sie ihr Grab fanden. Genau wie meine Brüder, wann immer König George ihnen die Gelegenheit dazu gab.“
„Wirklich bewundernswert.“ Hamilton schnaubte verächtlich. „Wie erklären Sie dann, wie Ihr Ehemann, dieser Bastard, redet? Er plappert französisch, als wäre es seine Muttersprache.“
Sie lächelte gezwungen. „Dann hat mein Mann Sie getäuscht, so wie er andere zu täuschen hofft. Er hat hochfliegende Pläne, sich über seinen Stand zu erheben, wissen Sie, und meint, weil der Adel französisch spricht, müsse er es auch. Sein Lehrer ist nur ein Tanzmeister aus unserer Straße, der die Torheiten meines Mannes für unsere schwerverdienten Schillinge noch unterstützt.“
Hamilton blickte noch etwas zweifelnd drein. „Sie sagen die Wahrheit, Mistress? Machen Sie sich wirklich nicht über mich lustig?“
„Mein Gemahl macht sich über mich lustig, Dr. Hamilton!“ erklärte sie und warf den Kopf zurück. Sie war jetzt sicher, daß er ihr glaubte, denn trotz seines mißtrauischen Blicks hatte er sich jetzt entspannt. „Ich würde einen Franzosen ebensowenig heiraten wie einen Affen.“
„Ein Affe, sagst du, meine liebe Frau?“ fragte Michel. „So denkst du also heute über mich?“
Sie bemerkte den scharfen Unterton und sah, daß er die Augen zusammenkniff. Aber, fragte sie sich, ist sein Ärger echt oder nur vorgetäuscht?
Jerusa schniefte mißbilligend, zumindest hoffte sie es. Eine zänkische Ehefrau zu spielen war vielleicht etwas besser als eine verrückte, doch sehr schmeichelhaft war auch diese Rolle nicht. „Ich halte dich eher für einen Narren als für einen Affen. Warum sollte ich untätig danebensitzen, während du mit deinem Wissen prahlst und wegen eines Mißverständnisses womöglich umgebracht wirst? Was soll dann aus mir werden?“ „Nur was du verdienst, meine Liebe“, entgegnete Michel gereizt. „Aber das will dieser feine Gentleman sicher nicht hören.“
„Er wird mich hören, ob er will oder nicht“, entgegnete sie scharf.
„Aber nicht, wenn ich es nicht auch will.“ Michel funkelte sie drohend an, als er nach ihren Zügeln griff und sie ihr entwand. „Egal, wie sehr du glaubst, schlecht behandelt zu werden, du bist immer noch meine Frau, und du mußt dich immer noch mir gegenüber verantworten. Du hast schon mehr als genug gesagt, nicht wahr?“
„Aber ich ..."
„Kein Wort mehr, meine Liebe. Du kommst jetzt mit mir.“ Er zerrte so heftig an den Zügeln, daß die Stute vorwärtssprang. Jerusa verlor das Gleichgewicht und mußte sich an der Mähne festhalten, um nicht aus dem Sattel zu fallen. „Guten Abend, Dr. Hamilton, und gute Reise!“
Jerusa blieb nichts anderes übrig, als Michel zu folgen, denn der zog ihr Pferd mit sich. Aber sie schwieg, zu wütend und zu gekränkt über die Art, wie er sie behandelt hatte, um sich über die Tatsache zu freuen, daß sie Hamilton entkommen waren.
„Wenn du die Ehefrau spielen willst, die alles besser weiß, ma cherie, hättest du dich nicht so rasch fügen dürfen“, sagte Michel, sobald sie außer Hörweite waren. „Sie hätten niemals geglaubt, daß ich dich so schnell gezähmt habe.“ *
„Mich gezähmt!“ stieß Jerusa empört hervor. „Niemand hat mich je auf diese Weise herumkommandiert. Und schon gar nicht auf diese demütigende Art davongezerrt!“
„Und was ist mit der Art, wie du mich behandelt hast? Carberry sollte mir auf Knien dafür danken, daß ich ihn vor einer Frau bewahrt habe, die ihren Ehemann mit so wenig Respekt und Freundlichkeit behandelt. “
Trotzig hob Jerusa das Kinn. Warum konnte Michel sich nicht einfach bei ihr bedanken? „Ich habe nur versucht, uns zu retten, genau wie du!“
„Das hast du getan?“ entgegnete er. „Das Spiel zu beginnen und es dann abzubrechen, war äußerst gefährlich.“
„So wie du es getan hast, als du auf einmal dein Französisch herausplappertest? Du hättest dir denken können, wie Hamilton reagieren würde! “
Wütend stieß Michel einen leisen Fluch aus und wünschte, sie hätte ihm das nicht
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