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Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition)

Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition)

Titel: Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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war in Adams Nähe geblieben, warf mir aber immer wieder verstohlene Blicke zu. Dann runzelte er die Stirn. »Mercy? Ist das ein Veilchen?«
    Ich berührte mein Auge.
    »Sie ist im Wal-Mart in eine Prügelei geraten«, sagte Adam. Jemand, der ihn nicht kannte, hätte die Belustigung in seiner Stimme wahrscheinlich nicht bemerkt.
    »Was?«
    »Sie wurde im Wal-Mart angegriffen.«
    »Ihr solltet die andere Frau sehen«, meinte ich. Dann fiel mir auf, dass jemand fehlte. »Wo ist Jim?« Er hatte noch vor einer Minute mit mir gesprochen. Ich hätte gedacht, der Kies würde verhindern, dass er durch die Gegend schlich. Aber anscheinend hatte ich mich da geirrt.
    »Er ist gegangen, um sich zu waschen und umzuziehen. Dort drüben gibt es ein kleines Gebäude. War mal ein Souvenirladen, aber der ist schon seit einigen Jahren geschlossen. Jim hat den Schlüssel. Ich fange besser an, die Kerzen anzuzünden. Das dauert seine Zeit.«
    »Wir können helfen.« Adam zog ein Feuerzeug aus der Tasche. Adam rauchte nicht, aber er hob die Devise »Allzeit bereit« auf eine völlig neue Ebene.
    »Ich habe nur einen Hocker«, entschuldigte sich Calvin.
    »Das ist okay.« Adam trat hinter mich, packte meine Hüfte und hob mich über den Kopf auf seine Schultern.
    »Hey«, meinte ich empört.
    Es wäre um einiges glatter gelaufen, wenn er mich vorgewarnt hätte. So musste ich ein wenig um mein Gleichgewicht kämpfen. Er wartete, bis ich mich gefangen hatte, dann tätschelte er meine Hüfte.
    »Ich brauche keinen Hocker«, sagte Adam, ging zu einem der Monolithen und reichte mir das Feuerzeug nach oben. »Ich habe eine Mercy.«
    Selbst zu dritt dauerte es lange, alle Kerzen zu entzünden. Ich hatte gar nicht bemerkt, wie viele es waren. Mehr als dreißig auf jeden Fall, vielleicht sogar fünfzig.
    Als wir fertig waren, verbreiteten die zahlreichen weißen
Kerzen irgendwie Weihnachtsstimmung. Ob zufällig oder absichtlich, wir trafen Calvin am letzten Menhir, direkt neben dem Altar. Adam setzte mich ab, während Calvin das letzte Licht entzündete. In dieser kurzen Zeit hatte die Magie im Boden noch zugenommen und sie sprang mich an wie eine gierige Flamme, als meine Füße den Boden berührten. Ich stolperte ein wenig und Adam, der wahrscheinlich dachte, ich hätte einfach nur das Gleichgewicht verloren, legte eine Hand auf meine Schulter, um mich zu stützen.
    Calvin kletterte von seinem Hocker, steckte das Feuerzeug in die Tasche und klappte den Hocker zusammen. »Ich bringe ihn zum Parkplatz. Und Onkel Jim hat mich gebeten, euch zu sagen, dass ihr eure Tiergestalt annehmen müsst.«
    »Weißt du, was Kojote uns hier machen lässt?«, fragte ich.
    Calvin senkte den Blick. »Nein.«
    Ich schnaubte, noch bevor er weiterreden konnte. »Mach dir keine Mühe. Du bist zweifellos der schlechteste Lügner, den ich je getroffen habe. Schön für dich. Aber du solltest immer daran denken und es ausgleichen. Hülle dich in eine mysteriöse Aura und antworte nicht auf die Fragen, bei denen du lügen müsstest.« So machte Bran das. Selbst Bran konnte keine Werwölfe anlügen. Zumindest nahm ich das an.
    »Wie lange haben wir noch Zeit?«, fragte Adam. »Walker können vielleicht mühelos zwischen den Formen hin und her springen, aber ich brauche mehr Zeit.«
    »Das wusste ich nicht. Tut mir leid. Ich hätte es euch sagen sollen, bevor wir mit den Kerzen angefangen haben.«
    »Wenn sie uns hierhaben wollen, werden sie auch auf uns warten«, erklärte ich Adam.
    »Ja«, stimmte Calvin zu. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass diese Zeremonie euch beide braucht.« Er trat einen Schritt zurück, dann hielt er wieder an. »Hey, Fred hat mir erzählt, dass ihr euch nach Toten auf dem Columbia erkundigt habt. Er hat mich gebeten, mal nachzuforschen, also habe ich einen Freund gefragt, der bei der Wasserschutzpolizei ist. Er hat mir erzählt, dass in den letzten drei Wochen mutmaßlich sechsundzwanzig Leute zwischen dem John-Day-Damm und dem bei The Dalles ertrunken sind, und dabei ist die Familie noch nicht mitgezählt, die heute Nachmittag als vermisst gemeldet wurde, als ihr Auto auf einem Parkplatz auf der Oregon-Seite des Columbia entdeckt wurde. Das sind mehr Leute, als wir in den ganzen letzten Jahren auf dem Fluss verloren haben.«
    »Welche Familie?«, fragte ich.
    »Ein Börsenmakler, seine Ehefrau – eine Grundschullehrerin  –, und ihre zwei jungen Kinder«, erklärte er mir.
    »Lee und Janice Morrison.« Der Traum war wahr gewesen. Ich hätte

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