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Sieg des Herzens

Titel: Sieg des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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von ihnen abverlangen. Um den beiden jungen Frauen Zeit zu geben, sich fertigzumachen, führte Julian die Pferde einen schmalen Pfad entlang, der in einem großen Bogen um ihr Nachtlager und erst etwas später wieder zum Fluß führte. Erneut am Wasser angelangt, zog er sich die Stiefel aus und ließ die Tiere trinken, wobei er selbst bis zu den Waden im erfrischenden Naß stand. Während er darauf wartete, daß die Pferde ihren Durst stillten, stellte er erstaunt fest, daß er Rhiannon und Rachel miteinander sprechen hören konnte, obwohl er sich viel weiter flußabwärts befand.
    Eigentlich gehörte es sich ja nicht, ein Gespräch zu belauschen, und er wollte die Pferde schon an eine andere Stelle führen, als er es sich anders überlegte. Lächelnd und neugierig, was sich Rhiannon und Rachel zu erzählen hatten, blieb er stehen.
    »Trödel nicht rum, Rachel«, hörte er Rhiannon sagen, »wir müssen uns beeilen und Frühstück machen...«
    »Du meine Güte!« entgegnete Rachel aufgeräumt, »das hört sich ja fast so an, als ob du es kaum erwarten kannst, das Rebellenlager zu erreichen.«
    »Sei nicht albern, ich will nur nicht ... hierbleiben. Ich bin wohl einfach nur unruhig.«
    »Du siehst mir heute überhaupt nicht gut aus.«
    »Es geht mir aber gut.«
    »Nein, das glaube ich nicht. Du bist ganz blaß und zitterst, und schwach bist du ...«
    »Glaub mir, Rachel«, entgegnete Rhiannon ungeduldig, »ich bin nicht schwach.«
    »Gut, daß wir einen Arzt bei uns haben!'«
    »Einen Rebellenarzt.«
    »Das ist mir egal. Ich finde ihn toll.«
    Julian tätschelte einem der Pferde den Kopf und lächelte zufrieden. Er hatte Rachel von Anfang an gemocht.
    »Er ist ein Rebell, Rachel.«
    Als Julian Rhiannon das sagen hörte und sich des scharfen Untertons in ihrer Stimme bewußt wurde, verschwand sein Lächeln.
    »Er gehört zu der Armee, die meinen Ehemann - deinen Vetter - getötet hat und außerdem noch Abertausende anderer guter Männer.«
    »Aber er muß ein anständiger Kerl sein. Sieh dir doch nur einmal an, wie er sich um uns kümmert. Ich bin ehrlich froh, daß er nicht gefangengenommen oder verletzt wurde, als du die Yankees hast kommen lassen, um die Rebellen abzumetzeln.«
    »Rachel! Ich wollte nicht, daß irgend jemand dabei umkommt. Ich wollte, daß man sie gefangennimmt...«
    »Er war gut zu dir. Er hat sich letzte Nacht um dich gekümmert, als du krank warst.«
    Es folgte eine lange Pause, bevor Rhiannon erwiderte: »Er ist Arzt, er hat einen Eid geleistet, kranken Menschen zu helfen.«
    »Er hat sich um dich gekümmert«, beharrte Rachel stur.
    »Er ist der Feind.«
    »Alle um uns herum sind Feinde! Erinnerst du dich nicht daran, daß man uns hier für Verräter hält?«
    »Nur weil so viele Menschen sich irren oder in die Irre geleitet wurden, heißt das noch lange nicht, daß wir es ihnen gleichtun müssen. Die Sklaverei ist falsch. Es ist Unrecht, andere Menschen zu besitzen ...«
    »Aber viele Südstaatler haben gar keine Sklaven. Ich habe gehört, daß General Lee schon Pläne gemacht hat, um seinen Sklaven die Freiheit zu geben, bevor der Krieg begann.«
    »Es ist falsch, sich von der Union loszusagen ...«
    »Das wird nur dann ein Fehler gewesen sein, wenn der Süden diesen Krieg verliert«, konterte Rachel. »Es gab auch Leute, die dachten, es sei falsch, daß sich die Kolonien an der Ostküste von Großbritannien lossagten! Und danach hatten die Gründerväter der Vereinigten Staaten ein echtes Problem: Dreizehn Uhren mußten im Gleichklang ticken, dreizehn Staaten! jeder war anders, jeder wollte das Recht in Anspruch nahmen, seine eigenen Gesetze machen zu können, selbst zu bestimmen, was für die Menschen, die in dem Staat lebten, Recht und Ordnung war...«
    »Rachel!«
    »Nun, das ist unsere Geschichte ...«
    »Und die Geschichte wird üblicherweise vom Sieger geschrieben. Und was das angeht, kannst du mir glauben, daß die Union die Oberhand behalten wird.«
    »Rhiannon, du mußt die Dinge von beiden Seiten sehen. Normalerweise tust du das doch auch, du bist doch sonst so tolerant...«
    »Es tut mir leid. Aber seit Richard getötet wurde, kann ich einfach keine Toleranz mehr aufbringen ...«
    »Na, Gott sei Dank ist wenigstens unser Doktor dazu in der Lage.«
    »Er ist ein Rebell«, sagte Rhiannon aufgebracht, »und wenn sich die Gelegenheit wieder bietet, werde ich den Yankees noch einmal eine Mitteilung zukommen lassen, damit sie ihn fassen - tot oder lebendig.«
    Julian hörte Wasser

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