Sieg einer großen Liebe
brennen wie alle Feuer der Hölle.“
Jason nickte und biß die Zähne zusammen. Der Arzt tränkte das verletzte Gewebe mit dem scharfen Alkohol. Dann reichte er Jason die Flasche. „Wenn ich Sie wäre, Jason, würde ich den Rest austrinken. Ich werde einige Stiche machen müssen.“
„Ich habe nicht auf ihn geschossen“, jammerte Wiltshire, der vermeiden wollte, Lord Fielding Genugtuung geben zu müssen. Vier Augenpaare blickten ihn voll Abscheu an. „Habe ich wirklich nicht...ekräftigte Wiltshire verzweifelt. „Der Baum ist schuld. Ich habe auf den Baum geschossen. Es war ein Querschläger.“
Jason richtete einen drohenden Blick auf seinen verängstigten Angreifer. „Wenn du viel Glück hast, Wiltshire“, warnte er ihn, „kommst du mir nicht mehr unter die Augen, bis ich zu alt bin, dir die Reitpeitsche überzuziehen.“
Wiltshire drückte sich davon und Jason wandte den Blick dem zweiten Schießwütigen zu, der wie versteinert dastand. „Crowley“, stellte er leise fest. „Deine Gegenwart stört mich.“
Crowley drehte sich um und flüchtete zu seinem Pferd.
Nachdem die beiden Jungen verschwunden waren, hob Jason die Whiskyflasche und nahm einen tiefen Schluck. Als Dr. Worthing wieder und wieder in das Gewebe stechen musste, atmete Jason schwer. Dennoch bot er de Salle die Flasche an. „Ich bedaure das Fehlen eines geeigneten Glases“, meinte er trocken. „Wenn Sie sich mir jedoch anschließen wollen, greifen Sie zu.“
De Salle nahm ohne Zögern an. Dann erklärte er, was ihn hergeführt hatte. „Als ich gestern Abend von dem Duell hörte, fuhr ich zu Ihrem Haus, doch ihr Diener sagte mir nur, Sie seien ausgegangen. Wohin, verriet er mir leider nicht.“ Er nahm einen Schluck von dem starken Whisky und gab die Flasche Jason zurück. „Also suchte ich Dr. Worthing, und wir kamen mit der Absicht her, die beiden aufzuhalten.“
„Wir hätten sie sich erschießen lassen sollen“, sagte Jason angewidert und zuckte erneut zusammen. „Sind Sie noch nicht fertig, Doktor?“
Jason nahm zwei weitere tiefe Züge aus der Flasche und spürte, wie das Getränk langsam seine Sinne betäubte. Er lehnte den Kopf gegen die harte Baumrinde und seufzte mit gespielter Verzweiflung. „Und was hat meine kleine Gräfin angestellt, um dieses Duell zu verursachen?“
De Salle erstarrte bei Jasons vertraulicher Ausdrucksweise, und seine Stimme klang nicht mehr so freundlich wie zuvor. „Soweit ich feststellen konnte, soll Lady Victoria Wiltshire einen geschniegelten Bauemlümmel genannt haben.“
„Dann hätte Wiltshire sie fordern sollen“, meinte Jason lachend und setzte nochmals die Flasche an den Mund. „Sie hätte ihr Ziel nicht verfehlt.“
De Salle lachte nicht über den Scherz. „Was bedeutet das, 'meine kleine Gräfin'?“ fragte er angespannt. „Wenn sie Ihnen gehört, lassen Sie sich aber verdammt viel Zeit, das offiziell zu machen. Welches Spiel treiben Sie mit Lady Victorias Gefühlen, Wakefield?“
Jason warf einen Blick auf die feindliche Miene seines Gegenübers. Dann schloss er gereizt die Augen. „Falls Sie Vorhaben sollten, mich zu fordern, hoffe ich sehr, daß Sie zielen können.“
Victoria warf sich unruhig im Bett hin und her. Bei Tagesanbruch wusste sie, daß sie nicht mehr einschlafen würde. Wie in letzter Zeit oft, sah sie zu, wie der Himmel langsam heller wurde. Ihre Gedanken waren ebenso trübe wie der Morgen. Wie ein dunkler furchteinflößender Tunnel schien sich das Leben vor ihr zu erstrecken. Sie dachte an Andrew, den sie nun für immer verloren hatte und an die Menschen in Portage, die sie geliebt hatten. Jetzt hatte sie niemanden mehr. Außer Onkel Charles natürlich, doch seine Zuneigung konnte Victorias Ruhelosigkeit nicht stillen und die schmerzhafte Leere in ihr nicht ausfüllen.
Früher hatte sie das Gefühl gehabt, gebraucht zu werden. Jetzt war ihr Leben ein endloser Reigen wahnwitziger Nichtigkeiten, und Jason bezahlte alles. Sie kam sich so ....unnötig vor, so nutzlos und lästig.
Sie hatte Jasons Rat angenommen und versucht, einen anderen Mann zu wählen, doch konnte sie sich keinen der Londoner Kavaliere als Ehemann vorstellen. Die brauchten sie nicht, in deren Leben wäre sie nur ein Statussymbol. Mit Ausnahme der Collingwoods und weniger anderer waren die Verbindungen der feinen Gesellschaft Geldheiraten, mehr nicht, und die Kinder aus diesen Ehen wurden unverzüglich den Armen überlassen. Was für eine andere Bedeutung die „Ehe“ hier doch
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