Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition)
geht’s prima.«
»Tun wir das, weil Gordon Seeker es uns gesagt hat?«, fragte ich Adam, als er uns das kurze Stück zum Maryhill Museum für Kunst fuhr.
»Ich hatte sowieso vor, heute Morgen mit dir hinzufahren«, antwortete er langsam. »Aber ich muss zugeben, dass ich neugierig bin.«
Ich legte eine Hand auf seinen Oberschenkel und sagte: »Wir könnten nach Hause fahren – oder nach Seattle, Portland, sogar Yakima, und uns dort ein schönes Hotel suchen.« Ich schaute über den Highway hinweg zum Fluss. Von hier aus sah der Fluss klein und relativ zahm aus. »Ich habe das Gefühl, wenn wir bleiben, wird es vielleicht interessant.«
Er warf mir ein kurzes Lächeln zu, bevor er sich wieder auf die Straße konzentrierte. »Oh? Woher kommt dieses Gefühl? Weil Leuten die Füße abgebissen wurden? Oder war es der Geist deines Vaters? Der mysteriöse alte Indianer, der am Fluss verschwindet, ohne ein Zeichen zu hinterlassen, wie er das gemacht hat? Vielleicht Jojo-Mädchens Vorhersage der Apokalypse?«
»Jojo-Mädchen?«, kreischte ich. »Edythe ist Jojo-Mädchen? Jojo-Mädchen hat uns hierher geschickt?«
Er entblößte seine Zähne. »Hast du schon Angst? Sollen wir an einen sicheren Ort?«
Ich konnte nicht anders. Ich lehnte meine Wange an seinen Arm und lachte. »Es wird nichts helfen, oder?«, fragte ich kurz darauf. »Wir würden nur über Godzilla oder
den Vampir aus der Hölle stolpern. Wo du bist, ist der Ärger nicht fern.«
Er streichelte mir kurz über den Kopf. »Hey, Ärger. Lass uns rausfinden, was wir laut deinem mysteriösen Indianer wissen müssen.«
In Seattle oder Portland wäre das Maryhill Museum ein nettes Museum gewesen. Hier in der Mitte von Nirgendwo war es spektakulär. Die Außenanlage war grün und gepflegt. Als wir zum Eingang gingen, konnte ich zwar keinen der Pfaue sehen, aber ich konnte sie nur allzu gut riechen und hören. Ich hatte das Museum schon von der anderen Seite des Flusses gesehen, wann immer ich nach Portland oder von dort nach Hause fuhr, aber ich war noch nie drin gewesen.
Als mir das erste Mal jemand von dem Museum erzählte, hatte ich denjenigen für verrückt erklärt. In der Mitte des östlichen Staates Washington, hundertsechzig Kilometer von Portland entfernt, zweihundert Kilometer von den Tri-Cities, enthielt das Museum die Möbel der Frau, die in viktorianischer Zeit Königin von Rumänien gewesen war, und Werke von Auguste Rodin.
Diese Frage wurde sofort von der glatten Broschüre beantwortet, die man uns am Eingang in die Hand drückte. Sam Hill, Finanzier und Erbauer von Straßen und Städten – und dieses Museums, das ursprünglich als sein Wohnhaus geplant gewesen war –, war ein Freund von Loïe Fuller. Loïe Fuller war eine Tänzerin des frühen zwanzigsten Jahrhundert, in Europa berühmt für ihren innovativen Einsatz von Stoff und Schleiern – und sie war
auch mit Königshäusern und Künstlern befreundet, besonders mit Maria, Königin von Rumänien (die als Hobby Möbelstücke designte) und dem französischen Bildhauer Auguste Rodin.
Und so kamen die Möbel der Königin von Rumänien und eine ziemlich großzügige Sammlung von Rodins Skulpturen hierher in die Pampa.
Nachdem das Museum so isoliert lag, hatte ich erwartet, dass Adam und ich die einzigen Besucher wären, aber da lag ich falsch. Im ersten Raum, wo die Möbel und weitere Erinnerungsstücke an das viktorianische Zeitalter ausgestellt wurden, tummelten sich verschiedene Gruppen. Ein paar ältere Frauen, eine Familie von fünf Leuten komplett mit Kinderwagen und ein Paar in den mittleren Jahren. Aber der Raum war trotzdem groß genug, dass er nicht voll wirkte.
Ich fand die geschnitzten Möbelstücke schön, aber auch sehr steif. Für mich wirkten sie ungemütlich – eher geeignet als Staffage für ein Theaterstück als als Wohnzimmereinrichtung. Vielleicht hätten ein paar Kissen die harten Konturen geglättet und einladender gemacht.
Der Rest des Stockwerks gehörte einer Sammlung von Bildern, die in mehreren aufeinanderfolgenden Räumen ausgestellt waren.
Adam und ich trennten uns im ersten Raum und wählten verschiedene Wege an den Wänden entlang. Die meisten Bilder waren gut, wenn auch nicht fantastisch, bis ich zu einem Ölgemälde eines bekannten Künstlers kam. Ich muss ein Geräusch von mir gegeben haben, weil Adam hinter mich glitt und sein Gesicht an meinen Nacken drückte.
»Was?«, fragte Adam leise, um die anderen Besucher nicht zu
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