Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition)
Curt vielleicht nicht mehr da.«
Adam stand auf und kam zu mir. Er legte beide Arme um mich, sagte nichts und hielt mich einfach nur fest.
»Mein Leben war mal normal«, erklärte ich seiner Schulter. »Ich bin aufgestanden, in die Arbeit gegangen, habe ein paar Autos repariert, ein paar Rechnungen bezahlt und keiner hat versucht, mich umzubringen. Mein Vater war tot; meine Mutter wohnte sechs Autostunden entfernt – ich habe es sogar geschafft, die Fahrt auf acht oder neun Stunden auszudehnen, wenn ich mich bemüht habe.«
»Hast dich mit deinem hinteren Nachbarn gestritten«, sagte Adam mit sehr sanfter Stimme.
»Und habe ihn beobachtet, wenn er nicht hingeschaut hat«, stimmte ich zu. »Denn manchmal, besonders nach
der Jagd zu Vollmond, vergaß er, dass ich im Dunkeln sehen kann, und rannte nackt durch seinen Garten.«
Er lachte still. »Ich habe nie vergessen, dass du im Dunkeln sehen kannst«, gab er zu.
»Oh.« Ich dachte kurz darüber nach. »Das ist ziemlich gut. Nicht ganz dieselbe Liga wie mein langsam zerfallender Golf, aber dafür bekommst du Punkte.«
Adam war extrem ordentlich, die Art von Mann, die einen Raum betritt und die Bilder gerade hängt. Jahrelang habe ich die Schrottkiste in meinem Garten benutzt, um mich für irgendwelche selbstherrlichen Befehle zu rächen, die ich befolgen musste. Befolgen musste, weil sie nicht nur selbstherrlich waren – sondern auch klug. Wann immer ich besonders wütend gewesen war, hatte ich Reifen entfernt – niemals alle vier gleichzeitig – und hatte den Kofferraum offen stehen lassen oder eine der Türen. Einfach, um ihn zu nerven.
Offensichtlich war er nackt herumgelaufen, um mich zu nerven. Ich dachte noch ein bisschen darüber nach.
»Danke für die vielen Jahre der Unterhaltung«, sagte ich.
»Kein Problem«, antwortete er mit ernster Stimme. »Jetzt, wo wir verheiratet sind, unternimmst du da endlich etwas wegen diesem Auto? Wie es abschleppen zu lassen oder irgendwo hinzustellen, wo man es nicht sehen kann?«
Ich holte tief Luft – und meine Lungen schienen wieder ganz wunderbar zu arbeiten, nachdem der schreckliche Mein-Vater-der-nicht-mein-Vater-war-Kloß in meinem Hals sich aufgelöst hatte.
»Ich denke drüber nach«, erklärte ich. »Vielleicht solltest
du es auf deinen Wunschzettel für Weihnachten schreiben?«
»Geht es dir wieder gut?«
»Okay.«
Er packte mich fester und hob mich hoch. »Mercy?«, knurrte er mir ins Ohr.
Ich schlang meine Beine um seine Hüfte. »Ja«, sagte ich. »Ich auch.«
Adam hätte an diesem Abend sterben können. Ich hätte vor zwanzig Minuten sterben können. Ich war nicht bereit, noch einen einzigen Augenblick zu verschwenden.
Irgendwann in der Nacht küsste er meine Pfoten-Tätowierung und lachte: »Hast du Kojote wirklich erzählt, es wäre eine Wolfspfote?«
»Für dich ist es eine Kojotenpfote«, erklärte ich bestimmt. »Für ihn ist es eine Wolfspfote. Nur ich und mein Tätowierer kennen die Wahrheit.«
Am Morgen wachte ich davon auf, dass Adams Magen unter meinem Ohr knurrte.
»Tut mir leid«, sagte er. »Zu viele Verwandlungen und nicht genug Essen.«
Ich tätschelte seinen harten Bauch und küsste ihn. »Armes Ding«, sagte ich zu den Muskeln. »Behandelt Adam dich nicht gut? Mach dir keine Sorgen. Ich werde dich füttern.«
Mein Kopf wippte, als Adam lachte.
»Lass uns was suchen, wo wir frühstücken und etwas einkaufen können.« Und dann bewies er, dass er mir sogar zuhörte, wenn er abgelenkt war. »Und etwas zum Anziehen für dich.«
Während ich mich anzog, bemerkte ich die Nummer auf meiner Hand und mir fiel wieder ein, dass ich einen Anruf zu erledigen hatte.
»Ja?« Jims Stimme klang wachsam.
»Kojote hat mir gesagt, ich solle dich anrufen«, erklärte ich. »Er sagte, du würdest sonst nicht glauben, dass er real war.«
Der Mann am anderen Ende der Leitung atmete nicht einmal.
Adam grinste mich an, während er sein Hemd zuknöpfte.
»Wie geht es deinem Ehemann?«, fragte Jim höflich.
»Es geht ihm gut.« Sogar die rote Narbe war verschwunden. Wie schnell eine Wunde heilte, war von Wolf zu Wolf und von Wunde zu Wunde unterschiedlich. Als Alpha neigte Adam dazu, schneller zu heilen als die meisten. Ich hatte erwartet, dass sich das ändern würde, nachdem wir so weit vom Rudel entfernt waren, aber anscheinend war dem nicht so.
»Wie geht es Hanks Kopf und Bennys Fuß?«, fragte ich.
»Hank geht es gut. Sobald wir ihn von dir weghatten, schien er sich
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