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Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition)

Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition)

Titel: Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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Plätze suchen konnten, aber viele saßen bereits. Nicht nur Wölfe und Feenvolk – ich sah auch einige von Adams Geschäftsfreunden
und einige meiner Stammkunden aus der Werkstatt. Gabriel, meine rechte Hand im Geschäft, und Tony, mein Kontakt bei der Polizei von Kennewick, saßen nebeneinander. Ich trat einen Schritt vor und versuchte, alle zu erkennen. Jesse hatte zu meiner Durchbrennaktion eingeladen. Und eine Menge Leute waren gekommen.
    Samuel hielt mich zurück, als das Foyer sich leerte, bis nur noch wir, Jesse und Darryl übrig waren – und die Orgel anfing, Wagner zu spielen.
    Jesse führte die Prozession an Darryls Arm zum Eingang der eigentlichen Kapelle. Dort hielt sie an und überließ die Führung meinen Schwestern Nan und Ruthie, die sich offensichtlich hinter den Türen versteckt hatten, wo ich sie nicht sehen konnte. Eine wurde von Warren eskortiert, die andere nahm Bens Arm. Er war auch einer von Adams Wölfen.
    Vorne in der Kapelle wartete Adam neben dem Priester auf mich.
    Ich blinzelte, um die Tränen zu unterdrücken, schniefte kurz – da ließ Samuel meinen Arm los.
    Ich schaute auf, um zu verstehen, was er vorhatte, aber da hatte schon ein anderer Mann seinen Platz eingenommen.
    »Zee wollte die Ehre beanspruchen, dich dem Bräutigam zuzuführen«, sagte Bran, Samuels Vater, der Marrock, der alle Wölfe an allen Orten beherrschte, die ich wahrscheinlich je besuchen würde, und der Alpha des in Montana beheimateten Wolfsrudels, das mich aufgezogen hatte. »Aber ich hatte die älteren Rechte.«
    »Sie haben sich ziemlich lang gestritten«, flüsterte Samuel. »Ich dachte schon, es würde Blut fließen.«
    Ich sah mich in der Kirche um und mir ging auf, dass ein Großteil des Montana-Rudels, in dem ich aufgewachsen war, ebenfalls hier war. Charles, Samuels Bruder, der neben seiner Gefährtin saß, lächelte mich an. Charles lächelte so gut wie nie.
    Ungefähr in diesem Moment fing ich an zu weinen, egal, wie beschämend es auch war.
    Bran lehnte sich näher zu mir, als wir uns langsam in Bewegung setzten, und sagte so leise, dass niemand außer uns es hören konnte: »Bevor du anfängst vor Rührung zu vergehen, weil wir so nett sind und das alles für dich tun, solltest du wirklich noch ein paar Dinge erfahren. Es hat alles mit einer Wette angefangen …«
    Als wir den Altar erreichten, so routiniert als hätten wir es tausendmal geübt, hatte Bran Recht behalten; ich war nicht mehr gerührt. Und ich weinte auch nicht. Nan, Ruthie und Jesse standen auf meiner Seite der Kirche, zusammen mit Bran, der immer noch meine Hand hielt. Darryl, Warren und Ben standen auf der anderen Seite neben Adam.
    Meine Mutter, die Verräterin, saß in der vordersten Reihe und schickte meinen Stiefvater los, um mir einen seidenen Monarchfalter ans Kleid zu stecken. Er küsste meine Wange, nickte Bran kurz zu und setzte sich wieder neben meine Mutter. Sie lächelte mich erfreut an und wirkte überhaupt nicht wie die hinterhältige Intrigantin, die sie in Wirklichkeit war.
    »Ballons«, formte ich mit den Lippen in ihre Richtung und zog eine Augenbraue hoch, um ihr zu verdeutlichen, was ich von ihrer List hielt.
    Sie deutete unauffällig nach oben – und dort, direkt unter
der Decke, entdeckte ich Dutzende goldene Ballons, an deren Schnüren seidene Schmetterlinge befestigt waren.
    Neben mir lachte Bran – ohne Zweifel über mein verblüfftes Gesicht.
    »Wie das Feenvolk«, murmelte er, »lügt deine Mutter nicht. Sie führt dich nur dorthin, wo sie dich haben will, komme, was wolle, und das zu deinem eigenen Besten. Falls es dir hilft, du bist nicht allein; sie kam zu mir, damit ich einen Kojotenwelpen aufziehe, und schau dir an, was aus mir geworden ist. Zumindest schuldest du ihr keine hundert Dollar.«
    »Geschieht dir recht, wenn du gegen meine Mutter gewettet hast«, erklärte ich ihm, während die Musik langsam auf das Ende zusteuerte und er mich zu Adam führte.
    Kurz bevor wir ihn erreichten, hielt Bran an, zog mich an sich, starrte Adam an – und ließ seine Autorität in der gesamten Kapelle spürbar werden. Bran konnte verstecken, was er war, und gewöhnlich tat er das auch, so dass er als unbedeutender, sehniger junger Mann auftrat. Aber hin und wieder ließ er die Realität dessen, was er war, auch nach draußen ausstrahlen. Bran war ein alter, alter Wolf und unglaublich mächtig. Er herrschte über die Wölfe in unserem Teil der Welt und niemand in diesem Raum, nicht einmal die Menschen,

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