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Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition)

Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition)

Titel: Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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nur noch mehr Fragen aufgeworfen.«
    Adam küsste mein Knie, was eigentlich keinen Einfluss auf meinen Puls hätte haben sollen. Ich meine – die Kniescheibe ist so ziemlich die unerogenste Zone, die ich kenne. Aber es war Adam, also schlug mein Herz ein gutes Stück schneller.
    Er stellte meine Füße ab. »Die magische Salbe hat ihre
Wirkung getan. Ich glaube nicht, dass du heute Nacht noch eine Anwendung brauchst, aber ich habe das seltsame Gefühl, dass du sie in Zukunft noch brauchen wirst. Und wo wir gerade vom Feenvolk sprechen, wenn wir hier schon blutende Menschen finden und andere verschwinden, ist es vielleicht Zeit, Onkel Mike mal anzurufen und herauszufinden, wo er uns hier reingejagt hat.«
    Er zog sein Handy heraus und wählte Onkel Mikes Nummer. Ich hörte laute Musik, dann antwortete jemand auf Gälisch.
    »Hier ist Hauptman«, sagte Adam. »Onkel Mike bitte.« Er fing an, im Wohnwagen auf und ab zu wandern, wie er es manchmal beim Telefonieren tat. Ich legte die Füße hoch – aber auf das Handtuch, um die Couch sauber zu halten. So hatte Adam noch einen halben Meter mehr Platz. Mir fielen langsam die Augen zu und ich musste mich anstrengen, nicht einzuschlafen.
    Es folgten mehrere Klicks, dann verschwand die Musik so plötzlich, als hätte Onkel Mike den Anruf an einer ruhigeren Nebenstelle angenommen.
    »Adam«, sagte er. »Alles Gute. Und wieso solltest du mich anrufen, während du auf Hochzeitsreise bist?«
    »Otter«, sagte Adam. »Um genauer zu sein, Otter, die aussehen, als würden sie sich in der alten Heimat wohler fühlen und die nach Schutzzaubern riechen.«
    Er hatte es offenbar auch gespürt. Dieses kleine bisschen Magie, als ich versuchte, das Boot unter den Bäumen herauszuziehen. Es waren nicht Benny oder das Boot gewesen. Die Otter waren die nächstbeste Möglichkeit.
    Es folgte ein kurzes Schweigen, dann seufzte Onkel Mike erleichtert. »Dann sind sie noch da. Edythe hat erzählt,
dass keiner von ihren Leute sie in letzter Zeit gesehen hat.«
    »Und deswegen haben du und Edythe uns hierher geschickt?«
    Onkel Mike räusperte sich. »Eigentlich nicht. Edythe hat manchmal Vorahnungen. Eine hatte sie, als ein ehemals römischer Sklave namens Patrick nach Irland kam. Wir wünschen uns alle, wir hätten ihn einfach getötet, wie sie es uns geraten hat – aber wahrscheinlich hätte das nur bedeutet, dass die Kirche jemand anderen geschickt hätte und es jetzt einen heiligen Aiden oder heiligen Conner oder etwas in der Art gäbe statt eines heiligen Patrick. Solche Vorahnungen sind oft wie dieser alte, siebenköpfige Drache, dem drei neue Köpfe wuchsen, sobald man einen abschlug.«
    »Hydra«, meinte Adam.
    »Genau. Auf jeden Fall hat sie diese Vorahnungen nicht allzu oft, so ungefähr einmal pro Jahrhundert. Die letzte hatte sie direkt bevor Mount St. Helens in die Luft geflogen ist. Seit der Patrick-Sache hören wir auf sie. Vor einer Woche hat sie mir erklärt, sie hätte so ein Gefühl, dass es eine gute Idee wäre, wenn du und Mercy auf ihrem Campingplatz flittert und ihr euch mal anschaut, was die Otterkin so aushecken.«
    »Was haben sie ausgeheckt?« Adam blieb stehen und wirkte plötzlich wachsam. Edythe, wer auch immer sie war, hatte nur ungefähr einmal im Jahrhundert eine Vorahnung  – und jetzt hatte sie eine gehabt, die besagte, dass wir hier sein sollten. Das klang um einiges ernster als ein Mann, der seinen Fuß an einen Bären verloren hatte, oder ein Geist, der neben der Straße tanzte. Egal, wie sehr mich das getroffen hatte.
    »Anscheinend, wie man überlebt.« Onkel Mikes Stimme klang plötzlich grimmig. »Was besser ist als das, was wir befürchtet haben. Otterkin sind nicht wie die Selkies, die ihre nächsten Verwandten sind. Es gibt noch andere im Feenvolk, die Otterform annehmen, aber sie sind nicht wirklich mit den Otterkin verwandt. Zum einen sind sie nicht gut darin, mit anderen Leute zu interagieren. Wir haben die Reste ihrer Art ins Walla-Walla-Reservat gebracht und in unseren Gewässern ausgesetzt.«
    »Ihr habt dort keine Gewässer«, sagte Adam und kniff sich in den Nasenrücken. »Das war etwas, was die Regierung sichergestellt hat – kein fließendes Gewässer, das in das Reservat führt, darf wieder herauskommen.« Er wollte sich nicht streiten. Er erklärte Onkel Mike damit nur, dass ihm bewusst war, dass im Walla-Walla-Reservat etwas Seltsames vor sich ging.
    Fließendes Wasser verstärkt angeblich die Macht von einigen aus dem Feenvolk.

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