Sigma Force 05 - Das Messias-Gen
Jasons?«
Painters Blick schwenkte zu Gray und wieder zurück. »Also wir wissen, dass Ihr Vater für sie gearbeitet hat.«
»Gearbeitet? Er war besessen von ihnen, das trifft es schon eher.«
»Was meinen Sie damit?«
Elizabeth schilderte, wie die Zusammenarbeit mit dem Militär sich bei ihrem Vater zu einer alles beherrschenden Leidenschaft ausgewachsen hatte. Jeden Sommer war er monatelang abwesend, manchmal auch länger. Den Rest des Jahres über erfüllte er seine Verpflichtungen als Professor am M.I.T. Infolgedessen war er nur selten zu Hause. Zwischen ihren
Eltern kam es zu Spannungen. Die gegenseitigen Vorwürfe führten zu heftigen Streitereien. Ihre Mutter glaubte, ihr Vater habe eine Affäre.
Die Spannungen zu Hause führten dazu, dass ihr Vater sich noch seltener blicken ließ. Eine wacklige Ehe mündete im Ruin. Ihre Mutter, die immer schon zu viel getrunken hatte, verlor endgültig die Kontrolle. Als Elizabeth sechzehn war, fuhr sie in betrunkenem Zustand mit dem Familien-SUV in den Charles River. Die Frage, ob es sich um einen Unfall oder um Selbstmord gehandelt hatte, wurde niemals abschließend geklärt.
Elizabeth aber hatte gewusst, wer die Schuld daran trug.
Von dem Tag an sprach sie mit ihrem Vater nur noch das Nötigste. Beide zogen sich in ihre eigene Welt zurück. Und jetzt war er ebenfalls tot. Trotz ihrer Trauer verspürte sie noch immer flammenden Zorn. Sein merkwürdiger Tod ließ viele Fragen offen.
»Glauben Sie, sein Engagement für die Jasons hat etwas mit seinem Tod zu tun?«, fragte sie schließlich.
Painter schüttelte den Kopf. »Das ist schwer zu sagen. Die Ermittlungen befinden sich noch im Anfangsstadium. Aber ich habe bereits herausgefunden, mit welchem geheimen Militärprojekt Ihr Vater befasst war. Es heißt …«
»… Stargate«, kam Elizabeth ihm zuvor. Painters Verblüffung bereitete ihr einige Genugtuung.
Kowalski, der am Kamin stand, straffte sich. »Hey, ich hab den Film gesehn, da ging’s um Aliens und so Sachen, hab ich recht?«
»Nicht der Film , Joe«, sagte sie. »Und keine Sorge, Mr. Crowe. Mein Vater hat nicht gegen die Geheimhaltungsvorschriften verstoßen. Er hat das Projekt nur einige Male in meiner Gegenwart erwähnt. Zehn Jahre später habe ich die geheimen CIA-Berichte gelesen, die aufgrund des Freedom of Information Act veröffentlicht wurden.«
»Worum geht es bei dem Projekt?«, fragte Gray.
Painter nickte zu dem Stapel Papiere hin. »Da steht alles drin. Das Projekt stammt noch aus der Zeit des Kalten Krieges. Offiziell wurde es vom zweitgrößten Thinktank des Landes geleitet, dem Stanford Research Institute, das später maßgeblich an der Entwicklung der Stealth-Technologie beteiligt war. Im Jahr 1973 aber wurde das Institut von der CIA damit beauftragt, die Eignung parapsychologischer Methoden für die geheimdienstliche Informationsgewinnung zu prüfen.«
»Parapsychologie?« Gray hob eine Braue.
Painter nickte. »Telepathie, Telekinese … vor allem aber ging es um Fernaufklärung. Man wollte mit bloßer Geisteskraft Informationen über weit entfernte Orte und Individuen sammeln. Sozusagen Telepathie mit Fernwirkung.«
Kowalski, der an der anderen Seite des Raums stand, schnaubte. »Psychospione.«
»So verrückt das auch klingen mag, aber Sie sollten bedenken, dass in den finstersten Zeiten des Kalten Krieges jeder vermeintliche Entwicklungsvorsprung der Sowjets auch vom amerikanischen Geheimdienst aufgegriffen wurde. Technologische Lücken mussten geschlossen werden. Die Sowjetunion setzte damals alle Hebel in Bewegung. Die Sowjets betrachteten die Parapsychologie als multidisziplinäres Forschungsfeld, das Bionik, Biophysik, Psychophysik, Physiologie und Neurophysiologie umfasste.«
Painter nickte in Elizabeths Richtung. »In diesem Zusammenhang muss man auch die Forschungen Ihres Vaters bezüglich der Intuition und des Instinkts verstehen. Sie hatten einen neurophysiologischen Hintergrund.«
Elizabeth schaute Gray an. Er wirkte nach wie vor skeptisch, hörte aber trotzdem aufmerksam zu. Für sie galt das Gleiche.
»Den CIA-Berichten zufolge hatten die Sowjets erste Erfolge zu verzeichnen. 1971 wurde das Forschungsprojekt auf
einmal als streng geheim klassifiziert. Der Informationsfluss versiegte. Wir konnten lediglich feststellen, dass die Forschungen fortgeführt und vom KGB finanziert wurden. Wir mussten reagieren, wenn wir nicht abgehängt werden wollten. Deshalb bekam das Stanford Research Institute einen
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