Sigma Force 05 - Das Messias-Gen
Kofferraum des Taxis vor ihm und wandte sich in Richtung Festzug. Seine Stiefel dröhnten auf dem Autodach und der Motorhaube wie Paukenschläge - dann sprang er auf den nächsten Wagen in der Schlange und polterte über die Dächer der Limousinen, Taxis und Kombis hinweg. Da die Fahrzeuge Stoßstange an Stoßstange standen, kam er hier oben schneller voran als auf ebener Erde.
Gray blickte sich über die Schulter um. Wie er gehofft hatte, war er von den Verfolgern bemerkt worden. Um nicht abgehängt zu werden, waren drei von ihnen ebenfalls auf den Hochweg übergewechselt. Sie näherten sich aus drei verschiedenen Richtungen, doch ihr Gleichgewicht war zu prekär, als dass sie bereits einen Schuss hätten riskieren können.
Indem er sich mit Mastersons Spazierstock abstützte, näherte Gray sich in weiten Sätzen dem lärmenden Fest. Er musste die drei Männer von den Motorrädern weglocken.
Teile und siege.
Gray schlitterte über das Dach eines Lieferwagens und musterte das hinter ihm liegende Menschenmeer. Allerdings war jetzt ein Hai darin unterwegs. Kowalski war nicht zu sehen, doch sein Wirken machte sich bereits bemerkbar. Weiter hinten schob sich das vorderste Motorrad neben einen Laster. Als es dessen Motorhaube erreicht hatte, richtete sich der Fahrer plötzlich kerzengerade auf und schüttelte sich am ganzen Körper. Gray vernahm ein gedämpftes Ploppen, ähnlich dem Knattern der Feuerwerkskörper der Feiernden.
Fahrer und Motorrad versanken im aufgewühlten Meer.
Kowalski selbst trat nicht in Erscheinung. Da die Verfolger nur für Gray Augen hatten, hatte er sich unbemerkt zurückfallen lassen, abgewartet und dann den vorbeikommenden Fahrer aus nächster Nähe mit seinem schallgedämpften M4-Karabiner ausgeschaltet.
Der Hai aber hatte seine Jagd in diesen Gewässern noch nicht beendet.
Gray überließ Kowalski seinem blutigen Handwerk und eilte weiter dem Chaos der Feiernden entgegen. Es wurde gesungen, getanzt, gejohlt, gelacht und geschrien. Hörner plärrten, Becken schepperten. Gefeiert wurde Janmashtami, die Geburt Krishnas.
Von seiner erhöhten Position aus sah er Gruppen von Tänzern, die den Ras Lila tanzten, einen traditionellen Manipuri-Tanz, der Krishnas frühe Jahre darstellte, als er mit Melkerinnen allerlei Schabernack angestellt hatte. In der dicht gedrängten Menge waren auch Gruppen junger Männer zu sehen, die menschliche Pyramiden bauten und an die Tongefäße heranzukommen suchten, die an Drähten über der Straße hingen. Die Töpfe, Dahi-handi genannt, waren mit geronnener Milch und Butter gefüllt. Das Spiel empfand die Streiche des jungen Krishna nach, der mit seinen Kameraden zusammen den Nachbarn Butter stibitzt hatte.
Von der Menge wurden sie lautstark angefeuert.
»Govinda! Govinda!«
Ein anderer Name für Krishna.
Gray rannte über die Autodächer auf die Feiernden zu. Da die Hauptstraße gesperrt war und der Verkehr umgeleitet wurde, endete Grays Hochweg an der Straßenparty. Von der Motorhaube des letzten Taxis in der Reihe sprang er in das Gewühl hinunter.
Er landete inmitten der Feiernden, warf den Hut und das weiße Sakko ab und verschmolz mit der Menge. In der einen Hand hielt er den Spazierstock, mit der anderen presste er die Pistole an den Oberschenkel und schob sich so durchs Gewimmel. Er hielt auf die Geschäfte und Imbiss-Karren zu, die den Platz säumten.
Sein Plan sah vor, sich mit Kowalski an der Nordwestecke des Platzes zu treffen. Die Festung wollten sie erst aufsuchen, wenn sie sicher waren, dass sie die Verfolger abgeschüttelt hatten. Gray gelangte zu einem Gebäude mit einer Feuertreppe. Die Metallleiter war heruntergeklappt, auf den Balkonen drängten sich Zuschauer. Gray kletterte zum ersten Stock hoch, wo er die Menge im Auge behalten und nach Kowalski Ausschau halten konnte.
Dort angelangt, machte er einen seiner Verfolger aus, der soeben von der Motorhaube eines Lasters ins Gewühl sprang. Seine beiden Komplizen waren bereits mitten unter den Feiernden. An ihren schwarzen Motorradhelmen waren sie leicht zu erkennen. Der eine bückte sich und hob einen schmutzigen, zerknautschten weißen Hut auf. Angewidert und frustriert schleuderte er ihn von sich.
Gray hoffte, sie würden einsehen, wie aussichtslos ihr Vorhaben war. Doch so glatt sollte es nicht laufen.
Plötzlich tauchte Kowalski auf. Sein Sakko war zerrissen. Seine Hände waren leer, seine Wange blutig. Sein auffälligstes
Erscheinungsmerkmal war freilich seine Größe. Den
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