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Sigma Force 05 - Das Messias-Gen

Titel: Sigma Force 05 - Das Messias-Gen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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beeinträchtigt. Man hätte sie für vierzig halten können. Juri hatte eine Vermutung, weshalb das so war. Im Gegensatz zu ihm war sie von Schuldgefühlen unbelastet. Die Selbstgewissheit und Zielstrebigkeit standen ihr ins Gesicht geschrieben. Erst wenn man ihr in die Augen sah, zerstob die Täuschung. Die darin liegende kalte Berechnung vermochten auch noch so viele Behandlungen nicht zu kaschieren.
    »Sie haben den gestohlenen Gegenstand noch immer nicht gefunden?«, fragte sie mit harter Stimme. »Ich habe schon gehört, dass Polk eliminiert wurde. Also, was ist passiert?«
    »Es geht um Sascha. Sie ist verschwunden.«
    Das Schweigen dehnte sich.
    »Sawina, haben Sie gehört, was ich gesagt habe?«
    »Ja. Ich habe gerade eine Meldung von einer der Schlafsaalaufseherinnen bekommen. Deshalb bin ich so früh schon auf. Man hat drei leere Betten entdeckt.«
    »Um welche Kinder handelt es sich?«
    »Um Konstantin, seine Schwester Siska und Pjotr.«
    Sawina berichtete, dass der Bau durchsucht werde, doch
ihre Stimme klang hohl, wie aus einem tiefen Brunnen. Juri hörte noch immer den Nachhall des letzten Namens.
    Pjotr. Peter.
    Saschas Zwillingsbruder.
    »Wann ist es passiert?«, platzte er heraus. »Seit wann werden die drei rebjonka vermisst?«
    Sawina seufzte. »Der diensthabenden Aufseherin zufolge waren sie bei der letzten Überprüfung noch alle da. Also muss es im Verlauf der letzten Stunde passiert sein.«
    Zur selben Zeit, als Sascha verschwunden war .
    War das lediglich ein zufälliges Zusammentreffen, oder hatte Pjotr irgendwie gespürt, dass seine Schwester in Gefahr war? War der Junge daraufhin in Panik geraten? Bislang hatte Pjotr jedoch keine solche Begabung erkennen lassen. Er verfügte über ein großes Einfühlungsvermögen - zumal im Umgang mit Tieren -, jedoch nicht über die Fähigkeiten seiner Schwester. Beide verständigten sich in einer unverständlichen Sprache, wie es bisweilen bei Zwillingen vorkam.
    Juri, der sich noch immer das Handy ans Ohr drückte, vermutete, dass unbekannte, finstere Kräfte - vielleicht eine unbekannte Macht - hinter den Vorgängen steckten.
    Aber wer mochte das sein?
    Mit rauer Stimme riss Sawina ihn aus seinen Gedanken. »Finden Sie das Mädchen«, befahl sie. »Ehe es zu spät ist. Sie wissen, was in zwei Tagen geschehen wird.«
    Juri wusste es nur allzu gut. Seit Jahrzehnten arbeiteten sie darauf hin. Dies war die Rechtfertigung für all die begangenen Grausamkeiten gewesen. Und das alles nur, um …
    Eine Tür schlug zu. Juri drehte sich um. Der Leiter des Sicherheitsdienstes war zurückgekehrt. Sein sonnengebräuntes Gesicht war gezeichnet von Sorge.
    »Ich werde sie finden«, sagte Juri mit fester Stimme ins Handy, doch das Versprechen galt eher ihm selbst als seiner
eiskalten Vorgesetzten. Er unterbrach die Verbindung, wandte sich dem hochgewachsenen Mann zu und wechselte ins Englische. »Haben Sie irgendwelche Hinweise auf den Verbleib meiner Enkeltochter entdeckt?«
    »Leider nein. Wir haben das Zoogelände abgesucht. Bislang gibt es keine Spur von ihr.«
    Juris Magen krampfte sich zusammen.
    Zögernd fuhr der Sicherheitschef fort: »Eines aber muss ich Ihnen sagen. Jemand hat beobachtet, dass ein Mädchen, auf das die Beschreibung passt, zu einem Van getragen wurde, der am Südausgang abgestellt war.«
    Juri stand auf, seine Augen weiteten sich.
    Der Mann hob beschwichtigend die Hand. »Die Polizei geht dem Hinweis nach. Vielleicht ist es ja eine falsche Fährte. Mehr können wir im Moment nicht tun.«
    »Das kann doch nicht alles gewesen sein.«
    »Es tut mir leid, Sir. Auf dem Weg hierher wurde mir gemeldet, dass das FBI eine Eskorte für Sie herschickt. Sie sollte jeden Moment eintreffen. Man wird Sie zum Hotel zurückbringen.«
    Juri ahnte, dass Mapplethorpe seine Hand dabei im Spiel hatte. »Ich danke Ihnen für Ihre Hilfe.« Juri ging zur Tür und legte die Hand auf die Klinke. »Ich … ich muss mal an die frische Luft.«
    »Natürlich. Draußen steht eine Bank.«
    Juri trat ins Freie. Er sah die Parkbank und ging hinüber, doch sobald er vom Bürofenster aus nicht mehr zu sehen war, wandte er sich zum Ausgang.
    Er durfte sich Mapplethorpe nicht ausliefern. Nicht einmal in dieser Lage. Dieser Idiot wusste nur ansatzweise Bescheid, gerade so viel, um das Interesse der amerikanischen Geheimdienste wachzuhalten. Sie hatten keine Ahnung, wie sehr die Welt sich in den nächsten Tagen verändern würde.

    Er musste Mapplethorpe bei der Suche nach Sascha

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