Sieg einer großen Liebe
Straße vor sich zu erkennen. Victoria hatte das Waisenhaus noch nie besucht, doch Kapitän Farrell hatte ihr gestern Abend den Weg beschrieben, ebenso wie die Strecke zu seinem Hause.
Endlich sah sie eine der Straßenabgabelungen, von denen er gesprochen hatte. Victoria lenkte das Pferd in die Richtung, ohne zu wissen, ob sie nun zum Waisenhaus oder zu Kapitän Farrell fuhr. Im Augenblick war ihr das auch gleichgültig, solange sie nur ins Trockene kam.
Die Straße machte eine Kurve, führte an zwei verlassenen Hütten vorbei in ein Waldstück und verengte sich zu einem unbefestigten Weg, der sich bei diesem sintflutartigen Regen rasch in Morast verwandelte.
Vor sich sah Victoria ein schwaches Licht durch die Bäume schimmern. Erleichtert bog sie in die kleine Auffahrt ein, die von einer dichten Reihe uralter Eichen gesäumt war, deren Zweige sich wie ein schützender Schirm darüberbreiteten. Ein greller Blitz flammte auf und beleuchtete ein Landhaus, das zwar eine kleine Familie, sicher aber nicht zwanzig Waisenkinder beherbergen konnte. Krachender Donner folgte augenblicklich, und die Stute scheute, wobei sie sich halb auf die Hinterhand stellte. Victoria sprang vom Wagen. „Ruhig, ruhig“, redete sie besänftigend auf das nervöse Tier ein, indem sie nach dem Zaumzeug griff. Ihre Füße versanken im Dreck, als sie das Pferd zu dem Pfosten vor dem Haus führte und dort festband.
Mit Wolf schützend neben sich, hob sie ihre durchnässten Röcke, stieg die Stufen zum Eingang hinauf und klopfte an die Tür.
Kurz darauf wurde die Tür aufgerissen, und Kapitän Farrells stämmige Gestalt zeichnete sich vor dem Licht des Feuers im Hintergrund ab. „Lady Fielding!“ rief er erstaunt aus und wollte sie rasch ins Haus ziehen, doch ein tiefes, gefährliches Knurren von Wolf ließ ihn mitten in der Bewegung erstarren. Erstaunt betrachtete er das nasse graue Tier, das wütend die Zähne fletschte "Wolf, lass das" befahl Victoria müde, und der Hund gehorchte.
Kapitän Farrel behielt das Tier wachsam im Auge, während er Victoria vorsichtig hineinführte. Wolf folgte ihnen auf den Fersen.
„Was um Himmels willen machen Sie bei dem Wetter draußen?“ erkundigte sich der Kapitän besorgt, „Sch-schwimmen“, versuchte Victoria zu scherzen, aber ihre Zähne klapperten, und sie zitterte vor Kälte, als er ihr den Umhang abnahm und über eine Stuhllehne beim Feuer breitete, „Sie müssen aus diesen nassen Kleidern heraus, sonst holen Sie sich noch den Tod. Wird dieses große Biest Sie lange genug aus den Augen lassen, daß Sie ein paar warme Sachen anziehen können?“ Victoria nickte. Sie schaute ihren grimmigen Beschützer an. „B-bleib hier, Wolf.“
Der Hund ließ sich vor dem Kamin auf dem Boden nieder und legte den Kopf auf die Pfoten, ließ jedoch den Blick nicht von der Schlafzimmertür, durch die seine Herrin verschwand, „Ich werde das Feuer im Kamin tüchtig schüren“, sagte Kapitän Farrell im Schlafzimmer und reichte ihr ein Paar Hosen und ein Hemd. „Andere Kleidung kann ich Ihnen leider nicht bieten. Und ich werde mir keinen verschämten Unsinn anhören, wie unanständig es für eine Frau ist, Männerkleider zu tragen“, kam er einem eventuellen Einwand zuvor. „Nehmen Sie das Wasser im Krug zum Waschen und dann ziehen Sie die Sachen an und wickeln sich in die Decke. Wenn Sie befürchten, Jason könnte das missbilligen, kann ich Sie beruhigen. Ich kenne ihn, seit er ein kleiner Junge war. “
Victoria schüttelte abwehrend den Kopf. „Ich mache mir überhaupt keine Sorgen darüber, was Jason denken könnte“, sagte sie, wobei sie einen aufrührerischen Tonfall nicht ganz vermeiden konnte. „Ich beabsichtige nicht, ihm zuliebe zu erfrieren. Oder für sonst jemanden“, fügte sie rasch hinzu, als sie erkannte, wieviel sie mit dieser Bemerkung verraten hatte.
Kapitän Farrell warf ihr einen kritischen Blick zu, nickte aber nur. „Gut. Das ist vernünftig.“
„Wenn ich vernünftig wäre, wäre ich heute zu Hause geblieben“. Victoria lächelte schwach und versuchte ihren Jammer darüber zu verbergen, daß ihr Versuch, sich aufzuheitern und nützlich zu machen, fehlgeschlagen war.
Als Victoria wieder aus dem Schlafzimmer auftauchte, hatte Mike Farrell bereits das Pferd in die Scheune gebracht, das Feuer geschürt und ihr eine Tasse Tee bereitet. Er reichte ihr ein großes Tuch. „Trocknen Sie sich damit das Haar“, bestimmte er freundlich und bedeutete ihr, sich auf den Stuhl zu
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