Sieg der Liebe
fragend die Brauen hoch, während Mrs. Cartwright fortfuhr, über die letzte Saison zu sprechen.
.„Geh nur voran, meine Liebe“, sagte er leise, als wollte er den Monolog der Wirtin nicht stören. „Ich habe mit ein paar Gentlemen hier in der Stadt etwas zu erledigen, aber verlaß dich darauf, daß ich zu dir zurückkehre, so schnell ich kann. “
Er warf ihr einen Handkuß zu, ein fröhlicher Gruß, der nur wenig dazu beitrug, die unterschwellige Warnung in seinen Worten zu mildern. Ohne etwas zu erwidern, eilte Jerusa hinter Mrs. Cartwright die Treppe hinauf. Sie konnte Michel hundertmal küssen, und er würde selbst dann nicht vergessen, daß sie seine Gefangene war. Für ihn war alles eine Art seltsames Spiel, dessen Regeln sie nicht verstand. Sie erschauerte, obwohl es ein warmer Tag war. Natürlich würde er zu ihr zurückkommen, das tat er immer. Aber vielleicht würde sie diesmal nicht dasein, um ihn zu erwarten.
„Ich hoffe, es gefällt Ihnen“, meinte die Wirtin, als sie mit Schwung die Tür aufstieß. „Wie ich Ihnen schon sagte, Sie werden schwerlich etwas Besseres finden. “
Sie marschierte zum Bett und schüttelte kräftig die Kissen auf, während Jerusa an der Tür stehenblieb. Ein Stuhl, ein Schemel, ein Tisch mit einer Kerze und einer Schüssel zum Waschen, ein fleckiges Glas und ein Bett. Ein Bett, dachte Jerusa bestürzt. Gewiß würde Michel erwarten, daß sie es mit ihm teilte, damit seine Geschichte, sie seien ein Ehepaar, glaubhaft blieb.
Aber das würde sie nicht tun. Sie konnte es nicht. Er hatte versprochen, daß er sie niemals zwingen würde, und er hatte das Versprechen gehalten. Sie war diejenige gewesen, die sich als treulos und unglaubwürdig erwiesen hatte, gegenüber Tom, ihrer Familie, sogar sich selbst gegenüber.
Bei Michel schien sie nicht einmal fähig zu sein, richtig und falsch zu unterscheiden, kannte sich selbst nicht wieder, und sie wollte gar nicht daran denken, was zwischen ihnen in diesem Raum geschehen könnte. Es war beinahe so, als hätte er sie verhext, sie willenlos gemacht. Ein Grund mehr, ihn so schnell wie möglich zu verlassen.
Mrs. Cartwright betrachtete zufrieden die frischaufgeschüttelten Kissen und verschränkte die Arme vor ihrer ausladenden Brust. „Ich lasse Sie jetzt allein, Mrs. Geary, damit Sie sich einrichten können. Die Mädchen werden Ihnen gleich den Zuber und heißes Wasser bringen. Dann können Sie baden.“
„Ein Bad?“ Verlegen sah Jerusa an ihrem schmutzigen Kleid herab. Sie war oft genug mit ihren Eltern gereist, um zu wissen, daß ein Bad im Zimmer eines Gasthauses Luxus war. War es sogar für Mrs. Cartwright so offensichtlich, daß ihr neuer Gast dieselben Kleider viel zu lange auf der anstrengenden Reise getragen hatte? So offensichtlich, daß sie ein Bad vorschlug, ehe Jerusa die Treppe hinunter zu den anderen Gästen gehen durfte?
Doch die Wirtin lächelte nur wohlwollend. „Ihr Gemahl hat das vorgeschlagen, Mrs. Geary. Er dachte, Sie würden sich freuen über eine Möglichkeit, sich den Straßenstaub abzuwaschen. Ein aufmerksamer Mann, Madam. Die meisten Ehemänner wären das nicht.“
Sie zwinkerte. „Und die meisten sehen nicht so gut aus, oder? Es muß ein Vergnügen sein, ihm zu gefallen. Deshalb werden Sie gewiß am heutigen Abend gut duften wollen. “
Ehe Jerusa eine Erwiderung stammeln konnte, drängten sich zwei Dienstmädchen an ihr vorbei. Sie mühten sich mit einem leeren Badezuber ab, den man mit einem Tuch ausgelegt hatte, um Jerusa vor Splittern zu schützen. Ein weiteres Mädchen folgte, in jeder Hand einen Eimer mit heißem Wasser, das sie in den Zuber goß.
„Ein Dutzend Eimer, und das Bad ist bereit, Mrs. Geary“, sagte Mrs. Cartwright zufrieden, während sie die Dienstmädchen vor sich aus dem Zimmer scheuchte. „Sie fangen an, sich auszuziehen, und wir werden den Zuber gefüllt haben, ehe Sie fertig sind. Außer, natürlich, es ist Ihnen lieber, wenn eines der Mädchen hierbleibt und Ihnen zur Hand geht?“
„O nein, vielen Dank, das wird nicht nötig sein“, sagte Jerusa rasch, die sich nur zu gut an jene Nacht erinnerte, als sie Michels Hilfe benötigte. Aber die Schnüre an dem einfachen Mieder und dem Rock waren nicht halb so kompliziert wie die an ihrem Hochzeitskleid, und während der letzte Eimer in den Zuber entleert wurde, stand sie bereits in ihrem Hemd da und wartete, ein Stück von Mrs. Cartwrights Fliederseife in der Hand.
Jerusa stöhnte vor Vergnügen, als sie endlich
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