Sieg einer großen Liebe
schon beachtlich zu Victorias Ansehen beigetragen hatte.
Victoria streichelte Wolf, der sie regelmäßig auf ihren Ausflügen begleitete. „Ob es Wolf in Amerika gefallen wird, und ob ihm die Schiffsreise wohl bekommt?“
Lady Caroline sah ihre Freundin zweifelnd an. „Wann rechnest du mit Andrews Ankunft?“
Victoria lächelte. „Ich möchte dich mit meiner umständlichen Rechnerei nicht langweilen. Also, wenn er nur meinen ersten Brief bekommen hat und sofort von Europa nach Amerika gereist ist, um mich zu trösten und dann wieder zurück nach England, dann sind das achtzehn Wochen, bis er frühestens hier sein kann.“
„Achtzehn Wochen?“
„Ja, wenn du pro Schiffsreise vier bis fünf Wochen einsetzt - der Brief musste ja vorher auch bei ihm eintreffen ....wenn ihn aber mein zweiter Brief in der Schweiz erreicht hat, und er direkt nach England fährt, könnte er schon jeden Tag vor der Tür stehen.“ Victoria strahlte und streichelte Wolf. „Wäre das nicht herrlich?“ Carolina warf Victoria einen nachdenklichen Blick zu. „Erzählst du dem Herzog von Atherton auch, daß du überzeugt bist, Andrew würde dich holen kommen?“
„Ja, natürlich. Doch er glaubt mir nicht. Deshalb ist er auch entschlossen, mir diese Saison zu ermöglichen.“
„Aber kommt es dir nicht seltsam vor, daß du und Lord Fielding vorgeben sollen, verlobt zu sein? Ich will mich ja nicht einmischen“, entschuldigte sich Caroline rasch. „Wenn du lieber nicht darüber sprechen möchtest, verstehe ich das.“
Victoria schüttelte heftig den Kopf. „Ich wünsche mir schon lange, mit dir darüber zu sprechen, aber ich wollte dich nicht mit meinen Schwierigkeiten belästigen.“
„Dazu sind Freunde doch da“, antwortete Caroline schlicht. „Du glaubst nicht, wie froh ich bin, in dir eine Freundin zu haben, von der ich weiß, daß sie kein Wort weitersagt.“
Nun lächelte Victoria. „Wenn das so ist... Onkel Charles meint, als verlobte Frau könnte ich die ganze Aufregung meines Debüts besser genießen, weil ich nicht unter dem Druck stehe, eine gute Partie machen zu müssen. “
„In gewisser Hinsicht hat er recht“, bemerkte Caroline. „Aber nimmt er nicht ein bisschen viel auf sich, nur um dir die Anträge der Londoner Kavaliere zu ersparen?“
Nachdenklich blickte Victoria auf eine Gruppe von Reitern. „Das stimmt, und ich mache mir darüber auch Gedanken. Manchmal habe ich das Gefühl, Onkel Charles hegt immer noch die Hoffnung, Lord Fielding und ich könnten heiraten.“
Besorgt sah Caroline ihre Freundin an. „Besteht die Möglichkeit etwa?“
„Überhaupt nicht“, erwiderte Victoria überzeugt.
Caroline seufzte auf und lehnte sich ins Polster zurück. „Gut. Ich würde mich um dich sorgen, wenn du Lord Fielding heiratetest.“ „Warum?“ fragte Victoria sofort erstaunt.
Ihre Freundin zögerte und zupfte nervös an ihrem Handschuh. „Also gut... ich sage es dir. Du musst wissen, was für ein Mann Lord Fielding wirklich ist, falls dein Andrew dich nicht holen kommt. In manchem Salon wird er zwar empfangen, ist aber nicht wirklich willkommen ... du verstehst?“
„Warum denn nicht?“
„Es muss vor vier Jahren einen Skandal gegeben haben. Ich kenne keine Einzelheiten, weil ich damals noch zu jung war, um in solchen Klatsch eingeweiht zu werden. Letzte Woche habe ich meinen Mann danach gefragt, aber er ist ein Freund von Lord Fielding und hat mir nichts gesagt. Er hat mir sogar verboten, danach zu fragen, damit das alte Gerede nicht wieder aufkommt.“
„Ach lass die Leute doch reden“, meinte Victoria leicht abfällig, „auch in Portage wurde viel geredet, und auch dort war das meiste erfunden! “
„Vielleicht, aber es gibt noch mehr, wovor ich dich warnen möchte“, fuhr Caroline fort. „Wegen seines Ranges und Vermögens wird Lord Fielding als ausgezeichnete Partie betrachtet, und viele Damen finden ihn außerdem höchst gutaussehend. Aus diesen Gründen stellen sie ihm nach. Er hat sie jedoch nicht immer gut behandelt. Manchmal war er sogar ausgesprochen unverschämt und grob, Victoria, er benutzt die Frauen und lässt sie dann fallen“, schloss sie missbilligend, „Lord Fielding ist kein Gentleman.“
Sie wartete auf eine Reaktion, doch Victoria tätschelte weiter Wolfs Kopf und sah aus, als sei dieses Manko nicht bedeutender als ein zerknittertes Halstuch.
Caroline seufzte. „Die Männer haben Angst vor ihm, weil sie von seinen Duellen in Indien gehört haben. Er soll
Weitere Kostenlose Bücher