Sigma Force 05 - Das Messias-Gen
getan zu haben. Ihr Blick huschte zwischen Juri und Kat hin und her. Tränen glitzerten in ihren Augen. Auf Russisch murmelte sie ängstlich eine Entschuldigung.
Juri stürzte zum Bett und beruhigte sie mit leiser Großvaterstimme. Kat unterdrückte ihren Unwillen - um Saschas willen. Gleichwohl hämmerte ihr das Herz. Sie hatte bemerkt, wie Juri sich angespannt hatte, als er die erste Zeichnung des
Kindes gesehen hatte. In dem Moment hatte sie den Eindruck gehabt, er habe die abgebildete Person wiedererkannt, doch das war ausgeschlossen.
McBride stand auf und trat neugierig ans Bett.
Kat beachtete ihn nicht. Das ging ihn nichts an. Stattdessen fixierte sie Juri. Über Saschas Kopf hinweg erwiderte er ihren Blick. Er wirkte ebenso schuldbewusst wie das Mädchen.
Weshalb sollte er …
Das Gebäude erbebte von einer gedämpften Explosion. Das Grollen kam von oben. Alarmglocken gellten. Alle Blicke wandten sich zur Decke, doch Kat sprang auf. Sie reagierte den Bruchteil einer Sekunde zu spät.
McBride warf sich nach vorn und packte den blonden Zopf von Dr. Lisa Cummings. Er zog ihn ruckartig zu sich heran und wich gleichzeitig zur Wand zurück. Kat Bryant wollte nach ihm greifen, verfehlte ihn jedoch. Er prallte in die Ecke, wo er keine direkte Sicht mehr auf die Tür und das Fenster hatte.
Mit der anderen Hand holte er das Handy aus der Tasche. Er drückte einen Knopf an der Seite, worauf die obere Hälfte aufklappte. Darunter kam ein kleiner Lauf zum Vorschein. Er drückte ihn fest an Lisas Hals und zielte nach oben auf ihren Schädel.
»Keine Bewegung«, flüsterte er ihr ins Ohr.
Handys waren die neue Geißel der Sicherheitskräfte. Das Gerät, das Mapplethorpe ihm gegeben hatte, war jedoch auf der Höhe der Technik. Man konnte damit sogar telefonieren. Es hatte die Leibesvisitation und die Überprüfung durch den Metalldetektor überstanden, ohne dass das Gerät auch nur gepiepst hätte. Geladen mit Kugeln vom Kaliber.22, war seine Wirkung freilich begrenzt.
»Ich habe fünf Kugeln!«, rief er den verblüfften Anwesenden zu. »Als Erstes werde ich die Ärztin töten - und dann das Kind.«
Ein Wachposten zielte auf ihn, er aber versteckte sich hinter Lisa.
»Lassen Sie die Waffe fallen!«, fuhr er den Mann an.
Der Sicherheitsmann hielt die Stellung, ohne die Waffe sinken zu lassen.
»Es muss niemand sterben!«, sagte McBride. Er nickte zur Decke hin. »Wir wollen nur das Kind. Also legen Sie die Pistole nieder!«
Kat rappelte sich hoch. Um ein Haar hätte sie ihn erwischt. Er musste sie genau im Auge behalten. Sie musterte ihn aufmerksam, las in ihm wie in einem Buch. Gleichwohl gab sie dem Wachmann ein Zeichen, die Waffe zu senken.
»Lassen Sie sie auf den Boden fallen und schieben Sie sie mit dem Fuß zu mir her!«, befahl McBride.
Auf Kats Nicken hin schlitterte die Waffe vor seine Füße.
McBrides Auftrag war ganz simpel; er sollte das Kind in seine Gewalt bringen und auf das Eintreffen von Mapplethorpe und dessen Einsatzkräften warten.
»Wir brauchen jetzt nur noch abzuwarten!«, sagte er. »Keine plötzlichen Bewegungen! Und dass mir niemand den Helden spielt.«
Als der unterirdische Bunker von der Explosion erschüttert wurde, wandte Painter sich unwillkürlich zu dem Wandmonitor zu seiner Linken um. Auf dem großen Bildschirm sah man Saschas Krankenzimmer.
Painter sprang auf. Ihm hämmerte das Herz, und vor Zorn verengte sich sein Gesichtsfeld. Mit einem Faustschlag auf die Tastatur schaltete er die Tonübertragung ein.
» Keine plötzlichen Bewegungen! Und dass mir niemand den Helden spielt! «
Hinter dem Schreibtisch erhob sich Sean. Schüsse waren zu hören. Painter schaltete die Videokamera im Obergeschoss
von Sigma auf den Bildschirm hinter dem Schreibtisch. Er riss den Blick von Lisa los und sah auf den anderen Monitor. Der Gang war von Rauch verhüllt. Behelmte Männer in Kevlarwesten rannten mit angelegten Gewehren geduckt durch den Qualm.
»Dieses Arschloch hat vielleicht Nerven!«, sagte Sean.
Er brauchte nicht zu erläutern, wer damit gemeint war.
Mapplethorpe.
»Sie wollen das Mädchen haben«, knurrte Sean.
Auf der obersten Etage von Sigma plärrte ein Megafon. »ALLE AUF DEN BODEN LEGEN! JEDER WIDERSTAND WIRD UNERBITTLICH NIEDERGESCHLAGEN!«
Sean stellte sich neben Painter. »Dafür gibt es keine Rückendeckung von oben. Sonst hätten wir eine dienstliche Anweisung bekommen. Der Scheißkerl ist durchgeknallt.« Sean wandte sich Painter zu. »Sie wissen, was
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