Sigma Force 05 - Das Messias-Gen
sich ein langläufiges M24 mit Zielfernrohr geschnallt.
Es war der Schütze, der vom Dach des Nebengebäudes aus gefeuert hatte.
Der Lauf seiner Waffe zeigte auf Mastersons Nase.
Diesmal wollte er nicht danebenschießen.
Plötzlich ruckte der Kopf des Mannes nach hinten. Wie eine Marionette, deren Fäden man durchtrennt hat, ging er in die Knie. Dann kippte er unter lautem Scheppern nach vorn. Aus der Schädelbasis ragte der funkelnde Stahlgriff eines Wurfdolchs.
Vor dem Springbrunnen stand Luca. Der Zigeuner hielt einen weiteren Dolch in der Hand. Mit einem Fußtritt beförderte er das Gewehr unter dem Toten hervor. Kowalski hob es auf. Luca eilte herbei und riss den Dolch aus der Wunde.
»Danke«, sagte Gray.
»Ich war draußen, eine rauchen, als die ersten Schüsse fielen«, erklärte Luca und zeigte zur Terrasse. »Hab den Schützen auf der anderen Straßenseite ausgemacht. Bin rübergegangen. Ich wollte gerade nach oben gehen, als er auch schon runterkam. Da hab ich mich versteckt und bin ihm gefolgt.«
Gray klopfte dem Mann auf die Schulter. Er hatte ihnen allen das Leben gerettet. Gray zeigte zum Ausgang. »Alle raus. Wir müssen raus aus der Stadt. Und zwar schnell.«
Sie traten auf die Straße.
»Das mit der Schnelligkeit könnte schwierig werden«, meinte Kowalski. Eine Hand hatte er in die Hüfte gestemmt, mit der anderen versteckte er das stummelläufige Sturmgewehr unter dem Sakko.
Gray blickte die Straße und die angrenzende Gasse entlang. Taxis, Rikschas, Handkarren, Laster und Personenwagen reihten sich dicht an dicht.
Totaler Stillstand. Nichts ging mehr.
Hupen gellten, Musik plärrte, es wurde gesungen und laut gebetet. Weiter die Straße entlang war das Fest in vollem Gange. Wegen des Lärms war die Schießerei im Hotel weitgehend unbemerkt geblieben. Für alle aber galt das nicht.
In der Ferne heulte eine Sirene. Jemand hatte die Polizei alarmiert. In der Lobby wurde zudem laut gerufen. Die Angreifer kamen die Treppe herunter.
Rosauro wandte sich Gray zu. »Was sollen wir …?«
Ein aufbrüllendes Motorrad übertönte sie. Gray drehte sich herum. Zur Linken, nur ein paar Straßenblocks entfernt, kurvten drei schwarze Motorräder im Zickzack durch den Stau. Zu schnell, zu zielstrebig. Sie pflügten durchs Gewühl, drängten die Menschen beiseite. Sie rasten aufs Hotel zu. Hinter dem Fahrer saß jeweils ein Bewaffneter. Verstärkung.
Gray zog seine Begleiter in die Gasse, wo sie von der Straße aus nicht zu sehen waren. Er riss Masterson den weißen Hut vom Kopf. »Ich brauche auch noch Ihr Sakko«, befahl er und rammte sich den Hut auf den Kopf.
»Was haben Sie vor, Sir?«, fragte Masterson, während er das weiße Jackett auszog.
»Der Heckenschütze hat auf Sie gezielt, Dr. Masterson. Auf Sie hat man es abgesehen.«
»Pierce …«, sagte Rosauro warnend.
Gray schlüpfte in das weite Sakko. »Ich will die Motorräder ablenken«, erklärte er und deutete zur verstopften Straße. Mit
der anderen Hand wies er in die belebte Gasse hinein. »Sie nehmen diesen Weg. An der Festung, an der wir auf dem Herweg vorbeigekommen sind, treffen wir uns wieder.«
Rosauro ließ sich seinen Plan einen Moment durch den Kopf gehen, dann nickte sie.
»Ich komme mit«, sagte Kowalski. Er löste sich von Elizabeths Seite und hob die Waffe. »Sie brauchen Rückendeckung.«
Rosauro nickte. »Bei Ihnen ist er besser aufgehoben als bei mir. Ich habe schon genug damit zu tun, die Zivilisten zu schützen.«
Gray hatte keine Zeit, etwas zu erwidern. Außerdem konnte er einen Gorilla mit Feuerkraft gut gebrauchen. »Los!«, sagte er.
»Mister Pierce!«
Gray wandte sich um. Masterson warf ihm den Spazierstock zu. Gray fing ihn auf. Damit war seine Ausstattung komplett.
»Aber verlieren Sie ihn nicht! Der Elfenbeingriff stammt aus dem achtzehnten Jahrhundert!«
Dicht gefolgt von Kowalski, eilte Gray auf die Straße. Er tat so, als würde er stolpern, schwenkte den Stock und rief mit britischem Akzent: »Zu Hilfe, zu Hilfe! Man will mich umbringen!«
Er wandte sich in die Richtung der Feierlichkeiten und zwängte sich zwischen eingeklemmten Autos und wartenden Handkarren hindurch. Die Motorräder grummelten im Leerlauf, denn sie hatten das Hotel erreicht - plötzlich heulten die Motoren wieder auf.
Die Jagd war eröffnet.
Kowalski folgte Gray. »Sie haben angebissen.«
6:33 Washington, D.C.
EIN KLOPFEN AN der Tür ließ Painter zusammenschrecken. Er wäre auf seinem Stuhl um ein Haar eingenickt,
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