Sieg einer großen Liebe
Collingwood, waren im Salon und lauschten höflich dem unzusammenhängenden Monolog Miß Flossies über Victorias Fortschritte in den letzten zwei Wochen, der mit begeisterten Bemerkungen über ihr eigenes Debüt vor fast fünfzig Jahren gespickt war. Victoria warf einen Blick auf Jasons angespannte Züge und schloss daraus, daß er die Dame am liebsten erwürgt hätte.
„Victoria!“ rief Miß Flossie und klatsche freudig in die Hände. „Endlich bist du zurück! Ich habe den Gentlemen von deinem Talent am Pianoforte erzählt, und sie wollen dich unbedingt spielen hören.“ Blind gegen Jasons ablehnenden Gesichtsausdruck führte sie Victoria zum Klavier und bestand darauf, daß sie unverzüglich etwas vortrug.
Hilflos setzt sich Victoria auf die Klavierbank und sah Jason an, der sorgfältig ein Stäubchen von seiner vorzüglich geschneiderten dunkelblauen Hose zupfte. Er hätte nicht gelangweilter wirken können, wenn er gegähnt hätte. Außerdem sah er ungemein gut aus, fiel Victoria auf und sie errötete nervös, als er sie auch noch spöttisch lächelnd anblickte. „Ich habe noch keine Frau gekannt, die schwimmen, schießen, wilde Tiere zähmen und... . einigermaßen passabel Klavier spielen konnte. Lass es uns hören.“
Aus seinem Tonfall entnahm Victoria, daß er ein mehr als mittelmäßiges Geklimper erwartete, und sie wünschte sich, nicht gerade jetzt spielen zu müssen. „Der Kantor in Portage hat mir und Dorothy Klavierunterricht gegeben ...aber Dorothy spielt weitaus besser. Außerdem habe ich auf Wakefield Park nicht geübt, und mein Beethoven..."
Jason zerschlug ihre Hoffnung auf eine Gnadenfrist, indem er sie herausfordernd ansah und bedeutungsvoll zum Piano hin nickte.
Victoria seufzte und fügte sich. „Gibt es etwas Bestimmtes, das du hören möchtest?“
„Beethoven“, meinte er trocken.
Sie warf ihm einen erbosten Blick zu, woraufhin er nur noch breiter schmunzelte. Dann senkte sie den Kopf, ließ die Finger prüfend über die Tastatur gleiten und begann. Das Zimmer hallte von der mitreißenden Melodie und den kraftvollen Crescendi von Beethovens Klaviersonate in F-moll wider.
In der Halle vor dem Salon hörte Northrup auf, Silber zu polieren und lauchte entzückt mit geschlossenen Augen. Im Foyer hielt O'Malley darin inne, einen Untergebenen zu beschimpfen und lächelte vor Freude über die erhebenden Töne in Lord Fieldings Haus.
Als Victoria geendet hatte, spendeten alle im Salon ihr spontan Beifall...außer Jason, der sich spöttisch lächelnd in seinen Sessel zurücklehnte. „Besitzt du noch andere mittelmäßige Fähigkeiten?“ fragte er scherzend, doch schien er damit ein Kompliment ausdrücken zu wollen, über das sich Victoria freute.
Caroline und ihr Mann verabschiedeten sich bald, nachdem sie versprochen hatten, am folgenden Abend bei Victorias Debüt dabei zu sein, und Miß Flossie geleitete sie zur Tür. Plötzlich allein mit Jason, fühlte sich Victoria seltsam unsicher, und um das zu verbergen, begann sie sofort zu reden. „Ich ... ich bin überrascht, dich hier zu sehen.“
„Du glaubtest doch nicht etwa, ich würde deinem Debüt fernbleiben?“ meinte er, „ich habe noch nicht alle Anstandsregeln vergessen. Angeblich sind wir verlobt. Wie würde es da aussehen, wenn ich nicht erscheinen würde?“
„Mylord..." begann sie.
„Das klingt nett“, bemerkte er. „Sehr respektvoll. So hast du mich noch nie genannt.
Victoria lachte. „Hätte ich auch jetzt nicht, wenn Tante Flossie mir nicht tagelang Titel und Anredeformen eingebleut hätte. Eigentlich wollte ich aber sagen, ich bin keine gute Lügnerin und mir missfällt der Gedanke, den Leuten vorzumachen, daß wir verlobt sind. Onkel Charles hört nicht auf mit seinen Einwänden, aber ich halte die Idee nicht für gut. “
„Ist sie auch nicht“, stimmte Jason zu. „Der Grund, weshalb du diese Saison bekommst ist, dich möglichen Freiem vorzustellen ...“
Victoria wollte einwerfen, daß Andrew ihr Mann werden würde, da hob Jason einhaltgebietend die Hand. „... für den Fall, daß dein Ambrose dich nicht retten kommt“, ergänzte er.
„Andrew“, verbesserte Victoria. „Andrew Bainbridge! “
Jason ging mit einem Schulterzucken darüber hinweg. „Wenn das Gespräch auf unsere Verlobung kommt, möchte ich, daß du dasselbe sagst wie ich.“
„Und das wäre?“
„Daß noch nicht alles geklärt ist, oder daß du mich noch nicht gut genug kennst, um sicher zu sein, ob deine Zuneigung zu
Weitere Kostenlose Bücher