Sigma Force 05 - Das Messias-Gen
Forschungsauftrag.«
»Und wie sahen die Ergebnisse aus?«, fragte Gray.
»Bestenfalls bescheiden«, räumte Painter ein.
Elizabeth hatte die als geheim eingestuften Berichte ebenfalls gelesen. »In Wahrheit waren bei dem Projekt kaum Fortschritte zu verzeichnen.«
»Das stimmt nicht ganz«, widersprach Painter. »In den offiziellen Berichten heißt es, die Fernaufklärung habe lediglich in fünfzehn Prozent der Fälle zu verwertbaren Ergebnissen geführt, was oberhalb der statistischen Zufallsschwelle liegt. Und dann gab es noch die außergewöhnlichen Fälle. Nehmen wir zum Beispiel den New Yorker Künstler Ingo Swann. Wenn man ihm Koordinaten vorgab, vermochte er die dort befindlichen Gebäude in allen Einzelheiten zu beschreiben. Dabei lag er, den Anwesenden zufolge, in achtundfünfzig Prozent der Fälle richtig.«
Painter war die Skepsis seiner Zuhörer nicht entgangen. Er tippte auf die Akten. »Die Untersuchungen des Stanford Research Institute wurden in Fort Meade und im Princeton Institut zur Erforschung von Anomalien wiederholt. Außerdem gab es mehrere außergewöhnliche Erfolge. Der bekannteste ist die Entführung und Rettung von Brigadegeneral James Dozier. Dem mit der Projektleitung betrauten Physiker zufolge fand ein Fernaufklärer den Namen der Stadt heraus, in der der General gefangen gehalten wurde, während ein anderer das Gebäude und sogar das Bett beschrieb, an das er gefesselt war. Solche Erfolge sollte man nicht leichtfertig abtun.«
»Und doch hat man es getan«, bemerkte Elizabeth. »Meines Wissens wurden die Forschungen Mitte der Neunzigerjahre eingestellt. Das Projekt wurde abgewickelt.«
»Nicht ganz«, meinte Painter kryptisch.
Ehe er weitere Erklärungen vorbringen konnte, schaltete Gray sich ein. »Zurück zum Anfang. Was hat das alles mit den Jasons zu tun?«
»Ah, darauf wollte ich gerade zu sprechen kommen. Es scheint so, als habe das Stanford Research Institute wie schon die Sowjets damit begonnen, den Forschungsrahmen auf andere Wissenschaftsfelder auszuweiten.«
»Zum Beispiel auf die Neurophysiologie«, meinte Gray. »Dr. Polks Arbeitsgebiet.«
Painter nickte. »Obwohl das Projekt als streng geheim eingestuft war, wurden zwei Jasons eingeschaltet, die Parallelforschungen durchgeführt haben. Einer der beiden war Ihr Vater, Elizabeth. Der andere war Dr. Trent McBride, ein Biomediziner, der sich mit Gehirnphysiologie befasst hat.«
Elizabeth kannte den Namen. Sie erinnerte sich an Besuche spät abends. Ihr Vater hatte sich mit fremden Leuten in sein Arbeitszimmer zurückgezogen, und einer von ihnen war Dr. McBride gewesen. Trotz seiner lauten, polternden Stimme hatte er einen gutmütigen Eindruck gemacht. Als sie noch jünger war, hatte er ihr auch Geschenke mitgebracht. Erstausgaben von Nancy Drew.
»Ich habe versucht, Kontakt mit Dr. McBride aufzunehmen«, fuhr Painter fort. »Seit fünf Monaten gibt es von ihm kein Lebenszeichen mehr.«
Elizabeth fröstelte. Seit fünf Monaten. »Um diese Zeit herum ist mein Vater nach Indien geflogen.«
Sie wechselte einen besorgten Blick mit Gray.
Was hatte das alles zu bedeuten?
21:40
Juri Raew trat im Kellergeschoss der Forschungseinrichtung aus dem Aufzug. Nach dem Anruf hatte er fünfundvierzig Minuten gebraucht, um das militärische Walter-Reed-Forschungsinstitut in Maryland zu erreichen. In dem Gebäude nahmen die Laboratorien eine Fläche von fast fünfzigtausend Quadratmetern ein. Ein großer Teil davon war der biologischen Forschung der Gefahrenstufe BL-3 vorbehalten. Dabei ging es um alle möglichen ansteckenden Krankheiten.
Juri hatte den Alarmcode Pandora benutzt, um Kontakt mit den Jasons aufzunehmen. Weitere zehn Minuten hatte es gedauert, den Alarm an die Zielpersonen zu übermitteln, einen inneren Zirkel, der zum Wohle beider Nationen mit den Russen zusammen an dem Projekt gearbeitet hatte. Juri hatte gehofft, die Jasons dafür einspannen zu können, dass Mapplethorpe von Sascha ferngehalten wurde. Die Jasons mit ihrem unterschiedlichen wissenschaftlichen Hintergrund hatten Verständnis dafür, dass man mit einem Kind in physiologischer wie in psychologischer Hinsicht behutsam umgehen musste.
Mapplethorpe wurde beherrscht von Skrupellosigkeit, politischem Ehrgeiz und blindem Eigennutz. Juri vertraute ihm nicht.
Jetzt, da Sascha verschwunden war, brauchte er Verbündete auf amerikanischem Boden.
Er war angewiesen worden, sich mit Dr. James Chen, einem Neurologen und Mitglied des inneren Zirkels, zu
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