Sieg einer großen Liebe
ich? Ich habe mich oft gefragt, wie ihre Ehe wohl war.“
Victoria fiel die eine schlimme Szene ein, die sie an jenem Weihnachten vor so vielen Jahren beobachtete hatte. Doch die Freundlichkeit und Rücksichtnahme, die sich die Eltern achtzehn Jahre lang entgegengebracht hatten, überwog alles. „Ja, sie waren glücklich. Ihr Zusammenleben war überhaupt nicht so, wie es hier in der Gesellschaft üblich ist.“
Sie sprach so abfällig darüber, daß Charles neugierig wurde. „Was meinst du damit?“
„Die Art von Ehe, die außer Robert und Caroline Collingwood und ein paar anderen, fast jeder hier in London führt, wo die Eheleute kaum Zeit miteinander verbringen, und wenn sie sich zufällig bei einem Anlass begegnen, wie höfliche, wohlerzogene Fremde benehmen. Die Gentlemen gehen ihren eigenen Vergnügen nach, und die Ladies scheinen ihre Liebhaber zu haben. Meine Eltern lebten richtig zusammen, wir hatten ein wirkliches Zuhause und waren eine richtige Familie.“
„Vermutlich wünschst du dir auch eine altmodisiche Ehe und Familie“, scherzte er, doch schien ihm die Idee zu gefallen.
„Ich glaube nicht, daß Jason so leben will.“ Victoria brachte es nicht über sich, Charles von Jasons Angebot zu erzählen, sie sollte ihm einen Sohn schenken und dann fortgehen. Sie tröstete sich mit dem Gedanken, daß Jason es dennoch zu bevorzugen schien, daß sie bei ihm in England blieb.
„Ob Jason gegenwärtig überhaupt weiß, was er will, bezweifle ich sehr“, meinte Charles ernst. „Er braucht dich, Kind. Er braucht deine Wärme und deinen Geist. Das wird er aber nicht zugeben, nicht einmal vor sich selbst. Und wenn er es sich endlich eingesteht, wird es ihm nicht gefallen, glaube mir. Er wird dich bekämpfen“, warnte Charles. „Doch früher oder später wird er dir sein Herz öffnen und danach wird er Frieden finden. Dann wird er dich glücklicher machen, als du je zu träumen wagtest.“
Charles’ Zuversicht sank, als er Victorias skeptischen Blick sah. „Hab Geduld mit ihm, Victoria. Wenn er nicht so stark wäre an Körper und Seele, wäre er niemals dreißig Jahre alt geworden. Er hat tiefe Wunden, doch du hast die Macht, sie zu heilen.“
„Welche Art Wunden?“
Charles schüttelte den Kopf. „Es wird besser für euch beide sein, wenn Jason dir selbst von seinem Leben erzählt, vor allem von seiner Kindheit. Wenn er es nicht tut, dann kannst du zu mir kommen.“
Als Victoria das Zimmer des Herzogs verließ, sah sie unten in der Halle Madame Dumosse mit vier ihrer Näherinnen. „Lord Fielding hat mich beauftragt, ein Hochzeitskleid für Sie anzufertigen, Mademoiselle“, begann die Französin, während die Lakaien bereits Stoffballen in den blauen Salon trugen. „Er wünschte, es sollte sehr kostbar werden, sehr elegant, unnachahmlich, einer Königin würdig. Keine Rüschen! “
Halb ärgerlich, halb lachend über Jasons Anmaßung, warf Victoria ihr einen fragenden Blick zu. „Hat Lord Fielding zufällig auch eine Farbe ausgewählt?“
„Blau.“
„Blau?“ Victoria war bereit, mit Händen und Füßen um Weiß zu kämpfen.
Madame Dumosse nickte. Sie hatte einen Finger nachdenklich auf die Lippen gelegt, die andere Hand auf die Hüfte gestützt. „Ja, blau. Eisblau. Er meinte, es steht Ihnen großartig ... ,ein rotblonder Engel“ sagte er.“
Victoria entschied plötzlich, daß Blau eine herrliche Farbe sei für ein Hochtszeitskleid.
„Lord Fielding hat einen ausgezeichneten Geschmack“, fuhr Madame fort und hob die Brauen über ihren wachsamen, hellen Augen. „Stimmen Sie mir nicht zu?“
„Ganz entschieden“, antwortete Victoria lachend und überließ sich ergeben der Kunst der Kleidermacherin.
Vier Stunden später, als Madame sie schließlich entließ und mit ihren Näherinnen zum Laden zurückeilte, meldete Northrup die Ankunft von Lady Caroline. Die Dame warte im goldenen Salon und der Tee werde bereits zubereitet.
„Victoria“, rief die Freundin. Ihr hübsches Gesicht sah besorgt aus, als sie Victorias Hände in ihre nahm. „Lord Fielding kam heute früh bei uns vorbei und erzählte uns von der Hochzeit. Mir wird die Ehre zuteil, deine Brautjungfer zu sein, auf deinen Wunsch hin, wie Lord Fielding sagte. Aber das kommt alles so plötzlich ....ie Heirat, meine ich.“
Victoria war freudig überrascht, daß Jason so aufmerksam gewesen war, daran zu denken, ihr die Freundin als Brautjungfer zur Seite zu stellen.
„Ich hätte nie vermutet, daß du eine Zuneigung
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