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Sigma Force 05 - Das Messias-Gen

Titel: Sigma Force 05 - Das Messias-Gen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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ausbalancierte Marmorscheibe noch weiter aufdrücken konnte. Der untere Rand der Geheimtür befand sich dreieinhalb Meter über dem Boden. Mit Kowalskis Hilfe schlängelte Gray sich durch die Öffnung.
    »Hier ist eine Treppe!«, rief er, als seine Beine verschwanden. »Eine Treppe nach unten! Die Stufen sind aus dem Sandstein gehauen!«
    Elizabeth konnte es kaum erwarten. Sie ging zu Kowalski hinüber. »Bitte helfen Sie mir.«
    Er fasste sie bei der Hüfte und hob sie hoch. Sie quiekte überrascht. Er war kräftig. Sie hielt sich am Rand der Wandöffnung fest und tastete mit dem Fuß blindlings nach einem festen Halt, um sich hindurchzuzwängen.
    »Autsch, das ist meine Nase!«, beschwerte sich Kowalski.
    »Verzeihung.«
    Er legte die Hand um ihren Fußknöchel und setzte ihren Fuß auf seine Schulter. Sie drückte sich hoch und fiel das
letzte Stück durch die Öffnung. Gray stand ein paar Stufen weiter unten und leuchtete die Wände ab. Überall waren Inschriften, ein Gemenge von Zeichen und Buchstaben.
    »Schon wieder Harappa«, sagte Elizabeth und richtete sich auf.
    »Schauen Sie sich das mal an«, meinte Gray. Er schwenkte die Taschenlampe herum und beleuchtete die Rückseite der Marmortür. Tief in den Stein eingegraben war der Buchstabe Epsilon.
    Er hatte mit seiner Vermutung recht gehabt.
    Elizabeth nahm die Kamera aus der Tasche und machte mehrere Aufnahmen, während sich Rosauro und Luca zu ihnen gesellten. Allmählich wurde es eng auf der Treppe.
    Durch die Öffnung konnte Elizabeth erkennen, dass der Professor sich entfernte.
    »Die Kletterei ist was für Jüngere«, sagte er matt und wandte sich zum Ausgang.
    »Ich bleibe ebenfalls hier«, erklärte Abe, doch er wirkte eher verängstigt als erschöpft. Elizabeth war nicht entgangen, dass er immer unruhiger geworden war, je näher sie der Tempelanlage kamen.
    »Kowalski, bleiben Sie hier!«, rief Gray. »Für den Fall, dass wir in Schwierigkeiten geraten sollten.«
    »Geht klar«, antwortete Kowalski. »Allerdings bezweifle ich, dass ich durch die Öffnung käme.«
    Sein Blick wanderte zu Elizabeth. Mit einem wortlosen Nicken forderte er sie zur Vorsicht auf.
    Abermals donnerte es, und das Felsgestein erbebte.
    »Packen wir’s«, sagte Gray.
    Er stieg die Stufen hinunter und leuchtete. Dann folgten Elizabeth, Rosauro und Luca. Elizabeth streifte mit den Fingern über die Wand. Die Harappaschrift zog sich die Treppe hinunter. Die alte Sprache war noch nicht entziffert worden,
was vor allem daran lag, dass bislang nur wenige Schriftzeugnisse entdeckt worden waren. Die Archäologen suchten noch immer nach der Harappa-Entsprechung des Steins von Rosetta, nach einem Code, der es ihnen erlauben würde, die Bedeutung der Zeichen zu entschlüsseln.
    Verwundert blickte sie sich um. Das könnte es sein.
    Vor Aufregung hatte sie Herzklopfen und wunderte sich, dass niemand ihren dröhnenden Herzschlag hörte. Sie musste daran denken, dass auch ihr Vater diese Treppe hinuntergeschritten war. Wahrscheinlich hatte sein Herz ebenso heftig geklopft wie das ihre. In diesem Moment verspürte sie eine seltsame Intimität, eine Nähe, die sie zeit ihres Lebens nicht empfunden hatte. Und auch nie mehr empfinden würde. Sie musste schwer schlucken.
    Die Treppe war nicht lang und endete in einer kleinen Kammer, die aus dem Sandstein geschnitten war. Auf der anderen Seite gurgelte Wasser. Eine natürliche Quelle strömte in Kniehöhe aus einem Loch hervor, floss durch einen Spalt im Boden und verschwand in der gegenüberliegenden Wand.
    »Eine Höhlenquelle aus der Harappazeit«, sagte Elizabeth, die dergleichen schon gesehen hatte. »Da die Kultur am Indus beheimatet war, hat sie große Fertigkeit auf dem Gebiet der künstlichen Bewässerung entwickelt.«
    Gray leuchtete umher. Der Raum war annähernd kreisförmig. In den Sandsteinboden war ein weiteres Chakra eingemeißelt. Die Mitte war diesmal allerdings nicht leer. Dort stand ein eiförmiger Stein.
    »Das ist eine Kopie des Omphalos«, sagte Elizabeth.
    Zusammen mit den anderen näherte sie sich dem Stein. Er reichte ihr bis zur Hüfte und war doppelt so groß wie das Exemplar im Museum von Delphi. Die Oberfläche war mit Abbildungen von Bäumen und Blättern verziert.
    Elizabeth schluckte erneut und blickte sich um. »Jemand
hat das ursprüngliche Adytum nachgebaut, das innerste Heiligtum des Orakels, den Ort, wo es die Prophezeiungen aussprach.«
    Sie näherte sich einem umgekippten Bronzestuhl. Er hatte nur drei

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