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Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition)

Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition)

Titel: Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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für einen Moment Kränkung auf. Bei Ben war nicht unbedingt sicher, ob das Gefühl ehrlich war oder nicht – aber meine Instinkte verrieten mir, dass ja. Also fuhr ich in gespielt strengem Ton fort: »Ruthie ist zu jung für dich und Nan ist mit einem sehr netten Mann verheiratet. Also sei brav.«
    Nan hatte seine Gefühle meiner Meinung nach ebenfalls bemerkt. Sie war weicher als unsere Mutter und in Aussehen und Charakter ihrem Vater ähnlicher. Sie konnte es nicht ertragen, wenn es jemandem nicht gutging und sie etwas dagegen tun konnte.
    Sie seufzte dramatisch. »All die gut aussehenden Männer, und ich bin nur an einen gebunden.«
    Ben lächelte sie an. »Falls du das mal ändern willst …«
    Ich piekte ihn in die Seite – er hätte ausweichen können, aber die Mühe machte er sich nicht.
    »Okay«, sagte er und zog sich mit gespielter Angst im Gesicht zurück. »Ich werde brav sein, versprochen. Tu mir nur nicht nochmal weh.«
    Er sprach so laut, dass alle sich zu uns umdrehten.
    Adam drängte sich durch das Rudel und wuschelte Ben durch die Haare, als er an ihm vorbeikam. »Benimm dich, Ben.«
    Der Ben, den ich zu Anfang kennengelernt hatte, hätte geknurrt und sich der freundlichen Berührung entzogen. Dieser Ben grinste mich an und sagte zu Adam: »Nicht, wenn ich nicht muss.«
    Ich mochte Ben. Aber sollte ich ihn mal allein mit Ruthie oder Jesse in einem Raum erwischen, werde ich ihn ohne zu zögern erschießen. Es geht ihm besser als zu Beginn seiner Zeit in Adams Rudel, aber er ist noch nicht sicher. Ein Teil von ihm hasst Frauen immer noch, sieht sie immer noch als Beute. Solange das noch gilt, muss man auf ihn aufpassen.
    »Ich möchte dir jemanden vorstellen«, sagte Adam zu mir und schenkte Nan ein kurzes Nicken.
    Er nahm meine Hand und führte mich an der riesigen Hochzeitstorte vorbei. Es war eine wunderschöne Kreation aus blauen und weißen Blumen und silbernen Glöckchen  – und obwohl sie angeschnitten und an jeden im Raum verteilt worden war, war sie immer noch riesig. Jemand anders hatte sie für eine andere Hochzeit bestellt, aber nie dafür bezahlt, und es war der einzige Weg gewesen  – das hatte Jesse mir erzählt –, wie sie es geschafft hatte, eine Torte aufzutreiben. Wer auch immer die Torte
ursprünglich bestellt hatte, er musste eine sehr viel größere Hochzeit geplant haben als meine. Ich sah mich im überfüllten Kellerraum um und versuchte, mir eine größere Hochzeit vorzustellen.
    »Beeil dich«, sagte Adam und zog mich aus einer Seitentür und die Treppe hoch. »Wir fliehen.«
    Wir schafften es auf den Parkplatz, ohne dass jemand uns sah. Dort wartete als schneller Fluchtwagen schon Adams Truck auf uns, auch wenn dahinter aus unerfindlichen Gründen ein riesiger Wohnwagen festgemacht war. Er wirkte sogar größer als der, in dem ich bis zum Winter gelebt hatte, bevor die Feenkönigin ihn niedergebrannt hatte.
    »Warum die Eile?«, fragte ich, als Adam mich durch die Fahrertür schob, hinter mir einstieg und den Motor anließ, noch bevor er die Tür geschlossen hatte.
    »Einige vom Feenvolk haben seltsame Vorstellungen von Hochzeitsbräuchen«, erklärte er, während ich auf den Beifahrersitz rutschte und er langsam vom Parkplatz fuhr. »Laut Zee schließt das auch Entführungen mit ein. Wir haben entschieden, nicht abzuwarten, wie Bran reagieren würde, und Zee hat versprochen, uns den Rücken freizuhalten, bis wir weg sind.«
    »Das hatte ich vollkommen vergessen.« Das entsetzte mich, weil ich es nun wirklich besser wusste. »Bran und Samuel sind wahrscheinlich eine größere Gefahr als irgendwer aus dem Feenvolk«, erklärte ich ihm. »Irgendwann erzähle ich dir mal von ein paar ziemlich spektakulären Hochzeitsaktionen, von denen Samuel mir berichtet hat.« Neben einigen davon wirkte selbst eine Entführung harmlos.
    Ich schnallte mich an, half ihm, seinen eigenen Gurt anzulegen, und warf wieder einen Blick hinter uns. »Nur für den Fall, dass du es nicht bemerkt hast, hinten an deinem Truck hängt etwas ziemlich Großes.«
    Er lächelte mich mit Augen an, die so klar und glücklich waren, wie ich es noch nie gesehen hatte. »Und das ist meine Überraschung. Ich habe dir doch gesagt, dass ich die Hochzeitsreise plane.«
    Ich blinzelte den Wohnwagen an. »Bring dein eigenes Motelzimmer mit?« Er ragte über uns auf. Der Wohnwagen war höher als der Truck – der schon ziemlich hoch war –, und auch breiter und länger. An den Seiten befanden sich mehrere

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