Sieg der Liebe
nicht mehr angeredet. Warum, so fragte sie sich bedrückt, hat er jetzt wieder damit angefangen?
„Ich bin froh, daß wir nach Barbados fahren“, fing sie an und hoffte, ihr Verhältnis wieder zu klären. „Obwohl es mir leid tut, daß ich Mr. Hay dazu gebracht habe, es mir zu sagen.“
„Die Swan fährt nach Barbados“, erklärte Michel kurz. „Wir nicht. Wir bleiben nur so lange in Bridgetown, bis ich eine Überfahrt nach St. Pierre gefunden habe.“
„Aber das ist auf Martinique“, erwiderte sie bestürzt. „Das ist französisch.“
„Ich bin Franzose, Miss Sparhawk.“
Daran mußte er sie nicht erinnern, genausowenig wie daran, daß sie Engländerin war. Martinique war seine Heimat, nicht ihre. Sie würde dort keine Freunde haben, niemand, an den sie sich wenden konnte, außer Michel. War er deshalb so kühl zu ihr? Weil er sich nicht mehr verstellen mußte?
Warum sagte sie nichts? Michel haßte es, wenn sie still wurde so wie jetzt, und sich vor ihm zurückzog. Sicher, sie war enttäuscht, daß sie nicht nach Barbados, sondern nach Martinique fuhren. Aber am schlimmsten war, wie einfältig sie Hay angelächelt hatte. Wie ein leichtes Mädchen.
Michel hatte geglaubt, daß sich etwas zwischen ihnen geändert hatte, daß sie sich ihm aus echter Zuneigung und nicht nur aus der Not heraus zugewandt hatte. Aber in ihrem Innern war sie noch immer eine Sparhawk, und in ihren Augen würde er niemals mehr als ein einfacher Franzose sein. Es war sein Fehler gewesen, von etwas anderem zu träumen. Er war ein Narr, weil er sie so liebgewonnen hatte.
Die Erkenntnis, daß sie nicht dasselbe empfand, schmerzte ihn mehr, als er jemals gedacht hatte.
Michel drückte den Deckel der Kiste zu und drehte sich zu Jerusa um. Er lehnte mit dem Rücken am Rand der Koje und hatte die Arme vor der Brust verschränkt, sein Gesicht war ausdruckslos. „Sagen Sie mir eines, Miss Sparhawk. Als Sie im Gasthaus meine Habseligkeiten durchsuchten, taten Sie das aus reiner Neugier, oder haben Sie nur nichts gefunden, das zu stehlen sich lohnte?“
Ihr stockte der Atem vor Scham über das, was sie getan hatte, und darüber, daß er es gemerkt hatte. „Ich habe nichts genommen!“
„Dann tatest du es nur zum Vergnügen, nicht um etwas zu entwenden. Wie reizend, ma cherie .“ Es war ihm egal, daß sie seine Satteltasche durchsucht hatte. Doch es hatte ihn geschmerzt, daß sie einen anderen Mann angelächelt hatte. Michel wollte ihr weh tun. Und obwohl er sich schämte, so tief gesunken zu sein, konnte er nichts dagegen tun.
„So lange wir dieses Quartier teilen müssen, Miss Sparhawk, bitte ich Sie, sich auf andere Weise zu amüsieren. Außerdem erwarte ich, daß Sie sich nicht mit dem hübschen englischen Maat vergnügen.“
„Darum geht es also, nicht wahr? Um deine unerklärliche, unbegründete, lächerliche Eifersucht?“ Wütend blickte sie Michel an. Die Kabine war klein, daher standen sie nur eine Armeslänge voneinander entfernt.
„Vorsicht würde ich es nennen, nicht Eifersucht. Ich möchte nicht noch einen Mann deinetwegen umbringen.“ Wie um seine Worte zu unterstreichen, zog Michel die Pistole aus seinem Gürtel und warf sie auf die Koje.
Jerusa funkelte Michel zornig an „Weshalb sollte ich nicht mit Mr. Hay sprechen, wenn ich es wünsche?“
„Hay lächelt zu oft, ma mie“, sagte Michel leise. „Er lächelt dich zu oft an.“
Michel kniff die Augen zusammen, und wenn sie nicht so wütend gewesen wäre, hätte sie die Warnung darin gesehen.
„Lieber Himmel, ist das alles?“ rief sie. „Weil er lächelt? Wenigstens ist er ein Gentleman, der weiß, wie man eine Lady mit Respekt behandelt. “
„Ist es das, was du von mir willst, Jerusa? Respekt und Anstand?“
„Das erwartet eine Lady von einem Gentleman.“ Ihr Herz klopfte wie rasend, ihr ganzer Körper war angespannt, doch sie hielt den Kopf stolz erhoben. Sie wußte, daß seine Ruhe trügerisch war. „Aber das verstehst du nicht.“
„Oh, ich verstehe, Jerusa. Ich weiß besser als du selbst, was du willst.“ Unvermittelt zog er sie in die Arme. „Und an dem, was du willst, ma cherie, ist nichts Anständiges.“
13. KAPITEL
Michel verschloß Jerusas Mund mit seinem, ehe sie sich dagegen wehren konnte. Heftig versuchte sie, sich zu befreien. Sie stemmte die Hände gegen seine Brust. Vergeblich. Er hielt sie fest, bis sie sich ergab. Nur so konnte er ihr zeigen, daß er ihrer wert war, und daß er sie genauso brauchte wie sie ihn.
Und
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