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Sigma Force 05 - Das Messias-Gen

Titel: Sigma Force 05 - Das Messias-Gen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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versuchte er, die Hand vor die Augen zu legen; dass seine Arme ans Bett gefesselt waren, hatte er bereits wieder vergessen.
    Er blinzelte in die Helligkeit. Das Licht kam von einer Stiftleuchte. Drei kleine Gestalten schlichen sich in den Raum. Es waren Kinder. Ein dreizehn oder vierzehn Jahre alter Junge hielt die Leuchte und hatte sich schützend vor seine ein oder zwei Jahre jüngere Begleiterin geschoben. Ihnen folgte ein kleinerer Junge, der höchstens acht war. Sie näherten sich seinem Bett so vorsichtig, als handelte es sich um einen Löwenkäfig.

    Der größere Junge, offenbar der Anführer, drehte sich zu dem jüngeren um. Er flüsterte etwas auf Russisch, offenbar eine besorgte Frage. Er nannte den Jüngeren beim Namen. Es hörte sich an wie Peter . Das Kind nickte, zeigte aufs Bett und murmelte etwas, das sich sehr bestimmt anhörte.
    Er regte sich auf dem Bett und krächzte: »Wer seid ihr? Was wollt ihr?«
    Der größere Junge hieß ihn mit einem Blick schweigen und sah zur offenen Tür. Dann teilten die Kinder sich auf und verteilten sich rund ums Bett. Der Anführer und das Mädchen lösten seine Fesseln. Der kleinere Junge schaute mit großen Augen zu. Wie seine Gefährten war auch er mit einer weiten Hose, einem dunkelgrauen Rollkragenpullover und Weste sowie einer Strickmütze mit Zopfmuster bekleidet. Er starrte ihn unverwandt an, als läse er seine Gedanken.
    Als seine Arme frei waren, setzte er sich auf. Das Zimmer drehte sich erneut um ihn, jedoch weniger schlimm als beim ersten Mal. Er fuhr sich mit der Hand über den Schädel und bemühte sich, einen klaren Kopf zu bekommen. Die Schädeloberfläche fühlte sich glatt an, und hinter dem linken Ohr hatte er eine juckende Naht, was seinen Verdacht bestätigte. Hatte man ihm vor einer Operation den Schädel rasiert? Die Berührung mit seinem Kopf aber fühlte sich irgendwie vertraut an.
    Ehe er diesen Widerspruch auflösen konnte, hob er die andere Hand vor die Augen. Oder vielmehr, er versuchte es. Der andere Arm endete am Handgelenk in einem Stumpf. Er bekam heftiges Herzklopfen. Er musste einen schrecklichen Unfall gehabt haben. Mit der verbliebenen Hand betastete er die Narbe hinter dem Ohr, als läse er Blindenschrift. Offenbar lag die Operation noch nicht lange zurück. Sein Handgelenk aber war schwielig, die Narben längst verheilt. Trotzdem meinte er, die fehlenden Finger beinahe noch zu spüren. Ihm war, als ballte er frustriert die Hand zur Faust.

    Der größere Junge trat einen Schritt vom Bett zurück. »Komm mit«, sagte er auf Englisch.
    Aufgrund der merkwürdigen Umstände und des verstohlenen Vorgehens seiner Befreier hatte er das Gefühl drohender Gefahr. Nur mit einem dünnen Krankenhaushemd bekleidet, verkrampfte er die Füße auf dem kalten Fliesenboden. Abermals drehte sich der Raum um ihn.
    O je …
    »Beeil dich«, drängte ihn der größere Junge.
    »Einen Moment noch«, sagte er. »Was geht hier eigentlich vor?«
    »Keine Zeit.« Der größere Junge entfernte sich. Er war schlaksig, nichts als Arme und Beine. Er bemühte sich, seiner Stimme einen gebieterischen Klang zu verleihen, doch das Kieksen verriet seine Jugend und seine Angst. Er fasste sich an die Brust und stellte sich vor. » Menja zawut Konstantin. Du musst mitkommen. Ehe es zu spät ist.«
    »Aber ich … ich weiß nicht …«
    » Da . Du bist durcheinander. Im Moment brauchst du nur zu wissen, dass dein zawut Monk Kokkalis ist.«
    Er schnaubte und schüttelte den Kopf. Monk Kokkalis. Der Name sagte ihm nichts. Als er sich anschickte, Widerspruch einzulegen und den Fehler zu korrigieren, wurde ihm bewusst, dass er keine Argumente hatte. Anstelle eines Namens war da nur eine Leerstelle. Ihm krampfte sich das Herz zusammen. Vor lauter Panik wurde ihm schwarz vor Augen. Wie war das möglich? Er betastete erneut die Narbe. Hatte er einen Schlag auf den Kopf abbekommen? Hatte er eine Gehirnerschütterung? Er durchforschte sein Gedächtnis nach Erinnerungen an die Vergangenheit, doch da war nichts als Leere.
    Was war geschehen?
    Er schaute den EKG-Monitor an, der noch immer über Kabel mit seiner Brust verbunden war. In der Ecke standen ein
Blutdrucküberwachungsgerät und ein Infusionsgestell. Wenn er die Dinge in seiner Umgebung benennen konnte, weshalb konnte er sich dann nicht auch an seinen Namen erinnern? Er suchte in seinem Kopf nach irgendetwas, woran er sich hätte festhalten können. Doch das Einzige, woran er sich erinnern konnte, war die Tatsache,

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