Sigma Force 05 - Das Messias-Gen
treffen und das weitere Vorgehen zu besprechen.
Weitere Jasons sollten hinzugezogen werden.
Leute, die von Nutzen sein werden , hatte die kryptische Erklärung gelautet.
Juri hatte eine genaue Wegbeschreibung und eine Zugangserlaubnis
für den genannten Treffpunkt. Er schritt den Gang entlang. Um diese Zeit waren alle Türen geschlossen. Hier unten befanden sich nur wenige Labors. Desinfektionsmittel brannte ihm in der Nase und überdeckte einen dumpferen Geruch. Hinter einer der Türen drang der leise Ruf eines Affen hervor. Hier waren offenbar die Versuchstiere untergebracht. Das Betreuungspersonal war bereits nach Hause gegangen.
Er las die Zimmernummer von einem Zettel ab.
B-2 340.
Er fand die Tür mit der Milchglasscheibe und klopfte. Ein Schatten näherte sich der Glasscheibe, dann wurde die Tür geöffnet.
»Dr. Raew. Danke, dass Sie gekommen sind.«
Juri hatte kaum Zeit gefunden, den jungen Asiaten zu mustern, da wandte er sich auch schon wieder ab. Er trug einen weißen Laborkittel und Bluejeans. Die Brille hatte er auf den Kopf hochgeschoben und anscheinend dort vergessen. An der einen Wand stand ein Arbeitstisch, die gegenüberliegende Wand nahmen Edelstahlkäfige ein. Schwarze Nasen und Schnurrhaare schauten zwischen den Gitterstäben hervor. Das Scharren kleiner Krallen war zu vernehmen. Laborratten. Abgesehen von den Schnurrhaaren waren sie freilich unbehaart.
Dr. Chen geleitete ihn durch die offene Hintertür. Dahinter lag ein vollgestopftes Büro: ein mit Zeitschriften überhäufter Metallschreibtisch, eine mit umrahmten Aufgabenlisten übersäte Weißwandtafel und ein Bücherregal mit Probengläsern.
Zu Juris Überraschung saß hinter dem Schreibtisch eine bekannte Person, ein Handy am Ohr. Der Mann war Ende fünfzig. Der schwere Körperbau, die geröteten Wangen, der vorspringende Kiefer und der nachlässig gestutzte rotgraue
Bart verrieten seine schottische Herkunft. Er war der Chef der Jason-Gruppe, die für die Zusammenarbeit mit den Russen abgestellt war - und ein Kollege und alter Freund Archibald Polks.
Dr. Trent McBride.
»Er ist soeben eingetroffen«, sagte der Mann mit einem Nicken in Richtung Juri ins Telefon. »In einer Stunde melde ich mich wieder.«
McBride klappte das Handy zu und reichte Juri die Hand. »Man hat mich über Ihre Lage informiert. In Anbetracht des instabilen Zustands des Mädchens genießt diese Angelegenheit höchste Priorität. Wir werden alles tun, was in unserer Macht steht, um das Mädchen zu finden.«
Juri schüttelte ihm die Hand und nahm Platz. Trotz seiner Überraschung war er erleichtert, McBride hier anzutreffen. Der Mann machte nicht nur einen gutmütigen, zupackenden Eindruck, sondern besaß auch einen scharfen, praktisch veranlagten Verstand.
»Dann ist Ihnen also klar, wie wichtig es ist, dass wir sie wiederfinden«, sagte Juri. »Und zwar bald.«
McBride nickte. »Wie viele Stunden kann das Mädchen ohne Medikamente überleben?«
»Zweiunddreißig.«
»Wann hat sie die letzte Injektion bekommen?«
»Vor sieben Stunden«, antwortete Juri ernst.
Somit hatten sie einen Tag Zeit, Sascha zu finden.
»Dann müssen wir rasch handeln«, sagte McBride. »Wie Sie sich denken können, hat Mapplethorpe mich bereits angerufen. Das ist der eigentliche Grund, weswegen ich hier bin.«
»Ich dachte, Sie wären in Genf. Wollten Sie sich nicht bedeckt halten?«
»Nur so lange, bis die Angelegenheit mit Archibald geregelt ist.« Sein Blick verhärtete sich ein wenig. »Und das ist sie ja
wohl. Wenngleich ich einer anderen Lösung den Vorzug gegeben hätte. Er war mein Freund.«
»Sie wissen ebenso gut wie ich, dass Dr. Polk nur noch wenige Tage zu leben hatte. Ich habe getan, was nötig war.«
McBride wirkte ein wenig besänftigt.
»Und wie Sie sich erinnern werden, war ich von Anfang an dagegen, Dr. Polk einzuschalten.«
Als McBride sich zurücklehnte, quietschte leise der Stuhl. »Ich habe wirklich geglaubt, Archibald wäre kooperativer. Schließlich handelt es sich um eine Erweiterung seines Lebenswerks. Und in Anbetracht der Gefahr, die von ihm ausging, blieb uns nichts anderes übrig, als …«
Abermals ein bedauerndes Achselzucken.
Dr. Polk war dem Kern des Projekts zu nahe gekommen. Sogar näher, als McBride bekannt war . Somit hatte es nur zwei Optionen gegeben: ihn anzuwerben oder ihn zu eliminieren.
Die Anwerbung war kläglich gescheitert.
Nachdem man ihn in den Bau gebracht hatte, war er im Besitz wertvoller Informationen geflohen.
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