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Sigma Force 01 - Sandsturm

Sigma Force 01 - Sandsturm

Titel: Sigma Force 01 - Sandsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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der Heiligen Jungfrau verflogen war.
    Safia wandte sich wieder dem Vermessen zu. »Irgendwann werde ich das Herz schon herausnehmen.«
    »Nein, heute Abend.«
    Safia betrachtete ihre Freundin etwas genauer. Die Halogenstrahler meißelten ihre Züge. Das grelle Licht hatte ihrem Gesicht alle Farbe genommen, aber Safia bemerkte den silbrigen Glanz ihrer Haut, die geweiteten Pupillen. Sie war high. Wieder Amphetamine. Vor drei Jahren war Safia eine der wenigen gewesen, die gewusst hatten, dass Lady Kensingtons monatelanger »Auslandsaufenthalt« tatsächlich eine Entziehungskur in einer exklusiven Privatklinik in Kent gewesen war. Wie lange nahm sie das Zeug jetzt schon wieder? Sie warf einen schnellen Blick zu Clay hinüber. Jetzt war nicht die Zeit, um sie zur Rede zu stellen.
    »Warum denn die Eile?«, fragte sie stattdessen.
    Karas Blick huschte durch den Saal. Sie senkte die Stimme. »Bevor der Inspektor ankam, habe ich etwas entdeckt. Es überrascht mich, dass du es noch nicht gesehen hast.«
    »Was?«
    Kara beugte sich über die Statue und deutete auf die freiliegenden Teile des Herzens, vor allem auf die rechte Kammer. »Schau dir diese erhabene Linie an.« Sie deutete mit der Spitze eines Greifzirkels darauf.
    »Eine der Koronararterien oder -venen«, sagte Safia voller Staunen über die Kunstfertigkeit.
    »Wirklich?« Kara deutete noch einmal hin. »Schau, wie perfekt horizontal der obere Teil ist, wie die beiden Seiten vertikal davon abgehen.« Sie fuhr den Verlauf des Gefäßes nach. Ihre Finger zitterten leicht, der typische Amphetamintremor.

    Kara fuhr fort: »Alles an diesem Herzen ist völlig naturgemäß dargestellt. Bei dieser anatomischen Präzision hätte sogar da Vinci seine Schwierigkeiten gehabt.« Sie schaute Safia an. »Die Natur mag keine Neunzig-Grad-Winkel.«
    Safia beugte sich darüber. Sie fuhr die Linie mit dem Finger nach, als würde sie Braille lesen. Aus Zweifel wurde Verblüffung.
    »Die Enden – sie hören ganz abrupt auf. Sie verschmelzen nicht mit der Umgebung.«
    »Es ist ein Buchstabe«, sagte Kara.
    »Epigraphisches Südarabisch«, stimmte Safia zu, indem sie auf die uralte Schrift aus dieser Region verwies, eine Vorläuferin des Hebräischen und des Aramäischen. »Es ist der Buchstabe B.«
    »Und schau, was auf der oberen Herzkammer zu sehen ist.«
    »Auf dem rechten Vorhof«, sagte Clay hinter ihnen.
    Sie drehten sich beide zu ihm um.
    »Ich habe ein paar Semester Medizin studiert, bis ich merkte, dass der Anblick von Blut sich … na ja, nicht mit dem vertrug, was ich zum Mittagessen hatte.«
    Kara wandte sich wieder der Skulptur zu und deutete noch einmal mit ihrem Zirkel. »Ein großer Teil des oberen Vorhofs ist noch von der Sandsteinumhüllung bedeckt, aber ich glaube, da drunter ist noch ein anderer Buchstabe versteckt.«
    Safia beugte sich darüber. Sie tastete mit den Fingern. Das freiliegende Gefäß endete so abrupt wie das erste. »Ich muss behutsam vorgehen.«
    Sie drehte sich zu der Ansammlung von Picken, Meißeln und winzigen Hämmern um. Mit den entsprechenden Werkzeugen in den Händen machte sie sich mit der Präzision eines Chirurgen an die Arbeit. Zuerst mit Meißel und Hammer, um die größeren Brocken spröden Sandsteins zu entfernen, dann Picke und Bürste für die Feinarbeit. Binnen Minuten war der rechte Vorhof freigelegt. Safia starrte das Liniengewirr an, das Koronargefäße zu sein schienen. Aber sie ergaben einen perfekten Buchstaben:
     

     
    Das Zeichen war zu komplex, um Zufall zu sein.
    »Was für ein Buchstabe ist das?«, fragte Clay.
    »Es gibt im Englischen keinen entsprechenden Buchstaben«, antwortete Safia. »Der Buchstabe klingt wie ein Laut zwischen wa und ua , deshalb wird er in Übersetzungen oft mit W-A oder sogar mit U transkribiert, denn so klingt er gesprochen häufig. Obwohl es tatsächlich in der epigraphischen südarabischen Schrift keine Vokale gibt.«
    Karas Blick kreuzte sich mit ihrem. »Wir müssen das Herz herausnehmen«, wiederholte sie. »Wenn es noch mehr Buchstaben gibt, dann sind sie bestimmt auf der Unterseite.«
    Safia nickte. Die linke Seite steckte noch immer in der steinernen Brust. Sie hasste es zwar, die Statue noch weiter zu zerstören, aber die Neugier trieb sie dazu, ohne Widerrede ihre Werkzeuge wieder in die Hand zu nehmen. Sie machte sich an die Arbeit. Sie brauchte eine volle halbe Stunde, um den Sandstein um das Herz herum zu entfernen. Schließlich drückte sie den Saugheber auf das Herz und fasste

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