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Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition)

Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition)

Titel: Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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gezeichnet hatte. Vielleicht würde er uns heute Nachmittag mehr verraten.
    »Nachdem wir noch nicht da sind, nehme ich an, dass ich nicht allzu lange geschlafen habe.«
    »Ungefähr zehn Minuten«, antwortete Adam. »Und hier ist der Park.«
    »Da steht nicht Horsethief Lake«, meinte ich, als Adam vom Highway Richtung Fluss abbog und einer langen, sanft gewundenen Straße folgte, nachdem wir an einem Schild vorbeigekommen waren, auf dem ›Columbia Hills State Park‹ stand.
    »Der Name wurde 2003 aus Political Correctness korrigiert«, erklärte mir Adam. »Sowohl die einzelnen Staaten als auch der Geologische Dienst der USA passen Namen im ganzen Land politisch korrekt an. Frag nur Bran. Er wird sich, so lange du willst, über Jackass Creek aufregen  – er behauptet, er hätte den Blödmann gekannt, nach dem der Ort benannt wurde.«
    »Gut, dass der Geologische Dienst kein Französisch spricht, sonst würden sie die Grand Tetons umtaufen«, sagte ich.
    Adam lachte. »Wenn man den Namen hört, weiß man einfach ganz genau, wie sehr die französischen Trapper die Heimat vermissten, oder?«
    Die Fahrt durch den Park führte vorbei an einem indianischen Friedhof, der immer noch benutzt wurde – das erkannte ich an den Ballons und den Päckchen, die auf verschiedenen Gräbern lagen. Es sah fast aus als hätte dort eine Geburtstagsparty stattgefunden und alle Gäste wären nach Hause gegangen, ohne ihre Geschenke mitzunehmen. Um den Friedhof zog sich ein hoher Maschendrahtzaun, an dem »Zutritt verboten«-Schilder hingen.
    Ich kann Geister sehen. Aber ich habe noch nie einen Geist auf einem Friedhof gesehen. Friedhöfe sind für die Lebenden. Meiner Erfahrung nach neigen Geister dazu, an denselben Orten zu erscheinen wie zu ihren Lebzeiten.
    Was also hatte mein Vater hier draußen auf einem Campingplatz am Columbia River zu suchen, wenn er doch angeblich aus Browning, Montana stammte?
    Als wir auf einem kiesbestreuten Parkplatz neben einem Bootssteg parkten, lehnte Calvin Seeker an einem Maschendrahtzaun. Er wirkte müde und älter als gestern Nacht – fast wie zwanzig. Ohne sich zu bewegen, beobachtete er, wie wir das Auto abschlossen und die Straße überquerten.
    Der Zaun, an dem er lehnte, führte weiter, bis er auf die Eisenbahnschienen traf, die sich am Wasser entlangzogen, dann folgte er den Schienen bis hinter die Hügel und außer Sichtweite. Hinter Calvin hing ein Schild, aber ich konnte es nicht lesen.
    »Onkel Jim hat mir gesagt, ich solle euch hier am Mittag treffen«, sagte er, ein wenig höflicher, als es seiner Haltung entsprach. »Anscheinend bin ich euer Führer.«
    »Danke«, sagte ich.
    Er zuckte mit den Achseln. »Kein Problem. Manchmal
melde ich mich während des Sommers freiwillig als Touristenführer.«
    Er stieß seinen Schuh in die Erde und warf Adam einen wachsamen Blick zu. »Wie habt ihr es geschafft, euch mit Onkel Jim in Verbindung zu setzen? Er hat es mir gesagt, während wir im Krankenhaus gewartet haben, um rauszufinden, wie es Benny geht, aber ich habe nicht gesehen, dass er telefoniert hätte – und ich weiß, dass er euch seine Telefonnummer nicht gegeben hat, als wir gestern Abend auf den Krankenwagen gewartet haben.«
    »Haben wir nicht«, antwortete Adam. »Wir haben mit deinem Großvater gesprochen.«
    Calvin löste sich von dem Zaun, stellte sich aufrecht hin und riss die Augen auf. »Meinem Großvater?«, fragte er überrascht. »Welchem?«
    »Er hat sich selbst Gordon Seeker genannt«, sagte ich. »Er kam gestern Nacht vorbei und hat gesagt, dein Onkel hätte ihn geschickt. Er hat mir etwas gegeben, was meinem Bein wirklich geholfen hat.«
    »Ah, dieser Großvater.« Er schien nicht allzu glücklich und ich war mir ziemlich sicher, dass es der Gedanke an Gordon Seeker war, der dafür gesorgt hatte, dass er nicht mehr an dem Zaun lehnte. »Ich hätte es wissen sollen.«
    »Stimmt was nicht?«, fragte Adam.
    »Irgendwas ist immer, wenn Grandpa Gordon sich einmischt«, meinte Calvin. Dann sah er erst mich, dann Adam an. »Werwolf, hm?«
    Adam nickte.
    »Okay. Also, wenn Grandpa Gordon euch geschickt hat, dann mache ich das ein wenig anders. Hat er gesagt, warum er euch geschickt hat?« Er schüttelte den Kopf, bevor
er sich selbst die Antwort gab. »Was frage ich da? Natürlich nicht. Er beobachtet lieber, wie wir alle herumrennen wie Hühner, wenn der Fuchs im Stall ist. Ich nehme an, er hält das für witzig.«
    »Du warst gestern Abend im Krankenhaus?«, fragte ich.

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