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Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition)

Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition)

Titel: Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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Kojotes Langeweile. Oder seiner Einsamkeit. Das hätte dafür sorgen sollen, dass ich mich weniger als Individuum fühlte, aber irgendwie war das nicht der Fall. Mein Vater war für mich immer irgendwie irreal gewesen, ein Schwarz-Weiß-Foto und ein paar Geschichten, die meine Mutter erzählte. Aber jetzt hatte ich ihn tanzen sehen und hatte das Echo seiner Stimme in Kojotes gehört.
    Kojote warf den Kopf zurück und lachte, und ich hörte, wie der Chor der Kojoten in der gesamten Gorge es aufnahm und heulte, weil sein Lachen sie rief.
    »Marjorie Thompson. Marji. Die war mir vielleicht eine.« In seiner Stimme lag eine Mischung aus Furcht und Verehrung. »Wer hätte gedacht, dass ein so junges Mädchen so zäh sein konnte, ohne hart zu sein? Wenn jemand Joe dazu hätte bringen können, sesshaft zu werden, dann Marji. Er hielt sie zumindest für die Eine.«
    »Aber Kojoten binden sich nicht fürs Leben, oder?« Ich versuchte, meine Stimme neutral zu halten.
    »Er hätte es getan«, sagte Kojote. »Oh, das hätte er getan. Er liebte sie so sehr.«
    Seine ehrliche, tiefe Stimme traf mich schwer. Ich musste mir die Augen reiben.
    »Hätte er früher von ihr gewusst, hätte er das Vampirnest in Billings nicht ausgeräuchert«, sagte er kurze Zeit später. »Aber jemand musste sie töten und er war da. Joe
hat sich selbst immer als Held gesehen, weißt du – nicht als die Art von Held, die ich bin, sondern eher die Luke-Skywalker-Variante. Rette die Prinzessin, töte die Bösewichter.«
    Er starrte aufs Wasser hinunter und sagte, als wäre ihm der Gedanke gerade erst gekommen: »Vielleicht hast du es daher. Ich bin immer davon ausgegangen, dass er einfach zu viel Star Wars gesehen hat, aber vielleicht war es genetisch.« Er dachte kurz darüber nach, dann schüttelte er den Kopf. »Nein. Ich weiß, woher seine Gene kamen. Es muss wohl doch Star Wars gewesen sein.«
    »Die Vampire?«, fragte ich angespannt.
    »Richtig. Er wusste, dass die Vernichtung dieser Siedhe ihm die Vampire auf den Hals hetzen würde, aber er machte sich keine allzu großen Sorgen, weil es ja nur um ihn ging. Und dann kam Marji und er dachte überhaupt nicht mehr. Besonders nicht mehr an Vampire. Nicht, bis er eines Abends sah, wie zwei von ihnen sich mit ihr unterhielten. Und in diesem Moment hat er angefangen, fast ausschließlich an Vampire zu denken. Er ließ sich entdecken, um sie abzulenken, und lieferte ihnen eine fröhliche Jagd. Es lief ziemlich gut, bis ein Reifen platzte.«
    Kojote schmiss mit einer aggressiven Geste den Halm weg und er fiel in den Fluss.
    »Ich weiß nicht, ob die Vampire das eingefädelt haben oder nicht. Aber sie haben ihn eingeklemmt gefunden und haben ihn umgebracht.«
    Die Story sorgte dafür, dass mein Herz wehtat, aber nicht schlimm. Eher wie eine Wunde, die gerade mit Jod oder Wasserstoffperoxyd behandelt worden ist. Es brannte ziemlich, aber ich hatte das Gefühl, letztendlich würde
es besser heilen können. »Also bliebst du übrig, als mein Vater tot war?«, fragte ich.
    »Nur ich«, sagte er. Wieder saßen wir eine Weile schweigend nebeneinander; vielleicht betrauerten wir beide Old Joe Coyote.
    Schließlich brach der Mann, der aussah wie mein Vater, das Schweigen. »Er wusste nichts von dir.«
    »Ich weiß. Mom hat es mir erzählt.«
    »Ich wusste auch lange Zeit nichts von dir. Dann habe ich mal vorbeigeschaut, um nach dir zu sehen. Du schienst glücklich zu sein bei den Wölfen. Sie wirkten verwirrt – was richtig ist, wenn ein Kojote mit Wölfen spielt. Also wusste ich, dass es dir gutgeht.« Er warf mir einen kurzen Blick zu. »Und das hat mir auch Charles Cornick gesagt, als er mich dabei erwischt hat, wie ich dich beobachtete. Hat mir eine ziemliche Abfuhr erteilt.« In seinen Augen tanzte ein Lachen, auch wenn seine Miene vollkommen ernst war. »Er ist wirklich ziemlich beängstigend.«
    »Finde ich auch«, erklärte ich ihm ehrlich.
    Er lachte. »Nicht für dich. Er ist ein guter Mann. Nur ein böser Mensch muss sich vor einem guten Mann fürchten.«
    »Ha«, sagte ich. »Du bist offensichtlich noch nie von Charles bei etwas erwischt worden, was er nicht gutheißt.«
    Wieder verfielen wir in Schweigen.
    »Was kannst du mir über das Ding im Fluss sagen?«, fragte ich schließlich.
    Er gab ein unhöfliches Geräusch von sich. »Ich kann dir sagen, dass sie nicht nur ein armes, missverstandenes Wesen ist. Gordon hat Recht. Sie ist purer Hunger, und sie wird nicht zufrieden sein, bevor sie nicht die

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