Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition)
Welt verschlungen hat.«
Sie. Das beantwortete mehrere Fragen. Es gab nur ein Wesen. Und das machte es irgendwie überschaubarer als ein Schwarm von Monstern, die eine Frau in der Hälfte durchbeißen und einen Mann dazu bringen konnten, auf Adam zu schießen.
»Wie groß ist sie?«, fragte ich.
Er sah mich an und drückte seine Zunge von innen gegen die Wange. »Weißt du was? Das ist eine gute Frage. Ich denke, wir sollten es herausfinden.«
Und dann stieß er mich in den Fluss.
D as Wasser war eisig, als es sich über meinem Kopf schloss und mich in Schweigen und Dunkelheit hüllte. Für einen Moment konnte ich mich nicht bewegen – der Schock des Falls, die Kälte und die reine Überraschung ließen meine Muskeln erstarren. Dann landeten meine Füße im Flussbett und irgendwie weckte diese Berührung jeden einzelnen Nerv in meinem Körper. Ich stieß mich ab, tauchte wieder auf und schnappte nach Luft.
Ich konnte ihn lachen hören.
Hurensohn. Ich würde ihn umbringen. Mir war egal, ob er Kojote oder Satans Sohn war. Er war ein lebender Toter.
Ich hielt auf den Schwimmbereich zu, auch wenn das bedeutete, dass ich gegen die Strömung ankämpfen musste, denn für die nächsten eineinhalb Kilometer bestand das Ufer aus steilen Felsen, und so lange wollte ich nicht im Fluss bleiben: Irgendwo hier draußen war ein Monster.
Ein Kleinkind am Ufer wäre schneller gewesen als ich, weil ich kaum vorwärts kam. Ich war kein herausragender Schwimmer, nur Stärke ohne Technik. Es war gerade
genug, um gegen den langsamen Columbia-River anzukommen.
Zwei Otterköpfe tauchten neben mir auf und ich knurrte sie an. Irgendwie sorgte das Wissen, dass sie zum Feenvolk gehörten, dafür, dass ich sie weniger als Bedrohung empfand als echte Flussotter, auch wenn wahrscheinlich das Gegenteil der Fall war.
Ich war gerade zu sehr damit beschäftigt, gegen den Fluss zu kämpfen, um meine Überzeugungen an die Realität anzupassen.
Sie verschwanden für ein paar Minuten unter Wasser, bevor einer wieder auftauchte und meinen langsamen Fortschritt kühl begutachtete.
»Wäre ich du, würde ich schneller schwimmen«, merkte Kojote an.
Die Wut sorgte dafür, dass ich mehr Kraft fand, und schließlich schaffte ich es um die Biegung und in das flachere, langsamere Wasser. Ich schwamm, bis das Wasser hüfttief war, dann stolperte ich ans Ufer. Kojote watete knietief hinein und blieb dann stehen, um mich zu beobachten.
»Was hast du herausgefunden?«, fragte er.
»Dass du ein Penner bist«, erklärte ich ihm und meine Stimme zitterte vor Kälte. »Was zur …«
Etwas wickelte sich um meine Hüfte und riss mich von den Füßen, so dass mein Kopf wieder unter Wasser war. Ich kämpfte dagegen an, stemmte meine Füße in den Boden, aber es zog mich langsam in Richtung des tieferen Wassers. Ich schaffte es, mein Gesicht über der Wasseroberfläche zu halten und nach Luft zu schnappen. Und sobald ich Luft in den Lungen hatte, schrie ich so laut nach
Adam, dass jede Schauspielerin in einem schlechten Film neidisch geworden wäre.
Kojote packte meine Handgelenke, dann verlagerte er seinen Griff, bis er die Arme um meinen Oberkörper geschlungen hatte. Er fing an, mich wieder ans Ufer zu ziehen, und die Stränge um meine Hüfte verengten sich, bis ich nicht mehr atmen konnte.
»Lass uns schauen, was wir gefangen haben«, murmelte er mir atemlos ins Ohr. »Es sollte interessant sein.«
Ich hörte Adam nicht. Er war einfach plötzlich da, ein Schatten aus Fell und Reißzähnen. Er schloss seine Kiefer um etwas, das knapp unter der Wasseroberfläche lag, und sein Gewicht an dem Ding, das um mich geschlungen war, riss Kojote und mich von den Füßen und wieder in den Fluss. Dann löste sich die viel zu enge Umklammerung, Kojote packte meinen Arm und zog mich auf die Beine.
»Lauf«, sagte er.
Aber ich sah mich nach Adam um. Ich würde ihn nicht mit dem Monster im Fluss lassen. Der Wolf stieß gegen meine Hüfte, gesund und munter, also ließ ich mich von Kojote aus dem Fluss ziehen und rannte so schnell wie möglich die Anhöhe zu dem scharfen Grat hinauf, der den Schwimmstrand vom Rest des Campingplatzes trennte. Adam hielt mit uns Schritt. Kojote ließ uns auch auf dem Gras noch ungefähr vier Schritte weit laufen, bevor er sich umdrehte.
Der Fluss lag ruhig und schwarz vor uns und die Wasseroberfläche verbarg alles.
Neben mir knurrte Adam eine Herausforderung, die einem Grizzlybären zur Ehre gereicht hätte. Kojote schloss sich
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