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Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition)

Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition)

Titel: Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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dem Ganzen mit einem hochfrequenten Jiepsen an,
das mir in den Ohren schmerzte, während sein Gesicht überschwänglich und fröhlich wirkte.
    Etwas Schwammiges, Nasses glitt über mein Bein nach unten und fiel mir auf den Fuß. Es sah aus wie ein Stück schlaffer Feuerwehrschlauch, wenn dieser Schlauch aus dem Zeug bestünde, aus dem sie diese Spielzeug-Gummiwürmer herstellen, und mit kurzen, silbernen Haaren bewachsen wäre, die im Mondlicht glitzern. Ein Ende war zerklüftet, wo Adam es abgebissen hatte, das andere wurde erst schmaler, bevor es sich zu einem Ball von der Größe eines Tennisballs rundete.
    Etwas anderes, weder Wolf noch Kojote, brüllte wie ein wütender Bulle. Und dann enthüllte sich der Flussteufel … enthüllte sie sich, wenn man Kojote glauben wollte. Sie stieg auf und wand sich wie die Kobra eines Schlangenbeschwörers. Obwohl ihr Körper tatsächlich einer gigantischen Schlange glich, vermittelte sie überwiegend den Eindruck eines chinesischen Drachen – wie schon auf der Petroglyphe. Ein riesiger, gigantischer, hoch aufragender und stinkwütender chinesischer Drache.
    Ihr Kopf konnte auf jeden Fall die Zeichnung inspiriert haben. Er war dreieckig wie der eines Fuchses und hatte riesige grüne Augen. Um ihren Kopf zog sich an der Schädelbasis ein Kreis von langen Tentakeln, wie die Halskrause mancher Eidechsen oder die Blütenblätter einer Blume. Sie wogten und waberten wie eine Welle, nicht genau im Gleichklang, aber auch nicht unabhängig voneinander.
    Ganz oben auf ihrem Kopf saßen zwei glänzende schwarze Hörner, gebogen und nach hinten gerollt wie die eines Bergschafes. Von vorne gesehen sahen sie ein wenig aus wie zwei Ohren.
    Das Mondlicht dämpfte ihre Farben, und obwohl ich hier und dort ein Aufblitzen von Grün oder Gold entdecken konnte, wirkte sie überwiegend silbern und schwarz.
    Sie öffnete ihr Maul und ließ ein zweites, wütendes Brüllen hören. Ohne die dämpfende Wirkung des Wassers übertönte es Adams Ruf, genauso wie ihr Körper uns drei klein aussehen ließ. Aber es war nicht das Geräusch, das mir Angst machte.
    Ihr Maul war gespickt mit langen, spitzen Zähnen – wie es auch auf der Zeichnung gewesen war. Zähne, die dafür gemacht waren, ihre Beute aufzuspießen und festzuhalten. Ihre hinteren Zähne waren genauso bösartig. Keine Mahlzähne, sondern riesige, speerförmige Sägezähne. Zähne, mit denen sie den Fuß eines Mannes durchtrennen konnte, und es erst merkte, wenn sie schluckte.
    Sie warf sich uns entgegen und ihr Kopf landete mit einem Schlag auf dem Boden, der mich fast wieder von den Füßen gerissen hätte. Tentakel streckten sich nach vorne …
    »Das Land gehört mir«, sagte Kojote. »Hier herrschst du nicht. Jetzt nicht und niemals.« Er trat zwischen uns und sie und hielt plötzlich Messer mit gezackten Klingen in den Händen. »Versuch es doch. Bitte, versuch es.«
    Sie lag mit dem Kopf im Sand, riss ihre Tentakel zurück und schrie ihn an. Es war ein furchtbares, schrilles Geräusch, und dabei gewährte sie uns einen direkten Blick auf ihre scharfen Zähne. Dann riss sie plötzlich ihren Kopf zurück in den Fluss, schneller, als ein so riesiges Wesen sich hätte bewegen dürfen, und verschwand im Wasser, das um sie schäumte und in großen Wellen ans Ufer rollte.
    Kojote drehte sich zu mir um. »So groß.«
    Ich öffnete den Mund. Ich war nass, mir war kalt, mein Bauch brannte, wo der Flussteufel mich gepackt hatte – und ich fand keine Worte. Er wartete, ob ich etwas zu sagen hatte, dann zuckte er mit den Achseln und ging zu der Kuhle, die sie ungefähr vier Meter vor uns im Sand hinterlassen hatte.
    »Ungefähr zwei Meter von einer Seite ihres Kiefers zur anderen«, kommentierte er. »Zweieinhalb Meter vom Anfang ihres Kopfes bis zur Nase. Ungefähr.«
    Adam beobachtete ihn mit angelegten Ohren, dann beschnüffelte er mich vorsichtig. Als er sich davon überzeugt hatte, dass ich nicht allzu schlimm verletzt war, grummelte er mich an.
    »Es war nicht meine Idee«, protestierte ich. »Er hat mich reingeschmissen.«
    Das Grummeln verwandelte sich in ein tiefes Knurren. Adam ging mit gesenktem Kopf und gefletschten Zähnen auf Kojote zu. Ich hatte nicht vorgehabt, Adam mit meiner Antwort auf Kojote zu hetzen. Ich hatte noch keine Chance gehabt, Adam wissen zu lassen, mit wem genau wir es zu tun hatten – nicht, dass es für ihn eine Rolle gespielt hätte. In einer wortlosen Bitte um Zurückhaltung packte ich sein

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