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Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition)

Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition)

Titel: Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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erkennen. Es war seltsam ausdruckslos, wie bei einer besonders starken Ausprägung von Autismus: etwas, das typisch sein musste für alle Otterkin, wenn ich von den zwei Beispielen ausging, die ich bis jetzt gesehen hatte.
    »Was?«, fragte ich dümmlich, weil seine Worte keinen wirklichen Sinn ergaben.
    »Du hast eine von Lughs Schöpfungen mit Blut besudelt, und das im Herzen einer Kreatur, die sogar noch älter und magischer war als der Wanderstab«, sagte er. »Ich sollte dich einfach in Ruhe lassen, damit du mit dem leben musst, was deine Hände geschaffen haben. Aber du musst den Preis dafür zahlen, dass du unsere Kreatur getötet hast; sie, die wir unter hohen Kosten aus ihrem Schlaf erweckt haben.«
    Ich war zu müde für so etwas. Ich hatte Schmerzen. Es gab keinen Körperteil, der nicht wehtat, besonders die Hand, mit der ich auf das Herz des Flussteufels geschlagen hatte. Um genau zu sein, brannten beide Hände wie die Hölle, weil ich den Wanderstab umklammert hatte, während er heiß war. Das Bein, das mein Feind mit seinem Tentakel getroffen hatte, tat ebenfalls weh, und es war die Art von tiefgehendem Schmerz, der mir verriet, dass ich wirklich Schaden genommen hatte. Außerdem blutete ich aus einer ziemlichen Ansammlung von Kratzern und Schnitten. Verspätet ging mir auf, dass meine Erschöpfung genauso sehr vom Blutverlust kam wie von der Anstrengung, Flussteufel zu töten.
    »Ihr habt sie aufgeweckt.« Ich konnte mich aufsetzen, erklärte ich meinem Körper streng. Er protestierte, aber schließlich gelang es mir. Ich wollte auch meine Beine anziehen, aber nach dem ersten Versuch entschied ich, sie für den Moment dort zu lassen, wo sie eben lagen.
    »Es hat uns zwei Monate und unsere gesamte Magie gekostet  – und du hast sie einfach umgebracht? Arrogantes Ungeziefer, das sich in Dinge einmischt, die dich nichts angehen.« Ich hatte das Gefühl, dass er etwas in der rechten Hand hatte, aber ich konnte es nicht sehen, weil er es leicht hinter sich hielt. Und ich konnte meinen Körper noch nicht dazu bringen, sich zu bewegen, um besser sehen zu können.
    »Genau«, stimmte ich zu. »Ich habe sie getötet. Es schien mir richtig – nachdem sie eine Menge Leute umgebracht hat. Warum habt ihr sie freigelassen?«
    »Sie war unser«, sagte er entrüstet. »Sie schlief in unserem Zuhause.« Er hielt inne und ich hatte das Gefühl,
dass er darüber nachdachte, obwohl es schwer war, sein Gesicht zu deuten. Als er wieder sprach, was seine Stimme ein sanftes Gurren. »So wunderschön und tödlich war meine Lady. Wir weckten sie auf, um ihre Schönheit lebendig zu bewundern – und sie jagte, wie wir sie gebeten hatten, Menschen, bis wir uns alle an der Reichhaltigkeit ihrer Jagd laben konnten. Sie war alles, was unsere Herzen begehren konnten. Sie nährte uns und wir sie. Sie war unsere Waffe für die perfekte Rache.«
    Die Büsche neben ihm raschelten ein wenig und weitere Gestalten traten heraus. Eine von ihnen war die Frau, die mich im Wal-Mart angegriffen hatte, und sie hielt ihr Bronzemesser in der Hand. Sie weinte, was auf ihrem leeren Gesicht wirklich seltsam wirkte.
    Onkel Mike hatte gesagt, es wären sieben, aber ich sah nur sechs.
    »Es sollte noch einen mehr von euch geben, oder?«, fragte ich.
    »Einer wurde geopfert, als unsere Göttin zum Leben erwachte«, sagte der Mann.
    Ich dachte an meinen Traum zurück, in dem ich einen Otter gefressen hatte. Zu der Zeit hatte ich schon das Siegel des Flusses getragen. Mir wäre nie eingefallen, auch diesen Traum für einen wahren Traum zu halten.
    In den Gesichtern der anderen Otterkin bewegten sich die Lippen gleichzeitig mit seinen, als sprächen sie die Worte leise mit. Sie strahlten eine Bedrohung aus, die nicht ausschließlich der Tatsache zu verdanken war, dass sie Waffen trugen.
    In der Gruppe war ein großer Mann. Ich bemerkte ihn, weil er über seiner Schulter einen großen, dunklen und
glänzenden Stock trug, der ein wenig einem Golfschläger ähnelte. Ich hatte noch nie vorher einen alten Shillelagh gesehen.
    »Er ist gestorben, unser Bruder, verherrlicht durch das Geschenk, das sein Opfer seinem Volk gemacht hat.« Der bärtige Mann, der anscheinend ihr Sprecher war, hielt wieder inne. Es schienen keine Kunstpausen zu sein, sondern etwas, das einfach zu seiner Art zu sprechen gehörte. Vielleicht übersetzte er im Kopf oder vielleicht dachte er ja wirklich so langsam. »Und du hast alles ruiniert.«
    Er schwang, was auch immer er hinter

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